Bewertung
Fidget

The Merciless Beauty - Special Edition

Das aus dem Rheinland stämmige Quintett Fidget veröffentlichte am 24.02.2005 ihr Zweitlingswerk „The Merciless Beauty“, welches dem zweijährigen Warten Ungeduldiger auf neues Futter endlich ein Ende setzen sollte.

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Obwohl es sich bei Fidget noch immer um einen Geheimtipp handelt, zeigte man sich bandintern mit der Kaufkraft der Fans zufrieden: Die Bestände von "The Merciless Beauty" neigten sich langsam aber sicher dem Ende entgegen. Grund genug für Fidget, jetzt, nach einem weiteren Jahr des Hinhaltens und Geduldigausharrens, eine Special Edition der Platte auf den Markt zu schmeißen – in neuem Gewand. Mit Bonus-CD.

Für Düsseldorf spricht ja vieles: Das wunderschöne Rheinufer, die charmante Altstadt ("Die längste Theke der Welt") oder auch die "Kö". Der ein oder andere wird auch dem Altbier oder Fortuna Düsseldorf etwas abgewinnen können. Was die Musikalität der Rheinländer angeht, schießen einem Namen wie "Kraftwerk", "Fehlfarben" und vor allem "Die Toten Hosen" in den Kopf – Bands, die sich ihrer Stadt stets sehr verbunden fühlten. Diese existieren allesamt mindestens 25 Jahre lang, eine nicht unbeachtliche Zeitspanne. Und wie in der Natur eben so üblich, kann man auch hier bei den Mitgliedern jener Gruppierungen das Alter anhand von Jahresringen abzählen. Diese befinden sich entweder auf der Stirn, in Form von Falten, oder unter den Augen.

Doch es geht anders. Denn auch Fidgets Wurzeln liegen in Düsseldorf. Wer den Namen noch nie gehört hat, möge es für verwunderlich halten, dass die Band in diesem Jahr bereits in ihre 12. Runde geht. Verwunderlich auch dann, wenn man sich die Band mal ansieht.

Einer Aneinanderreihung komischer Zufälle und Begebenheiten sowie Irrungen und Wirrungen und dem Streben nach musikalischer Selbstverwirklichung liegt die Entstehung Fidgets zugrunde. Doch die Band in ihrer heutigen Form sollte noch einige Zeit auf sich warten lassen. Zunächst trug man den Namen "Perception", es handelte sich damals um eine reine Männer-Kellerkombo.

Die Zeichen standen auf Wechsel: Ein neuer Name musste her. Hierzu griff man –und das ist kein Scherz– zum altbewährten Langenscheidt-Wörterbuch. Man las, suchte und wurde fündig. "Fidget" kam dabei heraus, zu deutsch: zappeln. Bandmitglieder wurden ein- und ausgetauscht, im Jahre 1999 kam Darlene Rubi, heute die weibliche Lead-Stimme, zur Band. Und mit der Frau auch der –vorerst unkommerzielle– Erfolg.

Der Gesang eben jener brachte frischen Wind in die ganze Angelegenheit. Am Mikrophon ist allerdings Sänger Thomas Jeske der heimliche Star. Setzt seine Stimme ein, staunt man nicht selten nicht schlecht. Die Stimmfarben der beiden bilden hier kein Komplementär, sondern ergeben eine interessante wie auch harmonische Mischung. Gäbe es diese im eigenen Farbkasten, würde man sie wohl als noch spektakulärer erachten als die schier unbegrenzten Möglichkeiten, die es zu Grundschulzeiten beim erstmaligen Einsatz von Deckweiß zu entdecken gab.

Gleich im zweiten Song fährt man die ganz großen Geschütze auf. "Better Than This", bei dem das in der deutschen Musikwelt wahrlich nicht unbeschriebene Blatt Claus Grabke seine Finger im Spiel hatte, überzeugt in erster Linie durch ein schönes stimmliches Zusammenspiel. Die Geschichte eines ungleichen Paares mit gemeinsamer Vergangenheit –wenn auch ohne gemeinsame Zukunft– wurmt sich in Null Komma Nichts ins Ohr: "Tell you things I should not say/ I’m in the hall/ you’re in the doorway/ As you lean against the wall/ I’m the only stone to fall."

Im Refrain von "To Be Beautiful" ist es Thomas’ Stimme, die den Song trägt. Darlines Textpassagen, die ungemein gut ergänzen, tun ihr Übriges. Die kleine, wenn auch nicht unimposante Melodie über das uns allen wohlbekannte Ausmückenelefantenmachen und dessen Folgen ("In some days we lose hope/ cause everything we do is irrational, but after all it was ‚irradical’ […] Not every pain you feel is fictional. The pain you feel is real.") macht Lust auf mehr. "Mehr" im Sinne von mehr enthusiastischer Singfreude, mehr Springlust, mehr Rock: All das gibt es auf "Mojo"; einem Gute-Laune-Song, der sich auch auf der zweiten CD wieder finden lässt, in sanfter Variante.

Auf der Bonus-Disc befinden sich neben drei Videoclips und dem Titel "Ride My Track", einer Single-Auskopplung, die inzwischen den Weg ins MTV-Rockzone-Archiv gefunden hat, auch zwei Acoustic-Versionen. "The Inevitable" und "Mojo" bestechen durch ihre Unkompliziertheit, beschränken sich aufs Wesentliche. Man ertappt sich sogar bei dem Gedanken daran, wie toll es doch wäre, würden Fidget des Öfteren dem "Weniger ist mehr"-Prinzip folgen.

Alles in allem haben wir es mit einem anständigen Album zu tun, dem man allerdings etwas Zeit und vielleicht auch eine zweite Chance geben muss, um es schätzen zu lernen. Es geht in die richtige Richtung. Und irgendwann mag der Tag kommen, an dem einem bei dem Wort "Düsseldorf" auch der Name Fidget ins Gehirn schnellt. Don’t ever feel safe.

Anspieltipps:

"Better Than This”

"To Be Beautiful”

"Buy My Alibi”

"The Inevitable (Acoustic Version)” Bonus-Disc

Tracks

CD 11.Distance vs. desire
2.Better than this
3.To be beautiful
4.Sri Lanka
5.Mojo
6.Perfect
7.Hear you scream
8.Buy my alibi
9.Nebraska
10.Platitude
11.Anytime & anywhere
12.The merciles beauty
13.Lydia behind the bars
CD 21.Ride my track
2.The inevitable (Acoustic Version)
3.Mojo (Acoustic Version)

Aljana Pellny - myFanbase
03.03.2006

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