Bewertung
Placebo

Battle for the Sun

"Wir haben das Ziel, die größte Band der Welt zu werden", verrät Brian Molko im Visions-Interview. Aha. Was ist sonst noch neu bei Placebo, abgesehen von einem aufgeblasenen Ego? Da wäre ein neuer Drummer, nämlich Jungspund Steve Forrest, der frischen Wind in die verrostete Placebo-Welt bringen und auf die "alten" Hasen Molko und Olsdal wie eine Verjüngungskur wirken soll. Klar, neu ist dann auch noch das Album "Battle for the Sun", die Musik darauf steht allerdings eher für Altbewährtes und die Stärken von Placebo, die man ohnehin schon kennt.

Foto:

Die größte Stärke von Placebo war eigentlich immer schon Brians Stimme – sie fasziniert, verfügt über einen enormen Wiedererkennungswert und schafft es, selbst einfach gestrickten Songs einen gewissen Reiz zu verleihen. So gelingt es ihr, die belanglosen Nummern auf dem Album ein wenig aufzupeppen – den Opener "Kitty Litter" beispielsweise, der zwar gleich unerwartet rockig daherkommt, im Endeffekt aber relativ nichtssagend ausfällt. Auch die erste Single "For What It's Worth" mit schnurrenden Gitarren und großem Ohrwurmfaktor wirkt nur deswegen nicht ganz so banal und nicht ganz so nervtötend, weil Molko ihr immerhin noch etwas Charakter verleiht.

Im Grunde gibt es auf dem Album viele Songs, die momentan zwar schnell ins Ohr gehen, ziemlich kraftvoll und dabei auch nicht zu konstruiert wirken – letztendlich bleibt aber nicht viel davon hängen. "Speak In Tongues", "Bright Lights", "Breathe Underwater"- keineswegs schlechte Stücke oder Ausfälle, einfach gut und ordentlich gemachte Musik, der irgendwie trotzdem das gewisse Etwas fehlt, um den Hörer wirklich zu berühren.

"I've been wasting all my time", räumt Molko in "Devil In The Details" ein – naja, ganz so schlimm ist's dann auch wieder nicht. Die eine oder andere Nummer glänzt ja doch: Erst mal "Ashtray Heart", das mit seinem "Cenicero, cenicero"-Chor für fast peppige Abwechslung sorgt und die Atmosphäre etwas auflockert. Dann natürlich das Titelstück "Battle for the Sun" – und es ist wirklich gerechtfertigt, dass das Album danach benannt ist: Grummelnde Gitarren, Brian Molko in absoluter Höchstform und ein Aufbau, der sich wirklich hören lassen kann, ohne je an Spannung und Intensität zu verlieren. Eindeutig der beste Song der Platte!

Eine interessante Entwicklung macht auch "Julien" durch: Zu Beginn mit schrägen Discobeats unterlegt, dann haben ganz plötzlich wieder die Gitarren das Sagen, als Molko zur richtigen Gardinenpredigt für den lieben Julien ansetzt: "You can run but you can't hide / Because no one gets here out alive". Gegen Ende nimmt das Stück fast epische Ausmaße an und endet bei der ständig wiederholten Phrase "slow motion suicide" – armer Julien!

Nachdem das ganze Album eigentlich eher auf Tempo angelegt war, klingt wenigstens das letzte Stück "Kings of Medicine" ruhig aus und bleibt wegen dieser Eigenschaft auch angenehm im Gedächtnis.

Fazit

Die größte Band der Welt? Hmm. Einen Rückschritt stellt "Battle for the Sun" für Placebo zwar nicht dar, dafür verstehen sie sich auf ihr Handwerk einfach zu gut. Mit der Verjüngungskur hat es vielleicht insofern geklappt, dass die meisten Stücke relativ energiegeladen, schnell und gitarrenlastig ausfallen. Aber dort, wo das Vorgänger-Album "Meds" noch in sich stimmig wirkte und jeder Song auf seine eigene Art und Weise berührte, wirken sie hier bis auf ein paar Ausnahmen irgendwie austauschbar. Das können auch das aufwendig gestaltete Booklet und eine Bonus-DVD mit einer Dokumentation über die Aufnahmen im Studio nicht ändern – diese ist zwar ganz interessant anzusehen, enthält aber im Prinzip auch nur das, was jede Band über ihr neues Album sagt ("Wir haben uns von allen Zwängen losgelöst", "Wir haben uns schon lange nicht mehr so frei gefühlt" usw.) - Ein Album, das man ein paar Mal hört, weil es gerade aktuell ist – dann lässt man es links liegen und greift wieder zu den bewährten Placebo-Alben.

Anspieltipps

Ashtray Heart

Battle for the Sun

Julien

Artistpage

PlaceboWorld.co.uk

Tracks

CD 11.Kitty Litter
2.Ashtray Heart
3.Battle for the Sun
4.For What It's Worth
5.Devil in the Details
6.Bright Lights
7.Speak in Tongues
8.The Never - Ending Why
9.Julien
10.Happy You're Gone
11.Breathe Underwater
12.Come Undone
13.Kings of Medicine
CD 21.Dokumentation über die Aufnahmen zum Album(DVD)

Stephanie Stummer - myFanbase
15.06.2009

Diskussion zu dieser CD