Bewertung
Junip

Junip

Als im September 2010 mit "Fields" der erste Longplayer der schwedischen Formation Junip in die Läden kam, war Begeisterung die allgemeine Reaktion der Kritik. Der einzigartige, mitreißend-melancholische Klang, den José González, Elias Araya und Tobias Winterkorn mit ihrer eigenwilligen Kombination aus Gitarre, Moog, Percussion und Gesang produzieren, zeugte von einer hypnotisierenden Originalität. Nun meldet sich das Trio mit dem immer so schweren Zweitalbum zurück – und schien sich damit gar nicht schwer getan zu haben.

Foto: Junip - "Junip" - Copyright: City Slang
Junip - "Junip"
© City Slang

Hypnotisierend – ja, das ist wohl das adjektiv, dass die Musik von Junip am besten beschreibt, sowohl auf ihrem Debüt "Fields" als auch auf diesem selbstbetitelten Nachfolgealbum. Dabei verfällt Junip oft in ein sehr düsteres Ambiente, in eine nachdenkliche, dunkle Klangwelt, evoziert durch ausgedehnte Moog-Akkorde, González' einzigartiger Stimme und den gedankenvollen Songtexten. Genau diese besondere Stimmung erzeugt bereits das Eingangslied "Line of Fire", das einen nahezu epischen Einstieg in das Album verschafft. "No one else around you / no one to understand you / no one to hear your calls," singt González, während sich im Hintergrund die Melodie immer mehr aufbäumt. Die psychadelische Hypnose ist wieder da.

In diesen eher düsteren Gefilden bewegen sich auch Lieder wie "Your Life Your Call", teilweise auch "So Clear", doch insgesamt hat man das Gefühl, dass Junip vergleichsweise leichtere Töne anschlägt als bisher. Eine neue Leichtigkeit zieht sich durch dieses Album, das zwar sehr schwermütig ist, aber von Momenten kurzer Klarheit, von kurzen Hoffnungsschimmern durchzogen ist. Diese Ambivalenz aus dramatisch-desolat und spielerisch-optimistisch verkörpert beispielsweise "Beginnings" sehr gut oder auch das rockige "Villains". Fast schon fröhlich wirken Songs wie "Walking Lightly" oder das erfrischende "Baton", das mal fast ganz auf die Moog verzichtet und dafür González' Gitarrenkünste wieder in den Mittelpunkt rückt und bei dem sich dessen lateinamerikanische Wurzeln bemerkbar machen, gerade in den rhythmischen Arrangements.

Vom Sound ist "Junip" letztlich die logische Konsequenz aus "Fields", eine Mischung aus bekannten Elementen zu neuen Werken, die aber relativ wenig Variation im Vergleich zum ersten Album bieten. Junip bleibt seinem einzigartigen Stil treu, hätte abseits der zum stärker Einsatz kommenden Synth-Klänge aber vielleicht noch ein kleines bisschen mehr wagen können, ein bisschen mehr Experimentierfreude zeigen können. Es wäre vielleicht noch mehr Potential zur Weiterentwicklung dagewesen. Doch muss man vor den Schweden angesichts dieses tollen Follow-Up-Albums dennoch den Hut ziehen, denn wer kann schon behaupten, auf dem zweiten Album dieselbe Qualität, dieselbe Einmaligkeit seines Debütalbums quasi in gleicher Perfektion zu reproduzieren? Nicht viele.

Fazit

Auch wenn man ein wenig die Experimentierfreude vermisst, so ist "Junip" ein grandioses zweites Album von José González, Elias Araya und Tobias Winterkorn, die sich hier endgültig als eine der aktuell originellsten Indiebands etablieren. Ein nachdenklich stimmendes, interessantes, hypnotisierendes Album.

Anspieltipps

Line of Fire

Walking Lightly

Baton

After All Is Said And Done

Artistpage

Junip.net

Tracks

1.Line of Fire
2.Suddenly
3.So Clear
4.Your Life Your Call
5.Villain
6.Walking Lightly
7.Head First
8.Baton
9.Beginnings
10.After All Is Said And Done

Maria Gruber - myFanbase
17.04.2013

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