Bewertung
Pascal Finkenauer

Diamond (EP)

Wirklich bekannt dürfte Pascal Finkenauer wohl immer noch nur für sein Erscheinen auf "An Tagen wie diesen" von Fettes Brot sein. Der wirkliche Durchbruch wurde ihm immer noch nicht zuteil. Nichts desto trotz hat Pascal eine Position erreicht, in der er sich freimütig künstlerisch austoben kann. Und vielfältig, denn das war der Herr mit dem Hut schon immer.

Foto: Copyright: Pascal Finkenauer
© Pascal Finkenauer

Egal ob als Sänger in einer Progressive-Band, einer Trash-Punk-Truppe oder in einem Electro-Projekt – Leidenschaft kann der mittlerweile 34-jährige scheinbar in alles stecken. Nach drei deutschsprachigen Soloplatten nähert er sich nun letztgenannter Formation JAW, die wavige Synthiebeats mit rockigen Klängen verband, wieder an. Zum einen, weil "Diamond" oft mehr elektronisch als akustisch orientiert klingt, zum anderen, weil er nun wieder auf Englisch textet und singt.

Ersteres ist eine spannende Sache. Auch wenn nun viele Sounds aus der Kiste kommen, ließ der gebürtige Mainzer sich davon nicht seine detailverliebte Spielfreude und seine Lust am Improvisieren nehmen. Bestes Beispiel ist der Eröffnungstrack: Nach 50 Sekunden elektronischem Klangteppich setzt eine einsame Gitarre ein und gibt "Down the Tube" einen vollkommen anderen Stil. Nach vier Minuten setzen dann Elektrobeats ein, während darüber für 40 Sekunden jazzige Klavierläufe ausgebreitet werden. Wie gesagt: Spannend.

Darauf folgt mit "Carry Some Good Lies" eine ganz langsame Nummer mit molligem Klavier, die auch von Damien Rice hätte stammen können. Pascal singt sie mit sich selbst im Duett und lässt für die letzten 20 Sekunden ein angenehm jazziges Schlagzeug los. Rice-ähnlich bedächtig klingt auch "Silent Wishes", das ebenso wie "Working Heart" spärlich und ambient-like mit Klavier ausgestattet wurde.

"L.O.V.E." und "Hekto" kann man dagegen zu Songs der schnelleren Sorte zählen. Der erstgenannte Titel, übrigens kein Cover von Nat King Cole, weiß mit einem geilen Gitarren-Beat, dunkler Atmosphäre und Kate Bush-artiger Geräuschkulisse im Hintergrund die nötige Abwechslung in das kurze Album zu bringen, "Hekto" mit einem poppigen Dub-Beat, dezenten Klaviertapsern, E-Gitarren-Zupfern und Finkenauers ungewohnt hohem Gesang.

Dessen Stimme ist nach wie vor das, was all sein musikalisches Ausleben hörenswert macht. Ganz markant tief und stark wie Kevin Max oder Bono und dennoch gefühlvoll und manchmal fast zerbrechlich. Gefühl brachte er jedoch mit seinen Solowerken noch deutlicher rüber – durch deutsche Texte kann Finkenauer viel besser mit dem Zuhörer in Verbindung treten und durch seine Wortkunst bestechen. Nur in "Now See How Fast" dringt er durch, wenn er traurig "Cars crashed into statues standing. Now see how fast we start to walk. Wild nights we kept on braving. Now see how sober we collapse. Let go but hold on to it. Some things leave faster than you wish." singt, ansonsten wirkt er distanzierter, ernster und kälter.

Fazit

Nichts desto trotz liegt in den 25 Minuten so viel Spiel- und Experimentierfreude und Pascal Finkenauers Talent, sich in den unterschiedlichsten Stilen zu bedienen und auszuleben ohne seine Musik zu überladen, ist von vorne bis hinten beeindruckend spürbar. Durch "Finkenauer", "Beste Welt" und "Unter Grund" weiß man aber, dass er noch so viel mehr kann. Also freut man sich über das Wissen, dass diese EP während der Vorbereitungen für ein neues deutsches Album entstanden ist, und freut sich auf dessen Veröffentlichung im kommenden Jahr. Und wer weiß, vielleicht kommt ihm ja dann in unserem Land endlich mal mehr Aufmerksamkeit zuteil...

Anspieltipps

Carry Some Good Lies

Hekto

Now See How Fast

Artistpage

PascalFinkenauer.com

Tracks

1.Down the Tube
2.Carry Some Good Lies
3.L.O.V.E.
4.Working Heart
5.Silent Wishes
6.Hekto
7.Now See How Fast

Micha S. - myFanbase
23.12.2011

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