Bewertung
Within Temptation

An Acoustic Night at the Theatre

Metal Unplugged? Within Temptation wagt die ungewöhnliche Gradwanderung und beweist, dass ihre Stücke auch ohne viel Bombast funktionieren.

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Wenn eine Metalband sich von einem Orchester begleiten lässt, dann ist das nicht erst seit der Zusammenarbeit von Metallica mit den Symphonikern aus San Francisco, nichts Ungewöhnliches mehr. Dass eine Band, deren Stärke sonst aus knackigen E-Gitarren-Riffs und hämmernde Schlagzeugsoli herrührt, für eine Konzertreihe dann aber den Stecker zieht, ist noch recht neu. Viele Künstler haben in den letzten Jahren ihre Songs "unplugged" performed, unter ihnen auch Rocker wie Nirvana oder Bryan Adams. Doch eine Metal-Band, die ganz ohne Gitarren auskommt und stattdessen auf Violinen und Konzertflügel setzt, klingt wie ein Experiment, das zum Scheitern verurteilt ist, noch bevor die erste Note gespielt ist.

Doch Within Temptation hat sich über die Jahre einen großen Namen in der Symphonic-Metal-Szene erspielt und die Stimme von Sängerin Sharon den Adel, die bei solch einem Projekt definitiv noch stärker im Mittelpunkt steht als sonst, lässt Hoffen, dass die Akustik-Konzerte nicht zu ener Farce verkommen. Und siehe da! Die Tour durch die niederländischen Theater war nach Bekanntgabe der Akustik-Pläne auch restlos ausverkauft, eine Fortsetzung für 2010 sogar schon fest eingeplant.

"An Acoustic Night at the Theatre" bringt die einzigartige Stimmung nun nach Hause in die Wohnzimmer. Leider bedeutet dies gleichzeitig, dass die Scheibe leider kein völlig neues Album geworden ist, sondern eher als Best-of-Album zu sehen ist. Viele der Songs waren schon auf der im letzten Jahr erschienenen CD "Black Symphony" zu hören, doch das lässt sich angesichts der ungewöhnlichen Komposition verschmerzen.

Die Songs wirken durch den sehr zurückgeschraubten Einsatzes an Instrumenten auf das erste Hören hin eher schwerfällig, doch nach wenigen Minuten greift die Stimmung auf die Zuschauer über und lässt vergessen, dass Within Temptation sonst eher mit harten Tönen auf sich aufmerksam macht. Glücklicherweise sind alle Songs für die Tour neu arrangiert worden, so dass das Ensemble aus den Niederlanden getrost auf den ansonst üblichen Bombastrock verzichten konnte, ohne altbacken oder langweilig zu wirken. Insgesamt gelingt es Within Temptation, die schwierige Gradwanderung zwischen Metal und Klassik, mit Überzeugung zu den Zuhörern zu transportieren. Einige Songs wie etwa "All I Need" oder "Memories" bieten dabei ganz neue Facetten und die intime Atmosphäre aus den Theatern lässt sich bei "Pale" fast schon im heimischen Wohnzimmer spüren.

Auch die ursprünglich deutlich rockigeren Songs wie etwa "Stand my Ground" und "Frozen" können restlos überzeugen und gewinnen aufgrund der neuen Arrangements deutlich an Tiefe, vor allem jedoch an unglaublicher Dramatik, die durch den Adels glasklaren Gesang noch verstärkt wird.

Ein erster Höhepunkt erwartet den Zuhörer mit der Ballade "Somewhere", bei der sich den Adel Unterstützung durch Gastsängerin Anneke van Giersbergen geholt hat. Die beiden Stimmen umschmeicheln sich wundervoll gegenseitig und erheben den auch ohne die akustische Umwandlung bereits interessanten Song zu einem richtig tollen Erlebnis. Auch das einzig neue Stück auf dem Album, das gleichzeitig als neue Single den heimischen Markt aufzumischen versucht, kann mit einem perfekten Duett aufwarten, jedoch holte sich den Adel dieses Mal männliche Unterstützung. Der britische Sänger und Songwriter Chris Jones ist hierzulande zwar kaum bekannt, schafft es aber, "Utopia" zu einem echten Ohrwurm werden zu lassen, der das Album perfekt abrundet.

Einziges Manko des Albums bleiben am Ende die Überblendungen zwischen den einzelnen Songs, die das Konzerterlebnis deutlich schmälern. Eine nahtloser Übergang wäre hier sicherlich vorteilhafter gewesen.

Fazit

Insgesamt lässt das Gesamtwerk verschmerzen, dass die Fans noch länger auf eine neues Studioalbum warten müssen. Für die kalte dunkle Jahreszeit definitiv ein anspruchsvolles und einzigartiges Album, das Lust auf mehr macht.

Artistpage

Within-Temptation.com

Tracks

1.Towards the End
2.Stand my Ground
3.Caged
4.All I Need
5.Frozen
6.Somewherefeaturing Anneke van Giersbergen
7.The Cross
8.Pale
9.What Have You Donefeaturing Keith Caputo
10.Memories
11.Forgiven
12.Utopiafeaturing Chris Jones

Melanie Wolff - myFanbase
28.10.2009

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