Bewertung
Volbeat

Outlaw Gentlemen & Shady Ladies

Was kann man wohl von Metalbands erwarten, die man über das Radio für sich entdeckt hat? Und wohl gemerkt, nicht über eine Metalstation, sondern im ganz normalen, alltäglichen 08/15-Gedudel von Antenne Bayern oder Radio Gong. "Fallen" aus dem 2010er-Album "Beyond Hell/Above Heaven" war eigentlich gar nicht so lasch, als das man es der breiten, Pop- und R&B-Gemeinde hätte präsentieren können. Natürlich hatte es einen unglaublich eingängigen Refrain und insgesamt eine recht ordentlichen, nicht allzu harten Songaufbau, doch man merkte schon recht bald, dass hinter dem Song deutlich mehr Substanz und deutlich mehr Härte steckt als hinter Radiorock a la Nickelback.

Foto: Volbeat - "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies" - Copyright: Vertigo Berlin
Volbeat - "Outlaw Gentlemen & Shady Ladies"
© Vertigo Berlin

Interessanterweise war "Fallen" damals der deutlich schwächste Song auf dem Album der Dänen. Vielleicht war es ja auch nur ein kluger Schachzug, den eigenen Namen ins Gespräch zu bringen. Denn wohlgemerkt ist nicht jeder Metaller gleichzeitig ein Freund von sinnlosem Gebrülle und ohrenbetäubenden Krach durch verstimmte Gitarren. Sicher, manch ein Anhänger von Thrash- oder Speedmetal könnte Volbeat nun als Luschenmetal abtun, aber es gibt sicherlich auch die gediegeneren Freunde guter, handgemachter und etwas lauterer Musik, die sich an dem neuen Album erfreuen könnten.

"Outlaw Gentleman & Shady Ladies" beginnt dabei auf recht ungewöhnliche weise und zwar mit einem kurzen Instrumentalstück im Country-/Westernstil. Gut, es passt zum Titel und angeblich soll es in den meisten Song um Revolverhelden im 19. Jahrhundert gehen. Lassen wir uns also einfach mal darauf ein und schütteln, wie das Intro es vorschlägt, ein bisschen Staub ab, damit wir bereit sind für neue Dinge.

Und mit "Pearl Hart" geht es dann schon wieder gewohnt hart und knackig zur Sache. Und sobald Frontsänger Michael Schon Poulsen zum Mikrophon greift, ist es um mich geschehen. Diese Stimme ist einzigartig und geht unter die Haut. Sie ist so anders, so dunkel und melodisch, dass ich mich manchmal frage, ob es wirklich seine eigene Stimme ist oder ob sie irgendwie künstlich verzerrt ist. "Pearl Hart" macht unglaublich viel Spaß, ist schön schnell und punktet mit großartigen Riffs und dem ein oder anderen Tempowechsel.

Ganz anders dagegen klingt der anschließende Song "The Nameless One". Es geht hier härter zur Sache. Und ganz plötzlich taucht dieser völlig unerwartet melodische Chorus auf, der am Anfang etwas befremdlich wirkt, dem Song aber einen ungewöhnlichen Touch gibt.

Nach nur zweit Songs ist klar, auf "Outlaw Gentleman & Shady Ladies" muss man mit allem rechnen. Volbeat lassen sich in keine Schublade stecken. Das folgende "Dead But Rising" bietet gute Riffs und eine angenehme Härte, die jedoch mit dem nächsten Song schon wieder ein gutes Stück abgemindert wird. "Cape of Our Hero" klingt schon fast wieder radiotauglich und überrascht schon in den einzelnen Strophen mit einer poppigen Melodie, die ins Ohr geht und sicherlich auch Nickelback-Fans da draußen gefallen dürfte. Natürlich hat das ganze ab hier mit Metal nicht mehr viel zu tun, aber gute Laune macht der Song trotzdem.

Und wenn man sich dann von dem schönen, melodischen Rock-Nümmerchen hat einlullen lassen, holt Volbeat einen wieder in die harte Realität zurück. "Room 24" klingt schwer und alles andere als gediegen. Es geht richtig zur Sache und irgendwie macht sich ein Grinsen auf meinem Gesicht breit, denn das Album ist nicht das, was ich erwartet habe. Es ist wesentlich mehr.

Es folgen mit den beiden Songs "My Body" und "Lola Montez" im Anschluss wieder zwei absolut gute Laune Rocksongs mit einem eingängigen Refrain, der zum Mitwippen und spätestens beim zweiten Durchgang zum Mitsingen einlädt, ehe dann "Lonesome Rider", fast schon ein Stück weit Powermetal ähnliche Züge annimmt und nicht zuletzt durch die weibliche Unterstützung einen interessanten Touch verliehen bekommt. "The Sinner is You" schlägt danach wieder etwas gemächlichere Töne an, auch wenn man den Song keinesfalls als Ballade bezeichnen darf. Aber er bringt etwas Ruhe ins Album und das ist auch gut so.

"Doc Hollywood" holt dann noch einmal alles raus, was vorher vielleicht ein wenig zu kurz gekommen ist und wartet dann doch wieder mit etwas ungewöhnlichem auf – einem Banjo. Metal und Banjo, passt das zusammen? Auf schräge Art und Weise ja, tut es!

Und dann kommt sie doch noch, die Ballade. Eine richtige Ballade, die dieses mal wirklich den Namen verdient hat. "Our Loved Ones" schließt das Album ab und als die letzten Takte zu Ende sind, da bleibt man ein wenig sprachlos zurück.

Fazit

"Outlaw Gentleman & Shady Ladies" ist ein großartiges Album für alle Freunde der etwas härteren Gangart, die trotzdem auf gute Melodien und abwechslungsreiche Stimmung nicht verzichten wollen. Vielleicht ist das nicht mehr lupenreiner Metal, den Volbeat hier auf die Scheibe gebrannt hat, aber das Album wirkt stimmig und ausgeglichen und wagt es hin und wieder sogar einmal, ein wenig zu experimentieren. Absolut empfehlenswert. Und zwar jeder einzelne Track davon.

Artistpage

Volbeat.dk

Tracks

1.Let's Shake Some Dust
2.Pearl Hart
3.The Nameless One
4.Dead But Rising
5.Cape of Our Hero
6.Room 24
7.The Hangman's Body Count
8.My Body
9.Lola Martez
10.Black Bart
11.Lonesome Rider
12.The Sinner is You
13.Doc Holliday
14.Our Loved Ones

Melanie Wolff - myFanbase
03.04.2013

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