Bewertung
I Might Be Wrong

Circle The Yes

Die Band benannt nach Radioheads Live-Album und Song, das Cover verziert mit allerlei niedlichen Zeichnungen von Sängerin Lisa von Billerbeck, der Stil geführt unter der Bezeichnung "Indie Electronica" – da kann ja praktisch nix mehr schiefgehen mit dem zweiten Album von I Might Be Wrong. Denkt man sich zumindest, bevor man die CD einlegt. Aber dann folgt gähnende Leere. Und wer noch nicht aufgegeben hat, fragt sich am Schluss: War das ein einziger langer Song, dem ich da 40 Minuten lang gelauscht habe?

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Dabei ist die Idee der Berliner an sich ja nicht mal so schlecht: Basierend auf einem verspielten, ausgeklügelten Schlagzeug, dem entrückten Gesang der Lisa von Billerbeck, ein paar elektronischen Tupfern und einigen anständig inszenierten Instrumentalteilen entsteht eine geheimnisvolle Atmosphäre, die sich wie ein Deckmantel über das ganze Album legt. Das war’s dann aber auch schon.

Jeder Song funktioniert nach diesem Prinzip – kennt man einen, kennt man alle. Natürlich gelingt ihnen manchmal eine Melodie, die etwas länger im Ohr bleibt, die etwas interessanter wirkt. Aber kaum versieht man sich, versinkt schon wieder alles in Eintönigkeit. Das ist schade, denn vor allem das charakteristische Schlagzeug und diese verhaltene Stimmung wirken eben nicht ganz so herkömmlich und durchschnittlich – aber eben dadurch, dass dieses Geheimrezept pausenlos angewandt wird, kommt es einem noch einfallsloser vor als Lisa von Billerbecks Stimme, die versucht, ihrem Gesang eine faszinierende Ausstrahlung zu geben, dabei aber häufig nur zaghaft, jammernd oder einschläfernd klingt.

Einzig in "Chekov" und "It Takes Two To Tango" schleicht sich etwas Kraft und Selbstbewusstsein in ihre Stimme, das tut auch den Songs selbst gut und lässt sie aus dem Einheitsbrei herausstechen. Der bereits angesprochene "Deckmantel", der über dem Album liegt, tut aber sein Übriges, um die Musik selten richtig lebendig klingen zu lassen: Obwohl es ein paar Stellen am Schluss der Songs gibt, wo die Instrumente alle zusammen für ein paar Momente lang etwas lauter und kraftvoller werden dürfen und für kurze Zeit einen durchaus interessanten Sound ergeben, hat man immer das Gefühl, als gäbe es etwas, das die Musik daran hindert, sich vollends zu entfalten. Stattdessen klingt alles zu verhalten und unnahbar, um eine wirkliche Beziehung zu dem Album aufbauen zu können. Melancholie ist ja schön und gut, wenn man sich dem Hörer aber verschließt und ihm gleichzeitig immer dieselben Songstrukturen vorsetzt, darf man sich nicht wundern, wenn er irgendwann einfach abschweift oder genervt die CD abstellt.

Fazit

Auf ihrem neuen Album zeigen I Might Be Wrong, dass sie zwar recht gute Instinkte und Ideen haben – zum Leidwesen des Hörers setzen sie diese aber falsch ein: Eine eigentlich interessante Songidee wird auf jeden einzelnen Song ausgewälzt, sodass man das Gefühl hat, in leicht abgewandelter Form immer wieder dasselbe Stück zu hören. Gleichzeitig nehmen I Might Be Wrong in dem Versuch, etwas Melancholie und Geheimnisvolles in ihre Musik zu bringen, derselben jede Art von Freiraum und lassen sie stattdessen unnahbar und im schlimmsten Fall einfach langweilig klingen.

Anspieltipps

Chekov

It Takes Two To Tango

Artistpage

IMightBeWrong.de

Tracks

1.Woodpecker
2.A Penny For Your Thoughts
3.A Propos
4.Jalopy
5.Pick A Panel
6.Chekov
7.Salomon
8.Novel Rave
9.It Takes Two To Tango
10.Elliott

Stephanie Stummer - myFanbase
24.09.2009

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