Mrs. Greenbird

Wenn man ehrlich ist, dann war bislang auch kein einziger Künstler dabei, der es verdient hätte, denn im Grunde warten die wenigen guten Sänger und Sängerinnen zwar mit durchaus passablen Stimmen auf, haben aber nicht genug Wiedererkennungswert und schon gar kein überraschendes Portfolio, mit dem sie sich vom Einheitsbrei der heutigen Künstler absetzen könnten.

Wie erfrischend ist es dann gewesen, als bei der diesjährigen Ausgabe von "X Faktor" das ungleiche Pärchen Sarah Nücken und Steffen Brückner auf die Bühne kamen und eine ganz eigene Performance von Alex Clares Hit "Too Close" zelebrierten, die so voller Seele und Herzblut war, dass man sofort merkte, dass hier zwei Menschen standen, die Musik nicht nur spielten, sondern auch lebten.

Einige Wochen später feierten die beiden schließlich verdientermaßen den Sieg bei der Casting-Show und die Welt kommt nun in den Genuss dieser einzigartigen Stimme Nückens, die so herrlich mit der ihres Partners harmoniert. Es gibt keinen einzigen Song der CD, der den Zuschauer nicht in seinen Bann zieht. Die beschwingten Songs wie "Love Makes You Free" oder "Shooting Stars & Fairy Tales" versprühen unglaublich gute Laune, während "It Will Never Rain Roses" zum Träumen einlädt und einmal mehr die großartigen Songwriterqualitäten von Sarah Nücken in den Fokus rückt.

Doch Goldkehlchen wäre nichts ohne den Mann mit Hut, der sie auf der Gitarre begleitete und ihre Stimme wunderschön umspielt und sich dabei dezent im Hintergrund hält. Steffen Brückner machte schon während der Show keinen Hehl daraus, dass er sich im Hintergrund wesentlich wohler fühlt und das Rampenlicht lieber seiner Partnerin überlässt. Doch gerade der Song "Creep" beweist, dass er sich nicht verstecken braucht und Mrs. Greenbird eben mehr ist als eine Sängerin mit einem talentierten Musiker, sondern ein Duo, das sich perfekt ergänzt und erst gemeinsam zu dem wird, was sie sind.

Ihre Auftritte bei "X-Faktor" waren allesamt wirklich sehens- und vor allem hörenswert und es ist schade, dass es nicht mehr Songs aus der Show auf das Album geschafft haben. Gerade beispielsweise das Duett mit Alanis Morissette war so genial, dass ich mir den Song sofort kaufen würde, gäbe es ihn denn zu kaufen. Aber ich freue mich dann doch "Creep" und "Blitzkrieg Bop" zu finden. Der Rest des Albums stammt gänzlich aus der Feder der beiden Hobbymusiker, die bislang nur nebenbei Musik machten und ihre Brötchen als Sozialpädagogin und Mediendienstleister verdienten. Hoffen wir, dass die beiden ihre Chance nutzen, so viele Menschen wie möglich da draußen mit ihrer wundervollen Musik erreichen und sich so das Gehör zu verschaffen, das sie verdienen.

Fazit

Aus einer fixen Idee, dass eine Teilnahme an einem Casting für "X Faktor" vielleicht doch gar nicht so übel war, entwickelte sich ein wirklich hörenswertes Album, das so herrlich anders ist als alles, was man dieses Jahr aus irgendwelchen Shows gehört hatte. Vielen Dank an Steffen und Sarah für den Mut, ihrem eigenen Ressentiment zu trotzen, sich den kritischen Zuschauern vor der Glotze zu stellen und sie mit faszinierendem Singersongwritercountryfolkpop in ihren Bann zu ziehen.

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