In Your Dreams
"In Your Dreams" ist das erste Soloalbum von Stevie Nicks seit zehn Jahren. Damit zurechnen war nicht wirklich. Mit der Qualität des Albums dagegen schon. Auch das siebte Album schafft es nur selten an die Erfolgszeiten von Fleetwood Mac anzuknüpfen.
Stevie Nicks hat ein bewegtes Leben hinter sich. Die Frau mit der bewegenden Stimme stieß 1974 gemeinsam mit ihrem Partner Lindsey Buckingham zur Blues-Truppe Fleetwood Mac, ohne zu ahnen, dass aus der Band einmal eine der erfolgreichsten Pop/Rock-Acts aller Zeiten werden würde. Viele Romanzen und Streitigkeiten inner- und außerhalb der Band, sowie ein massives Drogenproblem machten der bezaubernden Stevie das Leben nicht immer leicht. In den 80ern begann sie neben Fleetwood Mac auch an ihrer Solokarriere zu arbeiten. Diese war durchaus erfolgreich, doch musikalisch blieben die Alben tendenziell immer hinter den Alben ihrer Hauptband zurück. Denkt man an Stevie Nicks, denkt man an Fleetwood Mac und nicht an ihre Solowerke. Das wird sich auch mit dem neuen Album "In Your Dreams" nicht ändern.
Dabei beginnt das Album sehr verheißungsvoll mit "Secret Love", einem Überbleibsel aus der erfolgreichen "Rumours"-Phase von Fleetwood Mac. Die Nummer besticht durch ein auf den Punkt gebrachtes Arrangement, schöne Gesangsharmonien und einer eingängigen Melodie. Absolut radiotauglich! Und bereits mit dem zweiten Song "For What It's Worth" wird klar, dass sich Nicks auf ihren Alben nicht mehr vom Sound ihrer Band distanziert. An vielen Stellen des Albums meint man ein neues Mac-Album zu hören. Das Stück selbst ist ein sehr nette, von Akustik-Gitarren getragene Ballade mit einem Hauch Sehnsucht und Melancholie. Die folgenden beiden Stücke hat Produzent Dave Stewart (Eurythmics) mitgeschrieben. "In Your Dreams" ist eine countryartige Uptempo-Nummer, die aber kaum für Aufsehen sorgt. Auch "Wide Sargasso Sea" ist nicht grade ein Knüller, aber ein passabler Füller. Besonders einfallsreich sind die beiden Stücke nicht.
Wesentlich besser ist die ruhige Ballade "New Orleans", die mit viel Respekt und Gefühl an das traurige Thema geht. Dazu gesellt sich eine wirklich gelungene Melodie, die wunderbar von Nicks gesungen wird. Im Folgenden bleibt es ruhig: Auch "Moonlight" ist eine eher ruhige Nummer, die von einem Klavier und einem kräftigen Bass bestimmt wird. Im späteren Verlauf nimmt das Lied etwas Tempo auf. Leider fehlt "Moonlight" die besondere Melodie. Irgendetwas fehlt. Was da fehlt, liefert das ungewöhnliche, schleppende "Soldier of Love" nach. Ein gelungener Song, an dem übrigens auch Mac-Kollege und Ex-Partner Lindsey Buckingham mitspielt! Etwas grotesk ist der Beginn von "Everybody Loves You", das mit einem Electro-R'n'B-Beat beginnt, aber dann glücklicherweise direkt im Fade-Out landet. Der eigentliche Song integriert zwar auch leichte Keyboards, arbeitet aber vordergründig mit der typischen Instrumentalisierung. Aber so richtig kommt das Duett mit Dave Stewart nicht aus dem Knick. Gegen Ende des Songs folgen ein eher misslungenes Gitarrensolo und viel Kitsch. Dagegen ist "Ghosts Are Gone" ein wahrer Rocker. E-Gitarren dominieren neben Stevies markanter Stimme. Zu kritisieren ist lediglich die Länge des Songs (06:06), für die die Ideen einfach nicht ausreichend sind.
Richtig grenzwertig ist das sich schon fast in Schlagergefilden befindende "Italian Summer". Das will man nicht wirklich von Stevie Nicks hören. Ins Ziel geht es mit einer weiteren mittelmäßigen Duett-Ballade (mit Dave Stewart).
Fazit
Das Album ist keine Überraschung. Wie auf jedem ihrer bisherigen Soloalben liefert Stevie Nicks einige sehr schöne Songs ab, aber zum großen Teil einfach nur Durchschnittsware. An ihr bestes Solowerk "Trouble in Shangri-La" reicht das Material nicht heran. Außerdem präferiere ich ein neues Fleetwood-Mac-Album. Gemeinsam mit Lindsey Buckingham könnte die sympathische Sängerin wirklich noch Großes vollbringen.
Anspieltipps
Secret Love
For What It's Worth
Soldier of Love
Ghosts Are Gone
Artistpage
Tracks
| 1. | Secret Love | |||
| 2. | For What It's Worth | |||
| 3. | In Your Dreams | |||
| 4. | Wide Sargasso Sea | |||
| 5. | New Orleans | |||
| 6. | Moonlight (A Vampire's Dream) | |||
| 7. | Annabel Lee | |||
| 8. | Soldier's Angel | mit Lindsey Buckingham | ||
| 9. | Everybody Loves You | mit Dave Stewart | ||
| 10. | Ghosts Are Gone | |||
| 11. | You May Be the One | |||
| 12. | Italian Summer | |||
| 13. | Cheaper Than Free | mit with Dave Stewart |
Christian Finck - myFanbase
18.05.2011
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 03.03.2011Veröffentlichungsdatum (DE): 06.05.2011
Genre: Rock, Pop
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