Bewertung
Deerhunter

Monomania

Das neue Album von Deerhunter klingt so, als würde die Band einen Schrottplatz unsicher machen – es bleibt soweit also alles beim Alten: Eigensinnige, eigenbrötlerische Songs versuchen konsequent das zu vertuschen, was sie eigentlich sind: unwiderstehlich.

Foto: Deerhunter - "Monomania" - Copyright: 4AD/Beggars Group
Deerhunter - "Monomania"
© 4AD/Beggars Group

"Ambient Punk" hat Bradford Cox als Bezeichnung für die Musik seiner Band ausgewählt – es passt, es fällt einem ohnehin nichts Besseres ein. Es ist das mittlerweile fünfte Album von Deerhunter - und nach wie vor hört man ihre Songs mit einer Mischung aus Faszination und Irritation.

Versteht man "Neon Junkyard" noch als kratzbürstiges Intro, gehört schon mehr als ein bisschen Exzentrik dazu, einen Song wie das einer Wurzelbehandlung gleichende "Leather Jacket II" gleich an zweiter Stelle zu bringen. Während jede halbwegs vernünftige Band Experimente ans Ende eines Albums packt, werfen Deerhunter ihren Hörern diese Ton gewordene Erinnerung an den letzten Zahnarztbesuch beinahe herausfordernd und wie selbstverständlich hin.

"Monomania" zeigt sich im weiteren Verlauf weniger nervenaufreibend – als Musik der Marke "gehobener Indierock, erst zu erarbeiten" kann man die Songs trotzdem nicht so einfach bezeichnen. "The Missing", "Dream Captain" und "Back to the Middle" können noch so sehr vortäuschen, dass sie launige Ohrwürmer sind – es bleibt immer eine leicht schizophrene Ausstrahlung, ein ständiges Schwanken zwischen Gefälligkeit und Gehässigkeit. Sture Instrumente, die gegeneinander und kaum zugunsten des Songs arbeiten, tun ihr Übriges für dieses verwackelte Bild. Selbst Bradford Cox, der mit schlafwandlerischer Sicherheit stets die richtige Klangfarbe für seinen Gesang wählt, wirkt nicht nur unglaublich charismatisch, sondern vor allem auch unglaublich irre.

Fazit

Wie es oft ist, wenn Genie und Wahnsinn so spürbar nahe beieinander liegen, kann man seine Augen (in diesem Fall Ohren) vor Faszination nicht davon lassen – und so eigen und bizarr sich die Songs auf "Monomania" auch nach mehreren Durchgängen noch anhören, ihrer Sogwirkung kann man sich nur schwer entziehen.

Anspieltipps

The Missing

Dream Captain

Blue Agent

Back To The Middle

Artistpage

Deerhunter the Band Blog

Tracks

1.Neon Junkyard
2.Leather Jacket II
3.The Missing
4.Pensacola
5.Dream Captain
6.Blue Agent
7.T.H.M.
8.Sleepwalking
9.Back to the Middle
10.Monomania
11.Nitebike
12.Punk (La Vie Antérieure)

Stephanie Stummer - myFanbase
09.08.2013

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