Bewertung
Wayne Jackson

Undercover Psycho

Ende vergangenen Jahres schickte der gebürtige Brite und jetzige Wahlberliner Wayne Jackson die Single "Hallelujah" als Vorbote für seine zweite Soloveröffentlichung "Undercover Psycho" ins Rennen. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte: Es handelte sich dabei nicht nur um eine erste Hörprobe, sondern gleichzeitig auch um eine vierminütige Zusammenfassung des nun erschienenen Albums. Denn mehr als dieses eine Lied in elf leicht unterschiedlichen Variationen bekommt man hier in Wahrheit nicht geboten.

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Einem Kernprinzip der Wirtschaftswissenschaften zufolge handeln wir dann vernünftig, wenn es uns gelingt, ein bestimmtes Ziel mit möglichst wenig Mitteln zu erreichen. Wayne Jackson scheint sich während der Arbeit an "Undercover Psycho" seine eigene verquere Interpretation dieses Grundsatzes zurechtgelegt zu haben. Sein Ziel, die Veröffentlichung eines neuen Albums, hat er nämlich mit einem Minimum an neuen Ideen und Abwechslung erreicht, wie man nach einer 45-minütigen Gesamtlaufzeit ernüchtert feststellen muss. Rekordverdächtig ist das allemal, vernünftig jedoch mitnichten.

Zurückzuführen ist die sich bei der Hörerschaft unweigerlich breit machende Ernüchterung auf das stets gleiche Songschema: So ziemlich jedes der auf dem Zweitlingswerk vertretenen Stücke beginnt mit einem ruhigen Intro und einer gemäßigten ersten Strophe, ehe im Refrain eine Kombination aus geballter Gitarrenpower und pompöser Orchesteruntermalung für den gewissen Aha-Effekt sorgen soll. Was vielleicht die ersten ein, zwei Male noch ganz gut funktioniert, wirkt jedoch auf Dauer weitestgehend ermüdend.

Beinahe schon amüsant wird die ganze Sache, wenn man etwas genauer auf die Texte achtet. So weht einem gleich zu Beginn in Form des ersten Songtitels, "I'm So Beautiful", ein zarter Hauch Präpotenz entgegen. Schmachtet Wayne Jackson dabei erst noch sein Gegenüber an, geht der Opener im weiteren Verlauf in ein eigenwilliges Selbstbeweihräucherungsritual über ("And you hold me 'cause I'm so beautiful / The greenest eyes you've ever seen / Eyes like stone, so cold and green"). Unfreiwillig komisch präsentiert sich auch "Your Stars Never Shine", ein Duett mit der Berliner Sängerin Lula. Wann immer Wayne Jackson nach dem gemeinsam gesungenen Refrain solo die abschließende Zeile "If this is all you've got, I don't want to know" anstimmt, beschleicht einen der leise Verdacht, dass er sich damit im Grunde nur auf die bestenfalls mittelprächtige Gesangsleistung seiner Duettpartnerin beziehen kann.

Fairerweise muss an dieser Stelle auch auf ein unbestrittenes, obgleich einsames Glanzlicht hingewiesen werden. "Blue Moon Over Me" nennt sich der Silberstreif am Horizont, welcher sich dank einer wunderbar eigenständigen Melodie vom Rest des Albums abhebt und dadurch nachhaltig zu begeistern weiß. Zugegeben, die Strophen wären hier und da noch ein klein wenig ausbaufähig, aber unter den Blinden ist der Einäugige bekanntlich König.

Im Anschluss an besagten Höhepunkt fällt "Undercover Psycho" bedauerlicherweise sofort wieder in das altbekannte Schema F zurück und zieht selbiges bis zum bitteren Ende durch. Noch deutlich mehr, als es schon bei den ersten paar Liedern der Fall ist, wirkt die zweite Albumhälfte wie ein einziger zäher Kaugummi, auf dem Wayne Jackson immer und immer und immer und immer wieder herumkaut. Dafür entschädigen nicht einmal die weiterhin alles andere als rar gesäten amüsant-holprigen Textzeilen à la "I'm radio, radio friendly / I'm radio, like a friend I'll try to be for everyone". Selten hat ein Freundschaftsangebot dermaßen nach (Be-)Drohung geklungen.

Fazit

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile? Ha, von wegen! Wayne Jackson höchstpersönlich widerlegt anhand seines zweiten Solostreichs diese aristotelische Weisheit und zeigt stattdessen, dass eine Reihe durchschnittlicher Songs in Summe sehr wohl auch ein unterdurchschnittliches Ganzes ergeben kann – mangelnder Abwechslung sei Dank. Demnach sollten sich dieses Album wirklich nur jene eingefleischten Fans zulegen, für die die Single "Hallelujah" eine dermaßen große Offenbarung darstellt, dass selbst eine lieblos anmutende Zusammenstellung schamloser Kopien davon nicht zu enttäuschen vermag.

Anspieltipp

Blue Moon Over Me

Artistpage

WayneJackson.de

MySpace-Profil

Tracks

1.I'm So Beautiful
2.Hallelujah
3.Your Stars Never Shinefeaturing Lula
4.Blue Moon Over Me
5.Here She Comes
6.Perfect Lie
7.Nowhere To Run
8.Radio Friendly
9.Sound Of The Falling Rain
10.There'll Be Light In The Morning
11.Like A Star

Willi S. - myFanbase
14.02.2010

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