Bewertung
Craig Finn

Clear Heart Full Eyes

Craig Finn wird den meisten Menschen wohl am ehesten als Frontmann der amerikanischen Rockband The Hold Steady bekannt sein. Eine Band die in den letzten Jahren mit "Boys and Girls in America" und "Heaven Is Whenever" zwei der besten Indie-Rock-Platten des Jahrzehnts veröffentlichte. 2011, während sich die Band ein Pause gönnte, nahm Sänger und Gitarrist Craig Finn zusammen mit Produzent Mike McCarthy (Spoon, ...And You Will Know Us by the Trail of Dead) sein nun vorliegendes Solo Album auf.

Foto: Copyright: Full Time Hobby
© Full Time Hobby

Anders als The Hold Steady sollte es werden. Mehr Storytelling und weit weniger Lärm. Dieses Ziel hat der gute Herr Finn auch erreicht: Zurückhaltender als The Hold Steady sind die Songs, wie die countrylastigen "New Friend Jesus" und "Terrified Eyes", die mit ihren Country-Rhythmen und Gitarrenläufen zwar nichts bahnbrechendes darstellen, aber durchaus gelungen und angenehm anzuhören sind. Bei all den Songs bleibt Finns Handschrift allerdings eindeutig zu erkennen und auch kann er sich nicht ganz von seiner Hauptband loslösen. So hätten das grandiose "Honolulu Blues" oder "Balcony", letzteres dank der superben und melancholischen Slide-/Pedalsteelgitarren der wohl beste Song des Albums, auch einem Hold-Steady-Album gut zu Gesicht gestanden.

Gewöhnungsbedürftig für Leute die mit Finns Werk nicht vertraut sind, dürfte allerdings Finns "Gesang" sein, der sich irgendwo zwischen Alt-Country und Rock – auf "Balcony" könnte man ihn glatt mit Springsteen in seinen ruhigeren Momenten verwechseln – doch sehr oft im Sprechgesang verliert. Was dem Storytelling zwar zuträglich ist, den Songs aber einiges an Energie und Atmosphäre raubt. Wett gemacht wird dieses leichte Manko allerdings von Craig Finns grandiosen Lyrics, die auch schon auf "Boys and Girls in America" die wohl größte Stärke des Albums sind. Auch wenn die Geschichten und Charaktere auf "Clear Hearts Full Eyes" weit weniger miteinander verbunden sind, als sie es auf Hold-Steady-Alben sind, schafft es Finn doch auch hier grandiose Vignetten aus dem Leben zu erzählen, die in ihrer Direktheit und Schönheit denen Bruce Springsteens in nichts nachstehen.

Fazit

Alles in allem ein zwar wenig innovatives oder überraschendes Album, das allerdings dank der schönen Country/Folkmusik und Finns grandiosen Lyrics doch vollends überzeugen kann. Für Fans von The Hold Steady und Lifter Puller ein Muss und auch Country/Folk- oder Springsteen-Fans dürften an dem Album einige Freude haben.

Anspieltipps

Jackson

Honolulu Blues

Terrified Eyes

Not Much Left for Us

Artistpage

TheHoldSteady.net

Tracks

1.Apollo Bay
2.When No One's Watching
3.No Future
4.New Friend Jesus
5.Jackson
6.Terrified Eyes
7.Western Pier
8.Honolulu Blues
9.Rented Room
10.Balcony
11.Not Much Left for Us

Mark Jürgens - myFanbase
31.01.2012

Diskussion zu dieser CD