Bewertung
British Sea Power

Machineries of Joy

Seit ihrem letzten Album "Valhalla Dancehall" haben British Sea Power einen Haufen EPs auf ihrem eigenen Label "Golden Chariot" veröffentlicht. "Machineries of Joy" darf man sozusagen als Best Of dieser EPs verstehen - für alle, die es nicht auf ihre Konzerte schaffen, um sich mit neuem Material einzudecken, und die im Online-Shop der Band nicht anders konnten, als dann doch die tollen "British Tea Power"-Tassen zu bestellen.

Foto: British Sea Power - "Machineries of Joy" - Copyright: Rough Trade
British Sea Power - "Machineries of Joy"
© Rough Trade

Trotz ihrer offensichtlichen Liebe zu Hymnen und einer gewissen Dramatik sind British Sea Power eine Band, die ihre Songs stets ein bisschen aus der Ferne betrachtet, nie hudelt, sondern gemächlich, aber selbstbewusst ihre Klangteppiche knüpft. Vielleicht liegt es auch daran, dass man dem Über-Genre "Indierock" stets gern ein "erwachsener" zuvorstellen will; die Ausstrahlung ihrer Songs pendelt sich jedenfalls irgendwo zwischen mystisch und reif ein.

So gemächlich, wie sich das Instrumentengeflecht in "Spring Has Sprung" unter dem Gesang ausbreitet, so gemächlich muss sich auch der Hörer der trotz allem in sich stimmigen Song-Sammlung annähern: Der Opener "Machineries of Joy" tut sich noch leicht, verwandelt sich recht schnell in die unaufdringliche Hymne, die nur die Wilkinson-Brüder schreiben können. Das folgende "K-Hole" überrumpelt einen mit seiner Auf-Teufel-komm-raus-Fetzigkeit jedes Mal auf ein Neues, "Hail Holy Queen" gehört schließlich schon mehr in die Mystik-Ecke, wo sowieso alles etwas anders funktioniert.

Abgesehen davon, dass "Hail Holy Queen" sich dann als ein unkaputtbarer Favorit entpuppt, wird auch klar, dass Hamilton nach wie vor der Lieblings-Wilkinson-Bruder bleibt, selbst wenn er verhältnismäßig selten hinters Mikro gepflanzt wird. Wie viel Rührung und Melancholie seine Stimme hervorrufen kann, wissen wir schon seit "Open the Door", nun fügt er dem Ganzen noch etwas Ätherisches, Geheimnisvolles hinzu. Dieses Geheimnisvolle findet im letzten Song "When a Warm Wind Blows Through the Grass" übrigens seinen Höhepunkt – mit mehr Geflüster als tatsächlichem Gesang, nervös stimmender, verhaltener Instrumentierung und Geisterstunden-Atmosphäre.

Dass die Stimmen der beiden Brüder auch gemeinsam gut funktionieren, zeigen sie im auf jeden Fall eingängigsten Song namens "Loving Animals", bei dem sie immer wieder inbrünstig "I want you to know that it's wrong, man" wiederholen. Es ist einer der wenigen Songs auf "Machinieries of Joy", die sofort zünden; besonders die zweite Hälfte des Albums benötigt einige Zeit und bleibt selbst dann noch fein ausgetüftelter Indierock, den man sich ganz bewusst anhören muss, damit er nicht belanglos erscheint.

Fazit

Behutsam und stilbewusst arrangieren British Sea Power ihren anspruchsvollen Indierock auf "Machineries of Joy" – manchmal vielleicht einen Tick zu behutsam und sorgfältig. Aber spätestens bei einer Tasse Tee der Marke "British Tea Power" nimmt man sich gerne die Zeit, die dafür notwendig ist.

Anspieltipps

Hail Holy Queen

Loving Animals

Monsters of Sunderland

When a Warm Wind Blows Through the Grass

Artistpage

BritishSeaPower.co.uk

Tracks

1.Machineries of Joy
2.K Hole
3.Hail Holy Queen
4.Loving Animals
5.What You Need the Most
6.Monsters of Sunderland
7.Spring Has Sprung
8.Radio Goddard
9.A Light Above Descending
10.When a Warm Wind Blows Through the Grass

Stephanie Stummer - myFanbase
27.04.2013

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