Bewertung
Wilco

Wilco (The Album)

Auch wenn der Albumtitel den Anschein erweckt, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt, ist diese Annahme weit gefehlt: "Wilco (The Album)" ist das bereits siebte Studioalbum der Truppe um Jeff Tweedy, die diesmal kräftig die Werbetrommel für sich selbst rührt. So findet man neben einer Zusammenfassung aller Stärken und Stilrichtungen seit "Being There" auch so etwas wie einen Werbejingle namens "Wilco (The Song)" für Wilco (The Band) auf dem Album – und auch für das Cover haben sie sich extra ein bandeigenes Maskottchen zugelegt: Alfred (das Kamel).

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"Wilco (The Song)" ist natürlich auch die Nummer, die den Hörer gleich zu Beginn empfängt: Nach Fragen wie "Are you being attacked?", "Are times getting tough?" oder "Is someone twisting a knife in your back?" spricht Tweedy die beruhigenden Worte "Wilco, Wilco, Wilco will love you baby" aus. Das ist natürlich schön zu wissen – auch wenn diese Art von Humor für Wilco irgendwie ungewöhnlich wirkt.

Die folgenden Nummern stehen immer noch stark unter dem Einfluss des Vorgängeralbums "Sky Blue Sky": Besonders Gitarrist Nels Cline macht mit seinen wunderbaren, verschnörkelten Soli wieder stark auf sich aufmerksam. Daraus entstehen so verträumte Soundcollagen wie in "Deeper Down", über die sich eine klagende Pedal-Steel legt, eine Art zärtlicher Begleitschutz für sich gemächlich aufbauende Nummern wie "One Wing" oder eine wirbelnde, aufbrausende Darstellung des Innenlebens von Jeff Tweedy, der im blutrünstigen "Bull Black Nova" ein gequältes "I can't calm down / I can't think" nach dem anderen von sich gibt.

Harmonischer wird es wieder in "You And I", einem Duett mit Feist. "I think we can take it" schmachten sich Tweedy und Feist so selbstverständlich an, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. "You Never Know" erinnert stark an bereits vorhandenes Songmaterial und geht dadurch trotz seiner positiven Ausstrahlung ebenso wie das verhaltene, ruhige "Country Disappeared" etwas unter. Auch "Solitaire" gibt sich verträumt und wird einmal mehr von einer schmachtenden Pedal Steel und ein paar Country-Gitarrenzupfern umhüllt.

"I'll Fight" schließlich darf wieder ein flotteres Tempo einschlagen, während Tweedy seiner Liebsten verspricht, für sie zu kämpfen, zu töten und zu sterben. Schade nur, dass auch hier die Gitarrenklänge wieder stark an einen "Sky Blue Sky"-Song erinnern. "Sonny Feeling" lässt trotz der Worte "A sunny feeling is taken away" ein wahrlich sonniges Gefühl aufkommen, auch wenn Protagonistin Sonny im Song so einiges durchmachen muss – für Mitleid oder Ähnliches ist die Musik aber einfach zu fröhlich und überschwänglich angelegt.

Die letzte Nummer "Everlasting Everything" beginnt mit Jeff Tweedys zartem Gesang wieder um einiges ruhiger, hat aber auch ein paar deprimierende Dinge zu sagen: Aussagen wie "Everlasting love is a lie", "Everything goes, both the good and the bad" oder "Everything alive must die" werfen noch einmal einen großen Schatten auf alle vorangegangen, positiven Songs.

Fazit

Stagnation auf hohem Niveau – mit dieser abgedroschenen Phrase lässt sich das neue Album von Wilco am besten beschreiben. Sie sind ihrem Stilmix aus Alternative, Country, Rock und Folk und ganz besonders den herausragenden Gitarrensoli von "Sky Blue Sky" weiterhin treu geblieben – obwohl sie die Karten teilweise neu gemischt haben, blitzt jedoch hin und wieder eine Songstruktur auf, die einem mehr als nur vage bekannt vorkommt. Dennoch harmonieren die einzelnen Songs perfekt miteinander und wirken wie aus einem Guss. Neu sind ein kleiner Schuss Selbstironie und Alfred (das Kamel) – und die dürfen auch bleiben.

Anspieltipps

Wilco (The Song)

Bull Black Nova

You And I

Artistpage

WilcoWorld.net

Tracks

1.Wilco (The Song)
2.Deeper Down
3.One Wing
4.Bull Black Nova
5.You and I
6.You Never Know
7.Country Disappeared
8.Solitaire
9.I'll Fight
10.Sonny Feeling
11.Everlasting Everything

Stephanie Stummer - myFanbase
29.06.2009

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