Bewertung
Unheilig

Lichter der Stadt

2010 war das Jahr für Unheilig. Mit "Große Freiheit" veröffentlichten die Jungs ihr bis dato erfolgreichstes Album und heimste einen Preis nach dem anderen dafür ein, unter anderem siebenfach Platin, sowie den Echo für das Album des Jahres. Insgesamt 23 Wochen tummelte sich die Band auf der Spitzenposition der deutschen Albumcharts und auch die Singleauskopplungen "Geboren um zu Leben" und das beim Bundesvision Song Contest bekannt gewordene "Unter deiner Flagge" waren kommerziell mehr als erfoglreich.

Foto: Unheilig - "Lichter der Stadt" - Copyright: Universal Music
Unheilig - "Lichter der Stadt"
© Universal Music

Das Nachfolgerwerk "Lichter der Stadt" kommt also nicht darum herum, sich mit seinem erfolgreichen Vorgänger messen lassen zu müssen. Und dabei kann es eigentlich nur den Kürzeren ziehen, egal wie erfolgreich es am Ende werden wird.

Das Album wirkt beim ersten Durchhören bereits ein wenig unausgegoren, so als suche Unheilig nach der richtigen Mitte, um irgendwie jedem Zuhörer etwas zu präsentieren, mit dem er sich auf irgendeiner Art und Weise identifizieren kann. Es gibt richtig kraftvolle Stücke, wie "Eisenmann", die ein wenig an Rammstein erinnern und richtig gut abrocken. Es gibt aber auch Songs, die sich eher so anhören, als stammten sie aus der Feder von Xavier Naidoo oder Herbert Grönemeyer. Und tatsächlich findet sich erster sogar als Gastsänger auf dem Track "Zeitreise" wieder. Zufall oder weiß der Graf ganz genau, wer sein Zielpublikum ist?

"Lichter der Stadt" ähnelt seinem Vorgängern leider in so vielen Punkten, dass es schwer ist, das Album selbst zu bewerten, ohne andauernd Vergleiche zu ziehen. Es wirkt vielmehr, als versuche der Graf sein Erfolgsrezept von 2010 getreut dem Motto "Never change a running system" mit allen Mitteln zu wiederholen. Bereits die erste Singleauskopplung "So wie du warst" klingt Songs wie "Geboren um zu leben" und "Unter deiner Flagge" verdächtig ähnlich. Und auch textlich hält man sich nah an den beiden Vorgängern und klingt dabei stellenweise sehr schwermütig.

Die manchmal arg pathetischen Texte stellen leider auch das größte Problem des neuem Albums dar. Manchmal hat man das Gefühl, dass der Graf einem mit lyrischen Bildern fast schon einprügeln möchte, was in seiner Seele vor sich geht. Dann wiederum wird in die Kiste mit abgedroschenen Floskeln gegriffen und darüber philosophiert, dass "die kleinen Dinge [...] wertvoll [werden]". Das ist für ein Gothic-Rock-Album ein wenig zu weichgespült. Und hin und wieder wirkt das Album sogar wie eine Anleitung zur Trauerbewältigung. Und tatsächlich, die Inspiration zu "Ein guter Weg" holte sich der Graf einst bei einem Besuch eines Hospiz', was sich in dem arg schweren Text niederschlägt.

Trotzdem ist "Lichter der Stadt" nicht durchweg schlecht. Die Songs sind allesamt sehr zugänglich und warten mit sehr eingängigen Refains auf. Man verlässt sich stets auf die dunkle, beruhigende Stimme des Grafen, die die Grundstimmung des Albums hervorragend transportiert. Dies gelingt stellenweise durchaus ganz gut. Das Problem dabei ist allerdings, dass sich das Album eben so anhört, als wäre alles schon mal so oder ähnlich dagewesen.

Fazit

Viel mehr erwähnenswertes lässt sich zu "Lichter der Stadt" leider nicht sagen. Wem "Große Freiheit" gefallen hat oder wer auf niveauvollen deutschen Schlager steht, der wird sicherlich auch an diesem Album seinen Spaß finden. Alle anderen verpassen sicherlich nichts, wenn sie "Lichter der Stadt" ungehört vorbeiziehen lassen.

Artistpage

Unheilig.com

Tracks

1.Das Licht (Intro)
2.Herzwerk
3.So wie du warst
4.Tage wie Gold
5.Wie wir warenfeaturing Andreas Bourani
6.Unsterblich
7.Feuerland
8.Lichter der Stadt
9.Ein guter Weg
10.Ein großes Leben
11.Brenne Auf
12.Zeitreisefeaturing Xavier Naidoo
13.Das Leben ist schön
14.Eisenmann
15.Vergessen
16.Die Stadt (instrumental)

Melanie Wolff - myFanbase
13.04.2012

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