Bewertung
Stereophonics

Keep Calm and Carry On

Jede gute Band sollte mindestens eine Hitsingle haben. Bei den Stereophonics war das 2005 der bittersüße, melancholisch-euphorische Song "Dakota", der sich in Großbritannien sogar bis auf Platz 1 der Charts vorkämpfen konnte. Vier Jahre nach dem großen Erfolg brachten die Waliser im November 2009 ihr siebtes Studioalbum in Deutschland heraus – und auch wenn ein Meisterwerk à la "Dakota" nicht dabei ist, so hat die Band die Welt doch wieder um 12 gute Songs bereichert.

Foto:

"Keep Calm and Carry on" heißt die neue Platte der mittlerweile Mitte-Dreißigjährigen Rocker und wenn man genau hinhört, hat eine gewisse Ruhe durchaus Einzug gehalten auf ihrem Album. Ihre Mischung aus Alternative Rock, Britpop und Indieklängen hat sich etwas mehr in Richtung Pop verschoben, auch wenn natürlich gute, alte Rocksongs immernoch zu finden sind. Mit "She's Alright" als Eingangslied hat man auf jeden Fall nichts falsch gemacht: Rythmisch und elektrisierend erzählt der Song von einer Frau, die sich eine Schlägerei in einer Bar liefert, mit einem immer wiederkehrenden "She's alright!" dazwischen, das man gleich instinktiv mitsingt. Der erste "Popsong" ist in "Innocent" gefunden, doch die Stimmung schlägt bei "Beerbottle" bereits wieder um. Untermauert mit einem konstanten Elektrobeat wird Kelly Jones' Stimme wie zu einem Klagelied, als er von Alkoholismus singt und dem Mut, nicht aufzugeben – hier erklärt sich erstmals das hoffnungsvolle "Carry On" im Titel des Albums.

Vom traurigen "Beerbottle" wechselt man mit "Trouble" in ein fetziges, wunderbar rockiges Lied um, nur um dann mit "Could You Be The One?" den schönsten Song der Platte vorzustellen. Mit einer Mischung aus Seelenschmerz und Euphorie, die ein wenig an "Dakota" erinnert, erzählt das Lied von der wahren Liebe und wann man sie erkennt. Nach diesem ersten musikalischen Höhepunkt kehrt der rockige Ton mit "I Got Your Number" wieder zurück... "1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 / You told me lies right to my face / I got your number, you're a fake" singt Jones, begleitet von einem tiefen Bass. So macht Musik Spaß, auch als die Stereophonics mit "Uppercut" wieder ein wenig ruhigere Töne anschlagen.

Ein großer Stimmungsmacher folgt mit dem achten Lied, "Live'n'Love", das an frühere Werke wie "Girl" aus dem 2005er-Album "Language. Sex. Violence. Other?" oder "Pass The Buck" aus "Pull The Pin" (2007) erinnert. Selbst nach 18 Jahren gemeinsamer Bandgeschichte scheinen die Waliser nichts an Energie verloren zu haben, genausowenig an Gefühl und Talent für schöne Songtexte, wie "100 MPH" beweist. Jones sinniert über Liebe, Ruhe, die Fähigkeit, schöne Dinge im Leben zu sehen, obwohl alles an einem vorbeirauscht. "Do you believe in good will forever guide? / Or does your devil take you to your other side?" heißt es da, und in "Wonder" fragt er sich "Do you wanna just remember / who you are?"

Mit "Stuck In A Rut" und vor allem "Show Me How", dem dominante Klaviertöne ein wenig den Touch einer Ballade geben, wird "Keep Calm and Carry On" schließlich gelungen abgerundet. "Won't you show me / how to live every moment / shine the light of your soul and teach me / how to love like you do / like it's the last day of the world" heißen die letzten Songzeilen, die die Quintessenz des Albums schön einfangen: Es dreht sich um verschiedene Momentaufnahmen des Lebens, Ausschnitte aus Beziehungen, Erinnerungen der Vergangenheit und natürlich die Liebe.

Fazit

Ein solides Kollektiv von 12 Songs haben die vier Waliser von den Stereophonics hier rausgebracht, das in seinen Grundzügen immernoch sehr an die alten Alben erinnert. Die Stereophonics sind sich ihrem Stil treu geblieben, hätten aber vielleicht mit dem ein oder anderen Experiment noch ein wenig mehr rausholen können.

Anspieltipps

She's Alright

Could You Be The One?

Live'n'Love

100 MPH

Artistpage

Stereophonicsmusic.de

Tracks

1.She's Alright
2.Innocent
3.Beerbottle
4.Trouble
5.Could You Be The One?
6.I Got Your Number
7.Uppercut
8.Live'n'Love
9.100 MPH
10.Wonder
11.Stuck In A Rut
12.Show Me How

Maria Gruber - myFanbase
01.03.2010

Diskussion zu dieser CD