This Charming Life
Wenn man die Karriere von Joan Armatrading in Zahlen betrachtet, dann ist es schon beeindruckend. Mit "This Charming Life" bringt sie ihr inzwischen 17. Studioalbum auf den Markt und es macht nicht den Anschein, als wenn sie damit ihren Abschied vorbereitet. Ganz im Gegenteil, sie geht wieder neue Wege.
Joan Armatrading gehört nun wirklich nicht zu meinen Standardrepertoire, wenn ich Musik höre. Es gibt allerdings einen Song, der es mir so sehr angetan hat, dass ich schon seit einiger Zeit das Vorhaben im Hinterkopf habe, mir mal eine CD dieser Frau zu kaufen. Auf dem Soundtrack von "10 Dinge, die ich an dir hasse" ist Armatrading mit einer großartigen, unglaublich traurigen und sehr eindringlichen Ballade "The Weakness In Me" vertreten. Dieser Song ist also letztlich der Grund, warum ich dieses Album erworben habe. Das Risiko war also durchaus groß, nicht ganz das zu treffen, was ich zu erwarten hoffte.
Das Album "This Charming Life" ist dann auch, wie der Titel schon vermuten lässt, das komplette Gegenteil von einer traurigen Ballade. Joan Armatrading hat sich mit dem 17. Album vorgenommen, rockiger zu werden und genau das ist ihr auch gelungen. In kompletter Eigenregie hat sie elf Songs kreiert, die vor allem eines tun sollen. Das Gute im Leben preisen. Sie selbst sagt zu ihrem neuen Werk: "Gerade in solch problematischen Zeiten sollten wir uns bewusst sein, was wir haben und das zu schätzen wissen. Egal, wie schwierig Situationen auch sind, es könnte immer noch schlimmer kommen. Dass dies nicht der Fall ist, darüber sollten wir glücklich sein. Deshalb möchte ich mit dem Albumtitel auch ausdrücken: Sieh, was es an Positivem gibt; es ist immer da!" Der Ansatz gefällt mir überaus gut und Armatrading lässt Taten folgen. Die elf Songs sind gespickt von Optimismus und Frohsinn. Die rockige Stilrichtung wird durch die hervorstechende Begleitung von Schlagzeug und E-Gitarre deutlich, doch irgendwie hat sich Armatradings Stimme für mich so mit Traurigkeit verbunden, dass ich doch Schwierigkeiten mit all dem Glücklichsein habe. Das passt für mich leider nicht zusammen.
Der erste Beitrag preist auch sofort das erfüllte Leben mit einem Partner an und weiß mit der fröhlichen Stimmung gleich anzustecken. "Love, Love, Love" nutzt diesen ersten Schwung, hat im Refrain aber ein paar nervige Einwürfe, die das Hörvergnügen einschränken. So ähnlich gestaltet sich auch "People Who Win". Die Grundstimmung ist weiter sehr fröhlich, aber der Background ist nicht überzeugend. Ebenfalls sehr lebensbejahend ist "Two Tears", das erzählt, wie man nach einer Trennung den Schlussstrich zieht und neuen Mut schöpft. Hierbei kommt nicht nur Joan Armatradings Stimme gut zur Geltung. Die Begleitung und die Melodie vermitteln auch unterbewusst eine Energie, dass man sich gut vorstellen kann, hiermit neuen Mut zu schöpfen. Einziger Kritikpunkt ist, dass es vielleicht eine halbe Minute zu lang geht, weil die endlose Wiederholung am Schluss dem Song nicht gerecht wird.
Es folgt "Heading Back To New York City" und es deutet sich an, dass eine richtige Ballade auf diesem Album wohl nicht zu finden sein wird. Auch hier geht es um neu geschöpfte Kraft, die von den hervorstechenden E-Gitarren-Klängen zum Ausdruck gebracht werden. Dieser Song findet auch den richtigen Schlusspunkt, ein wirklicher Ohrwurm ist es aber auch nicht. "Goddess Of Change" macht es da schon wieder etwas besser. Da sich auch dieser Song der Sonnenseite des Lebens zuwendet und vermittelt, dass man den Tag nutzen solle, fängt man fast automatisch an, ein Lächeln im Gesicht zu verspüren. Man kann einfach nicht anders, weil die Songs rockigen Optimismus versprühen. "Diamond" ist dann ein irgendwie plumpes Liebeslied, weil der rockige Stil die Emotionen nicht zu transportieren weiß und der Text zu simple erscheint. Das kann "Promises" alles schon wieder besser rüberbringen und wer möchte nicht die endlose Liebe versprochen bekommen. Der flehende Stil, der sich in einem langen Ausklang erstreckt, macht aber leider auch wieder etwas zunichte.
Mit "Virtual Reality" macht sich Joan Armatrading für das reale Leben stark und will dazu anregen, die virtuelle Welt voller Nicknames und Lügen zu verlassen, weil man letztlich doch allein bleibt. Vielleicht ist es genau diese Aussage, die dem Lied die Kraft verleiht, zu den besseren Beiträgen des Albums zu gehören. Das ganze Lied wirkt wie eine Aufforderung und kann wie die fehlende Anregung sein, endlich mal das Haus zu verlassen. Ähnlich kraftvoll versucht sich der vorletzte Beitrag des Albums "Best Dress On" zu präsentieren, doch er zeigt nur, dass mir der Stil von Armatrading einfach nicht richtig zusagt. Immerhin gibt es zum Abschluss mit "Cry" noch eine Ballade, die mir gleich wieder zeigt, dass dies einfach wunderbar zu ihr passt.
Fazit
Es fällt schwer, dem Album einfach eine Ziffer als Beurteilung zu geben. Mir sagt es einfach nicht so zu, weil die Assoziation ganz andere Erwartungen an das Album gestellt hat und stilistisch auch mein Nerv nicht getroffen wurde. Musikalisch ist der Versuch für mich persönlich gescheitert. Das Album ist aber trotzdem ein sehr gutes, denn es geht einen positiven Weg und weiß poetisch eine gute Stimmung zu verbreiten. Allein das ist schon viel wert.
Anspieltipps
This Charming Life
Two Tears
Virtual Reality
Cry
Artistpage
Tracks
| 1. | This Charming Life | |||
| 2. | Love Love Love | |||
| 3. | People Who Win | |||
| 4. | Two Tears | |||
| 5. | Heading Back To New York City | |||
| 6. | Goddess Of Change | |||
| 7. | Diamond | |||
| 8. | Promises | |||
| 9. | Virtual Reality | |||
| 10. | Best Dress On | |||
| 11. | Cry |
Emil Groth - myFanbase
11.03.2010
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 05.03.2010Genre: Singer-Songwriter, Rock
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