Bewertung
Johnny Cash

American VI: Ain't No Grave

"There ain't no grave gonna hold my body down, when you hear that trumpet sound, gonna get up out of the ground, there ain't no grave gonna hold my body down."

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Das nun wirklich letzte Album aus der kongenialen Zusammenarbeit der Country-Legende Johnny Cash mit dem Produzenten Rick Rubin, die so genannten American Recordings, "Ain't No Grave" enthält wie schon seine fünf Vorgänger größtenteils Coverversionen, aber auch eine Eigenkomposition. Aufgenommen kurz vor Cashs Tod 2003 sind die Stücke inhaltlich und auch musikalisch geprägt vom baldigen Tod, vom Verlust seiner Ehefrau June Carter Cash und einer tiefen Spiritualität. Cashs Sohn John Carter Cash bezeichnet die American Recordings Reihe als die wichtigsten Aufnahmen der langen und bedeutenden Karriere seines Vaters, und diese hatte einige Höhepunkte zu bieten.

Die Aufnahmen dieser letzten Lieder waren es, die den schwerkranken Mann noch am Leben hielten. Dies ist ihnen in jedem Moment anzuhören, seine Stimme klingt gebrochen, gezeichnet vom nahenden Tod und besonders vom Verlust seiner großen Liebe. Aber trotz dieser düsteren Stimmung überträgt das Album eine hoffnungsvolle, lebensbejahende Atmosphäre, die den Hörer in eine seltsam ehrfürchtige Stimmung versetzt. Man ist dankbar, dass man an den so persönlich wirkenden Momenten dieses beeindruckenden Musikers und Menschen noch ein letztes Mal teilhaben kann.

Beginnend beim Titeltrack, einem klassischen Spiritual, bei dem Cash von den Musikern von Tom Petty and the Heartbreakers begleitet wird, über seine Version des Sheryl-Crow-Titels "Redemption Day", folgt eine Neuinterpretation seines alten Country-Kollegen Kris Kristofferson mit "For the Good Times", in dem es noch einmal äußerst optimistisch zugeht, auch wenn man beim Hören des Liedes den Kloß im Hals nicht verhindern kann: "Don't look so sad, I know it's over / But life goes on, and this old world will keep on turning / Let's just be glad we had some time to spend together / There's no need to watch the bridges that we're burning." Mit dem Wissen, dass Johnny Cash dieses Lied kurz nach dem Tod seiner Frau ausgewählt hat, müßte man schon aus Stein sein, um da nicht die ein oder andere Rührungsträne herunterzuschlucken.

"I Corinthians 15:55" ist die einzige Eigenkomposition auf dem Album und sie ist eine Vertonung des biblischen Korintherbrief, der das Verständnis von Ehe und Ehelosigkeit behandelt, aber auch das Leben nach dem Tod. Das spartanisch instrumentierte Stück, dass verdeutlicht, wie wenig Macht der Tod letztendlich über einen Menschen, oder zumindest über Johnny Cash, hat, bildet das Herzstück des Albums. Es finden sich außerdem Coverversionen von Tom Paxtons "Can't Help but Wonder Where I'm Bound", eine Neuinterpretations des Countryklassikers "Satisfied Mind", dass es schon in unzähligen verschiedenen Versionen gibt, u.a. von Bob Dylan und Jeff Buckley, sowie einer weiteren von Johnny Cash, die sich auf dem "Kill Bill" - Soundtrack befindet. "I Don't Hurt Anymore" ist ein weiterer zeitloser Klassiker, dem Johnny Cash hier seinen Stempel aufgedrückt hat. Kurz vor dem großen Finale des Albums erklingt noch das sparsam instrumentierte "Cool Water", bevor mit der Hymne auf den Frieden und die Menschlichkeit "Last Night I Had the Strangest Dream" das Ende eingeleitet wird. Das Original hierzu stammt vom englischen Folksänger Ed McCurdy und wurde in zahlreiche Sprachen adptiert, so auch ins Deutsche: "...Menschen aller Rassen standen lachend Hand in Hand / Wohl jeder träumt den Traum vom Frieden / und es kommt die Zeit / dann wird wie jeder Menschheitstraum der Frieden Wirklichkeit..." Kurz vor seinem Tod besingt Johnny Cash eine Menschheit, die die Schatten ihres Daseins überwindet und man hofft ein wenig, dass man selbst so mit sich und der Welt im reinen von dieser scheiden wird. Die Worte der letzten Königin von Hawaii Lili'uokalani "Aloha, until we meet again." beschließen voller Hoffnung dieses traurig schöne Album.

Fazit

"Ain't No Grave" ist nicht so abwechslungsreich, vielseitig und überraschend wie seine Vorgänger, aber es ist ein würdiges letztes Album für den großen Man in Black, der sich sieben Jahre nach seinem Tod nun ein für alle Mal von seinem treuen Publikum verabschiedet, und in dieser Zeit mit seinem Meisterwerk der American Recordings unzählige neue Verehrer dazu gewonnen hat, mich eingeschlossen.

Anspieltipps

Ain't No Grave

For The Good Times

I Corinthians 15:55

Last Night I Had A Strangest Dream

Tracks

1.Ain't No Grave
2.Redemption Day
3.For the Good Times
4.I Corinthians 15:55
5.Can’t Help but Wonder Where I’m Bound
6.Satisfied Mind
7.I Don’t Hurt Anymore
8.Cool Water
9.Last Night I Had the Strangest Dream
10.Aloha Oe

Cindy Scholz - myFanbase
29.05.2010

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