Bewertung
Aura Dione

Columbine

Eine 24 Jahre junge Dame mit multikulturellen Hippie-Eltern, die ihre Songs komplett selbst schreibt und auf dem um 90 Grad gedrehten Cover in ausgefallenen Klamotten und bunten Luftballons in die Kamera linst. Dazu noch ein lässiger Ohrwurm namens "I Will Love You Monday (365)", der ganz schnell zur funky Single-Nr. 1 wurde. Und fertig ist die Schublade. Da erwartet man ein locker-leichtes, irgendwie verrückt-innovatives Album, das für 40 Minuten Stimmungsaufhellung sorgt. Falsch gedacht.

Foto: Copyright: Island Records
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Aura mag ein lebhaftes, hippes und undurchschnittliches Mädel mit Knutschmund sein, ist aber keine zweite Katy Perry, Kate Nash oder Lily Allen. "Columbine" ist ein klarer Fall von "Bitte nicht von der Single auf's Album schließen." Das kann man viel eher vom Eröffnungstrack. Der beginnt mit einem auf dem Cello gezupften Beat und macht unsicher, ob die Dänin hier 2 Minuten und 22 Sekunden lang über Angst einflößende Clowns oder darüber singt, wie angreifbar man sich in intimen Beziehungen macht. In den weiteren Titeln meint man dann oft "Dawson's Creek"-Chanteusen wie Shawn Colvin, Natalie Merchant oder Lisa Loeb zu hören.

Die 12 Songs werden mal durch Banjo und Pedal-Steel-Gitarre mit einem leichten Country-Einschlag versehenen und mit zarter Stimme vorgetragen ("Little Louie"), mal melancholisch und mit Glockenspiel und Vocoder ("Clean Hands"). Manchmal auch poppig-schluchzend gesungen und Nneka-like mit einem Rap ausgestattet ("Something From Nothing"). Ungewöhnlich also – und somit wird sich mancher an ihren Ideen nicht zu Ende freuen können, während sie für andere gewöhnungsbedürftig sein könnten.

"Stay the Same" ist das Lied, das neben "365" nicht ganz so an die "klassischen", sondern eher an die poppig-alternativen Singer/Songwriterinnen á la Feist und Sia erinnert – irgendwie aber auch an Ayọ, was ja wieder eine ganz andere Schublade ist. Stimmlich meint man manchmal auch Melanie C oder Lene Marlin zu hören, in "I Will Love You Monday" Sandi Thom – wieder ganz andere Lager also. Und spätestens wenn man ihre Danksagung an Joni Mitchell, Tracy Chapman, Dolly Parton und Jeff Buckley liest, dürften zwei Dinge klar sein: Zum einen, dass die Dame unheimlich vielfältig und nuancenreich ist; zum anderen, dass wir es hier mit einer anspruchsvollen Künstlerin zu tun haben. Und zusätzlich mit einer sympathischen – oder wie denkt man über Texte, in denen sie darum bittet, ein Duett mit Antony and the Johnsons singen zu können ("Antony") und nicht mehr für eine Prostituierte gehalten zu werden ("Are You For Sale")?

Fazit

Nach dem Singlehit könnte man ein genaues Bild davon haben, wer Aura ist und was ihre CD bietet. Die Lehrertochter überrascht dann aber mit dem Unerwarteten, dass gar nicht so ausgefallen und auffallend, sondern eher im Detail schön frisch, originell und liebenswert ist. Ihr auf Seite 1 notierter Wunsch "Enjoy my piece of heart" dürfte also bei den meisten in Erfüllung gehen. Bleibt zu hoffen, dass sie anders als begabte Ladies wie Emiliana Torrini, Lenka oder Yael Naim für mehr als einen Song bekannt sein darf.

Anspieltipps

Glass Bone Crash

Stay The Same

I Will Love You Monday (365)

Artistpage

Aura-Dione.de

Tracks

1.Glass Bone Crash
2.Little Louie
3.Something From Nothing
4.Stay The Same
5.Picture Of The Moon
6.You Are The Reason
7.Song For Sophie
8.I Will Love You Monday (365)
9.Clean Hands
10.Are You For Sale
11.Antony
12.Lulla Goodbye

Micha S. - myFanbase
24.12.2009

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