Bewertung
Katie Melua

Secret Symphony

Eigentlich ist sie ganz anders. Eigentlich liebt sie Achterbahnen, nimmt Unterricht für Piloten oder geht Paragleiten und Fallschirmspringen. Eigentlich ist sie ziemlich anders als ihre Musik oder die hübschen Locken vermuten lassen. Ab und zu lässt sie das Image des braven Mädchens auch mal links liegen. Dann gibt der Adrenalin-Junkie ein Konzerte auf einer 300 Meter unter dem Meeresspiegel liegenden Bohrinsel, spielt in Tarantinos "Grindhouse" mit oder macht ein Album mit William Orbit, der für seine elektronischen Spielereien bekannt ist. Leider kam "The House", so der Name jener letzten Veröffentlichung, bei der potentiellen Käuferschaft aber gar nicht gut an. Die wollte wohl lieber die harmlose und liebe Katie der ersten drei Platin-Produktionen.

Foto: Katie Melua - "Secret Symphony" - Copyright: Dramatico Entertainment
Katie Melua - "Secret Symphony"
© Dramatico Entertainment

Und so ist das einzig Wilde, das die 27-jährige Sängerin uns auf "Secret Symphony" bietet, ihr bis zum Bauchnabel reichender Ausschnitt auf dem Cover. Ansonsten wurden die elf Titel mit den bekannten Zutaten gebraut: Eine schöne Stimme mit noch schönerem Timbre über friedlichen Balladen-Klängen, getragenen Streichern und dezentem Jazz-Geklimper. Die Songs stammen wieder zum Großteil von ihrem Hausproduzenten und Entdecker Mike Batt und ihr selbst, vier Stück sind Coverversionen. Die perfekte Hintergrundmusik für Leute, die ihr Dinner for Two bewusst kitschig haben wollen. Für Hollywood-Streifen zu zuckrig, für melancholische Stunden mit zu wenig Tiefgang und Gefühl, für Blues- oder Jazz-Liebhaber zu sehr ein Suchspiel. Wenig von Belang.

Nur ab und zu blitzen sie mal durch, der Charme, der Wiedererkennungswert und die Jazz-Band. In "The Bit That I Don't Get" zum Beispiel, das durch seine Akustik-Gitarre und einen schwingenden Grundbeat recht markant wird. Oder "Nobody Knows You When You're Down and Out", das bluesig verspielt wirkt. Und in "The Walls of the World" ist tatsächlich mal eine Hook da, die hängen bleibt.

Laut kann die aus Georgien stammende Britin nicht, muss sie auch gar nicht. Ruhige Musik hat ja durchaus ihre Daseinsberechtigung, kann traurig sein, chillig oder romantisch und damit die Geschmäcker nicht nur einer Generation ansprechen. Und wenn dann hier und da Jazz-, Swing- oder Blues-Anleihen durchblitzen, kann das wirklich Eindruck machen, siehe Norah Jones, Eva Cassidy oder Aimee Mann. Hier passiert nichts von dem, was Meluas Stimme eigentlich möglich machen würde.

Fazit

Dass Katie Melua mal Europas meistverkaufende Sängerin war, war in Anbetracht der kleinen Zahl sich wirklich im Gehörgang festsetzenden Lieder auch früher schon ein Rätsel. Dennoch waren damals Songwriting eingängiger und Arrangement aufregender – von dem, was "The House" teils präsentierte, mal ganz zu schweigen. "Secret Symphony" ist kantenlos, weichgespült und nett, während die Künstlerin dahinter doch eigentlich wild, selbstbewusst und experimentierfreudig ist. Schade, dass Mike Batt das so daneben gehen lässt.

Anspieltipps

The Bit that I Don't Get

Nobody Knows You when

The Walls of the World

Artistpage

KatieMelua.de

Tracks

1.Gold in them Hills
2.Better Than a Dream
3.The Bit That I Don't Get
4.Moonshine
5.Forgetting All My Troubles
6.All Over the World
7.Nobody Knows You When You're Down and Out
8.The Cry of the Lone Wolf
9.Heartstrings
10.The Walls of the World
11.Secret Symphony

Micha S. - myFanbase
27.03.2012

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