Bewertung
Crippled Black Phoenix

White Light Generator

Beim britischen Kollektiv Crippled Black Phoenix bleibt dieses Jahr alles beim Alten: Nach "(Mankind) The Crafty Ape" veröffentlichen sie erneut ein überlanges, bedeutungsschweres Konzeptalbum, das sich mit seinem Vorgänger nicht nur Stärken und Schwächen teilt, sondern auch die Tatsache, dass man schon wieder einen neuen Sänger am Start hat.

Foto: Crippled Black Phoenix - "White Light Generator" - Copyright: Mascot Label Group
Crippled Black Phoenix - "White Light Generator"
© Mascot Label Group

John Vistic, der kurz nach dem Erscheinen von "Mankind" den damaligen Sänger Joe Volk am Mikro abgelöst hatte, ist schon wieder Schnee von gestern; an Bord geholt hat Justin Greaves nun den Schweden Daniel Änghede – laut eigener Aussage hat sich Greaves damit einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Die vielen Wechsel am Mikro klingen tragischer, als sie es tatsächlich sind – letztendlich sind Erkennungsmerkmal und Stärke von Crippled Black Phoenix ohnehin etwas anderes: Atmosphäre, Spannungsbögen, diese unglaubliche Wucht, die ihre Kompositionen bisweilen an den Tag legen. Und daran hat sich auch mit dem neuen Sänger und auf der neuen Platte nichts geändert.

Ihrer Liebe zum Konzeptalbum und zusammenhängenden Songtiteln bleiben sie ebenso treu wie ihrer Neigung zu überlangen Songs mit Spoken-Word-Passagen; der von ihnen mitgeprägte Begriff "Endzeitballade" ist besonders auf der zweiten Albumhälfte ständig präsent. Stimmungstechnisch und im Grunde auch stilistisch erfolgt diesmal ein klarer Schritt: Greaves teilt das neue Material in eine "Black Side" und eine "White Side" ein; man kann es sich schon denken: In dunkle, düstere, schwer verdauliche Brocken und in zumindest etwas hoffnungsvollere, aber nicht weniger umfangreiche Stücke.

Während "Mankind" großzügig in den Topf mit den klassischen Progrock-Stilmitteln griff, hält sich "White Light Generator" diesbezüglich auch auf der ersten Albumhälfte etwas zurück, feuert aber immer noch genügend brachiale, bildgewaltige Melodien auf den Hörer ab, um erneut eine Linie zu Pink Floyd und Co ziehen zu können. Schon beim Einstieg, einem bittersüßen Cover des 50-Jahre-Songs "Sweeter Than You", der irgendwie fehl am Platz wirkt, ahnt man schon, was da noch an Wuchtigem folgen muss. "NO!", das sich in zwei Teile aufteilt, zeigt auf insgesamt 12 Minuten Länge die Beweglichkeit der Band zwischen Post-, Hard- und Progrock, den Vogel schießt aber "Let's Have An Apocalypse Now!" ab: Galoppierende Drums, ein epischer Chorgesang und ein bärbeißiges Riff würden den Song in der Tat zu einem ausgezeichneten Soundtrack für diverse Endzeit-Filme machen.

Die überaus beunruhigende Überleitung zwischen den beiden Albumteilen bildet ein unbetitelter, von einem Schauspieler gesprochener Monolog – nach diesen beklemmenden Momenten freut man sich umso mehr über die nicht ganz so anstrengenden Endzeitballaden der "White Side". Im besten Fall ("Wake Me Up When It's Time to Sleep", "Caring Breeds the Horror") erinnern sie an das große "I, Vigilante" aus dem Jahre 2010 – im schlimmsten Fall ("You'll Be Murdered") haben sie einige Längen oder wirken etwas melodramatisch ("We Remember You").

Fazit

"White Light Generator" zeigt eine Band, die auf durchaus hohem Niveau stagniert –souverän liefern sie ein weiteres Mammutwerk zwischen Prog- und Postrock ab, das im Vergleich mit dem Vorgängeralbum nicht besser oder schlechter als dieses abschneidet: Atemberaubende Songmomente und atmosphärische Endzeitsongs leiden etwas an der Tatsache, dass auch "White Light Generator" einen Tick zu lang ausgefallen ist und man das Album um drei, vier Stücke hätte kürzen können.

Anspieltipps

Let's Have An Apocalypse Now!

Northern Comfort

Wake Me Up When It's Time to Sleep

Tracks

1.Sweeter Than YouBlack Side
2.NO! Part 1
3.NO! Part 2
4.Let's Have An Apocalypse Now!
5.Black Light Generator
6.Parasites
7.___________
8.Northern ComfortWhite Side
9.Wake Me Up When It's Time to Sleep
10.Caring Breeds the Horror
11.You'll Be Murdered
12.We Remember You
13.A Brighter Tomorrow

Stephanie Stummer - myFanbase
25.03.2014

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