1989

Ehemalig ist nämlich das Stichwort. Lediglich die letzten drei Songs, "This Love", "I Know Places" und "Clean" weisen Taylors Lieblingsinstrument, die Akustikgitarre, auf. Dies wurde bereits in dem Moment, als die erste fulminante Single, "Shake It Off" (Musikvideo zu "Shake It Off"), veröffentlicht wurde, kontrovers diskutiert – ebenso wie der Opener, "Welcome to New York". Der treibende Beat vom letzten Auftaktsong, "State Of Grace", wird hier nur getoppt. Passend zur pulsierenden Großstadt – sollte man meinen. New York wird hier als Sinnbild eines Neuanfangs verwendet, hier kann man alles sein, was man will, egal, was – oder wen – man zurücklässt. "It's been waiting for you" – vermutlich eher nicht. Doch man mag Taylors Optimismus und wird reingesaugt in ihre bunte, flirtende Welt.

Die Aufmachung von "1989", ihrem fünften Studioalbum, überzeugt ebenfalls, weshalb man auf einen lieblosen Download verzichten sollte. Das Polaroid-Thema, das sich auch im melancholischen "Out of the Woods" textlich finden lässt ("You took a polaroid of us"), wird nicht nur im Booklet konsequent durchgezogen – das Album kommt auch mit einer kleinen Hülle an "echten Polaroids" von Taylor daher. Jedes Bild zeigt sie in einer anderen Pose, einem anderen coolen Outfit, die Lippen stets rot. In ihrer eigenen Schrift stehen Songzeilen darunter.

Vermutlich sind es deswegen so viele Polaroids für den Zuhörer, weil es so viele erinnerungswürdige Songzeilen auf "1989" gibt – noch viel mehr, als dort Erwähnung finden. Taylor war schon immer eine herausragende Songwriterin, doch nun kommt sie völlig auf den Punkt. Vielleicht, weil sie den Mantel des Verliebtseins abgelegt hat. Ruhig ist es um ihr Datingleben geworden, früher jagte eine Schlagzeile die andere. Jeder Verflossene selbst eine Größe im amerikanischen Musik- oder Filmbusiness – oder gar ein Kennedy. Taylor zog sich nach ihrer Verbandelung mit Harry Styles von One Direction zurück ins Privatleben, verbrachte viel Zeit mit engen Freundinnen wie Sängerin Lorde und Model Karlie Kloss sowie ihren Katzen. Kein Wunder, dass eine lebensbejahende Partyplatte dabei herausgekommen ist.

Und eine, die sich unterscheidet von all den lebensbejahenden Partyplatten ehemaliger Disneysternchen. Taylor wählt nicht den Weg des "bad girl", auch, wenn sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Sie wählt den Weg perfekt gemachter Popmusik. So beherrschen Synthesizer die dreizehn Songs – Taylors Lieblingszahl. In der Deluxe Edition sind es natürlich noch ein paar mehr. Egal, ob sie wie in "Out of the Woods" eine Geschichte von Krankenhausaufenthalten und durchgetanzten, durchgefahrenen Nächten erzählt, sich in "Blank Space" durchaus bewusst ist, wer sie ist und wie ihr Einfluss auf die Männerwelt aussieht ("You heard about me", singt sie da mit Selbstbewusstsein in der Stimme) oder in "Style" komplimentiert "You got that James Dean daydream look in your eyes" – alles lädt zum Mitsingen ein.

Fazit

"1989" ist fantastisch produziert und klingt wie der Soundtrack zu einem Modefilm. Manchmal auch wie The Naked and Famous. Das sind völlig neue Wege, doch für jemanden, der bereits so lange im Geschäft ist, die richtigen. Es bleibt also spannend, wann das Album über die große Liebe kommt, aber für den Anfang reicht auch ein Album über gar keine Liebe.

Anspieltipps

Welcome to New York

Shake It Off

Bad Blood

How You Got the Girl

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TaylorSwift.com

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