Rebel Soul
Früher stand der Name Kid Rock für Kontroversen und Provokationen. Wann immer Robert James Richie vor die Kamera trat, mimte er den selbstverliebten, großkotzigen Angeber, der es geschafft hatte, Pamela Anderson herum zu kriegen und es noch nicht einmal nötig hatte, dass Menschen für seine Musik bezahlen. Vielmehr rief er seine Fans dazu auf, sich seine Musik illegal zu beschaffen. Und auch wenn man über die Person Kid Rock sagen kann, was man will, so muss man doch gestehen, dass seine Musik ein gewisses Etwas hatte.
Kid Rock verband auf seinem Kultalbum "Devil Without a Cause" krachende Riffs mit Hip-Hop-Elementen und lieferte trotz nicht immer sehr tief gehender Lyrics musikalisch überzeugende Ware. Mit dem 2010er Album "Born Free" verabschiedete sich Kid Rock dann urplötzlich von seinem rüpelhaften Image und kehrte den richtig harten Klängen seiner "Devil Without A Cause"-Zeit endgültig den Rücken. Stattdessen setzte er auf Südstaatencharme und bescherte 2008 nicht nur den Vereinigten Staaten, sondern auch uns Europäern mit "All Summer Long" einen chilligen Sommerhit, der auch Jahre später noch dazu verleiten wird, sich vorzustellen, an einem lodernden Lagerfeuer in Alabama zu sitzen und mit einem eiskalten Bier in der Hand das Leben zu genießen.
Auf "Rebel Soul" hat sich das Gefühl, das sich auf "Born Free" breit gemacht hatte, längst als neuer Sound in Kid Rocks Biographie etabliert. Und was er auf seinem neuem Album abliefert, hat fast immer Hand und Fuß und klingt im Großen und Ganzen stimmig. Es gibt hin und wieder richtig gute Riffs, einen wohl dosierten Einsatz eines Gospelchors und genug Blues, um den Wilden Westen nach Hause ins Wohnzimmer zu transportieren. Schon die erste Singleauskopplung "Let's Ride" schafft es mit einem eingängigen, aber nicht zu flachen Refrain zu überzeugen und wartet dabei mit richtig guten Gitarrenrock auf. "3 Catt Boogie" hingegen bietet dann einen interessanten Mix aus Country und Blues, der nicht nur durch E-Gitarren, sondern vor allem auch durch ein dezent eingesetztes Saxophon und Kid Rocks markante Stimme perfekt abgerundet wird.
Nun könnte man erwarten, dass Kid Rock den durchaus hohen Erwartungen an das neue Album gerecht werden kann, doch leider macht sich nach der Hälfte der Songs ein gewisses Gefühl der Langeweile breit. Was im ersten Drittel der Platte noch ungeheuer interessant klingt, wird spätestens in der Mitte der Scheibe ein klein wenig eintönig. Zwar gibt es immer wieder kleine Lichtblicke, wie interessante Gitarrensoli und im Hintergrund eingestreutem unerwartete auftauchende Instrumente, doch im Großen und Ganzen ähneln sich viele der Songs unglaublich stark.
Mit "Celebrate" gibt es schließlich endlich einmal ein Stück, das an die gute alte Zeit erinnert und mit härteren Klängen aufwarten kann. Doch richtig lösen kann er sich weder von der alten Zeit, noch findet er den Mut, sich völlig auf seinen neuen Sound einzulassen. Auch ein Song wie "Happy New Year", der von der Ballade zum Countryrock mutiert, weckt durchaus die Aufmerksamkeit des Zuhörers, doch leider ist es vor allem am Anfang viel zu langatmig.
Dass es nicht einen einzigen, alles überschattenden Song gibt, der durchweg überzeugen kann, ist für die Platte sicherlich von Vorteil, denn es gibt viele interssante Ansätze und spannende Ideen, die einem immer wieder etwas neues entdecken lassen. Doch bei aller Experimentierfreudigkeit, manchmal vermiesen einem beispielsweise elektronisch verzerrte Stimmen gehörig den Spaß an einem Song und Kid Rock hätte gut daran getan, hier einen Gang zurück zu schalten.
Ein einziges Mal, da blitzt der alte Kid Rock durch. "Cucci Galore" erinnert an längst vergangene Zeiten und dreht für ein paar Minuten das Rad der Zeit zurück. Hier kann Kid Rock beweisen, dass hinter dem langsam alternden Cowboy einst ein kleiner Rock-N-Roll-Rüpel stand, der reichlich Ecken und Kanten aufweist.
Das alles ist jedoch zu wenig, um am Ende wirklich hundertprozentig überzeugen zu können. Aber vielleicht befindet sich Kid Rock ja noch in der Selbstfindungsphase und probiert hier und da noch ein wenig herum, um seinen Sound zu finden.
Fazit
"Rebel Soul" passt wohl eher zu einer entspannten Autofahrt auf einem Highway oder einem lauschigen Sommerabend mit Freunden als zu einem kalten Winterabend mit Glühwein und Omas Plätzchen. Aber auch wenn der Veröffentlichungszeitraum wieder einmal unglaublich schlecht gewählt ist, so lässt sich doch feststellen, dass das Album in sich durchaus stimmig klingt und den guten alten Sound von Bands wie ZZ TOP oder Lynyrd Skynyrd zurück bringt. Für Kid-Rock–Fans der ersten Stunde dürfte das nur schwer zu ertragen sein, für alle anderen ist "Rebel Soul" eine durchaus interessante Scheibe eines einstigen Bad Boys, der seinen Platz in der Welt der Cowboys gefunden hat und entspannt gen Sonnenuntergang reitet und dabei musikalisch eine durchaus gute Figur macht.
Artistpage
Tracks
| 1. | Chickens in the Pen | |||
| 2. | Let's Ride | |||
| 3. | 3 CATT Boogie | |||
| 4. | Detroit, Michigan | |||
| 5. | Rebel Soul | |||
| 6. | God Save Rock n Roll | |||
| 7. | Happy New Year | |||
| 8. | Celebrate | |||
| 9. | The Mirror | |||
| 10. | Mr. Rock n Roll | |||
| 11. | Gucci Galore | |||
| 12. | Redneck Paradise | |||
| 13. | Cocaine and Gin | |||
| 14. | Midgnight Ferry |
Melanie Wolff - myFanbase
15.12.2012
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 19.11.2012Veröffentlichungsdatum (DE): 17.11.2012
Genre: Folk & Country, Blues
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Aktuelle Kommentare
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