Bewertung
OneRepublic

Native

Seit dem Singlehit "Apologize" aus dem Jahr 2007 und dem Debütalbum "Dreaming Out Loud" der Jungs hat sich einiges getan. Es sind nicht nur mehr ausgekoppelte Hitsongs ins Archiv von OneRepublic gewandert, die gerne auch mal als Soundtrack dienen. Die Band hat sich insgesamt zudem sehr weiterentwickelt und klingt musikalisch reifer. Schon ihr Vorgänger-LP "Waking Up" machte dies deutlich und wirkt im Gesamtbild geschlossener, runder und abwechslungsreicher als das gute aber nicht brillante Debütwerk. Beim neuen dritten Album "Native" ist der Entwicklungsprozess erneut deutlich fortgeschritten und es hat sich für die Gruppe gelohnt, sich Zeit zu lassen.

Foto: OneRepublic - "Native" - Copyright: Interscope Records
OneRepublic - "Native"
© Interscope Records

OneRepublic zählt zu einer dieser Bands, die ich musikalisch für unterschätzt halte. Die ihnen gerne mal untergejubelte Unterstellung lediglich aalglatte, kommerzielle, chart- und radiotaugliche Musik zu machen, trifft nur im geringerem Maße zu. Es ist viel schwieriger der Musik dieser Gruppe einen Stempel aufzudrücken, da sie ihre ganz eigene Nische gefunden hat. Dies liegt auch vor allem am talentierten Songwriter Ryan Tedder, dem Aushängeschild von OneRepublic, der gerne auch anderen Künstlern schicke Songs serviert. Bei OneRepublic ist es so, dass die Lieder trotz der herkömmlichen Produktion, häufig eine Vielschichtigkeit und tiefer gehende Ausstrahlung aufweisen.

Wie es auf "Native" erneut zu hören ist, besitzt die Band rund um Mister Tedder, ein unheimlich gutes Gespür für fein gesponnene, eingängige Melodien, die in einem sofortiges Wohlgefühl erzeugen. Der Song "Counting Stars" ist der geeignete Opener-Song für das Album, jener der sich mit eingängigen Strophen, einer sich abhebenden Bridge und dem knackigen Refrain sofort hervortun kann. Er widerspiegelt effektiv den derzeit musikalischen Trend der "blumigeren, natürlicheren" Art der Popmusik und wird mit den perfekten Instrumenten untermalt. Er zählt zu den Favoriten von mir und macht sofort Lust zu mehr. Den als Single ausgekoppelten Song "If I Lose Myself" bekam ich wochenlang nicht mehr aus dem Kopf. Hier treffen typische Dancesound-Elemente auf mitreißende Gitarrenklänge und einen satten Beat. Das Lied weist ein schwungvolles Tempo auf, welches sich elegant durch die Strophen zieht, um den Refrain zu beschleunigen. Besonders der "Twinkle star keep keep shining"-Part des Liedes macht dieses zu einem waschechten Ohrwurm. So ist die erneute Top-10-Platzierung in den Singlecharts kein Wunder.

"Feel Again" kennt man bereits, da der Song auch für den Til Schweiger-Film "Schutzengel" verwendet wurde. Hier dominieren temporeiche Gitarren und einmal mehr diese süffige, sich sofort einprägende Melodieführung. Der vierte Song "What You Wanted" klingt soundmäßig frisch, dennoch wirkt er durch die penetranten Synthies im Sound etwas künstlich aufgedonnert. Dennoch strahlen die Strophen Wohlgefühl aus, dem man sofort lauscht. Der Refrain selbst ist jedoch eine Spur zu simple gestrickt und besteht nur aus "Is that what you wanted?" So direkt gefragt ist die Antwort nein. Refrains sollen einem Song die Krone aufsetzen. Damit kann das darauf folgende Lied "I Lived" viel besser dienen, das sehr akustisch anfängt und sich dann schön steigert und im Refrain komplett entfaltet. Es zählt zu den besten Stücken der LP.

Wo Licht ist, ist auch meist - zumindest hier etwas - Schatten. Auf "Native" ist das für mich "Light It Up". Ein Song der soundmäßig ziemlich verkorkst rüberkommt, mit Ryans Stimme nicht harmoniert und auch melodisch schwächelt. Jedoch überzeugt mich der Gitarrenpart zwischendurch sehr. Der Song könnte für den Einen interessant klingen für mich jedoch weniger. Richtig überraschen kann Ryan mit seinem Falsettgesang in "Can't Stop", wobei er bis an seine stimmliche Grenze geht. Es gelingt ihm ziemlich gut und auch in den anderen Details punktet das Lied sehr. Es zieht einen melodisch gleich von Beginn an in den Bann. Es ist etwas zu vergleichen mit einem "bizarren Unfall" von dem man den Blick - hier die Ohren - nicht abwenden kann. OneRepublic beweisen somit auch Mut und es geht im genannten Lied total auf. "Au revoir" erinnert mich sehr an die Ballade "All This Time" vom Vorgängeralbum. Das Lied ist aber nicht im selben Ausmaße intensiv, ich bekomme dabei eine viel geringere Gänsehaut, dennoch ist es sehr hübsch umgesetzt. Mit vielen Streichern und hübschen Klavierklängen ist es die typische Ballade für die romantische Zweisamkeit oder um ein Buch in der Badewanne nebenher zu lesen.

"Burning Bridges" ist mit seinem Mix aus knackigen Beats, wieder mal süffig klingender Melodieführung und dem gewissen Etwas ein wahrer Burner. Der Beat erinnert jedoch sehr auffällig an den früheren Song „Good Life“ der Gruppe. Das Lied ging mir sofort unter die Haut und zählt für mich zu der Top 3 der besten Stücke auf "Native". "Something I Need" schlägt so ziemlich in die selbe Kerbe wie "I Lived", stampft nur etwas munterer umher. "Preacher" wartet mit Gospel-Anleihen und butterweichen Synthiesound auf, und stellt mit dem eingängigen, berührenden und kuschelweichen Arrangement für einige DAS Highlight dar. Auch ich würde mir wünschen, dass der Song als Single ausgekoppelt wird. "Don't Look Down" stellt dann einen schicken Ausklang der dritten OneRepublic-Musiksammlung dar.

Fazit

Die Band ist erneut soundtechnisch und Ryan stimmlich gereift. "Native" stellt als LP eine Sammlung hübscher Songs dar, das stellenweise wahre Highlights hervorbringt. Diese machen deutlich, dass OneRepublic noch nicht ganz 100%ig das Potential abschöpft, das die Band inne hat. So bleibt etwas Luft nach oben für die Zukunft. Doch auch in diesem Ausmaß ist es mehr als nur zufriedenstellend.

Anspieltipps

Counting Stars

If I Lose Myself

Feel Again

I Lived

Can't Stop

Burning Bridges

Preacher

Artistpage

OneRepublic.com

Tracks

1.Counting Stars
2.If I Lose Myself
3.Feel Again
4.What You Wanted
5.I Lived
6.Light It Up
7.Can't Stop
8.Au Revoir
9.Burning Bridges
10.Something I Need
11.Preacher
12.Don't Look Down

Samuel W. - myFanbase
14.06.2013

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