Bewertung
Eminem

Relapse

"Lately I've been hard to reach, I've been too long of my own."

Foto: Copyright: Interscope Records
© Interscope Records

Ende 2005 fiel für Slim Shady der Vorhang. Eminem trug mit einem Best-Of-Album sein Alter Ego zu Grabe und bezeichnete die Veröffentlichung von "Curtain Call - The Hits" als Ende eines bedeutenden Abschnitts seiner Karriere. Tatsächlich wurde es erst einmal still um den kontroversen Rapper aus Detroit. Eminem zog sich aus dem aktuellen Musikbiz zurück und nutzte die vergangenen drei Jahre intensiv, um sich mit seinen eigenen Dämonen auseinander zu setzen.

Nun erscheint Eminems sechstes Studioalbum, das den bezeichnenden Titel "Relapse", also "Rückfall", trägt. In einigen Interviews erzählte Eminem, dass er die ein oder andere Entziehungskur über sich hat ergehen lassen und nun aber vollends sauber ist. Er hat laut eigenen Angaben in den vergangenen sechs Monaten mit klarem Kopf sogar mehr geschafft als in den Jahren voller Drogen zuvor. Eminem ist nun angeblich clean und dank der Reha geht es auch dem totgeglaubten Slim Shady besser als je zuvor.

Der erste Vorbote des neuen Albums versprach den von Eminem gewohnten Stil, mit dem wir ihn kennen und (hass)lieben gelernt haben. "We Made You" bietet neben einer gängigen Melodie, die im Kopf sofort hängen bleibt, die gewohnt spitzfindigen Textpassagen, die seltenst politisch korrekt daherkommen. Shady wettert mal wieder gegen alle möglichen Promis und zieht auch politische Akteure, wie die republikanische US-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin gehörig durch den Kakao. Auch Eminems Mutter ist (mal wieder) Zielscheibe seiner verbalen Abrechnung. In "My Mum" schiebt er ihr die Schuld seiner Drogensucht in die Schuhe und behauptet, dass er aufgrund ihres schlechten Vorbilds gar nicht anders hätte werden können. Eminem nutzt seine Musik, um mit sich selbst ins Reine zu kommen, mit seiner Vergangenheit und seinen eigenen Gedanken abzurechnen. Dabei entfaltet sich die ein oder andere Tragödie des Marshall Mathers, die am Ende doch wieder etwas Gutes hat - Ruhm und Erfolg.

Klingt alles irgendwie vertraut? Ist es auch. Eminem knüpft mit "Relapse" direkt dort an, wo er 2005 mit "When I'm Gone" aufgehört hatte. Die Texte sind provokativ und werden auf der ganzen Welt wieder Diskussionen auslösen. Die Musik, die Eminems harten Rap unterstützt, ist oft eingängig und perfekt auf den jeweiligen Song abgestimmt. Streicher, Klavier und Bläser kommen ebenso zum Einsatz wie die typischen Bässe und harten Drums. Eminem weiß, was dem Publikum gefällt und was man von ihm erwartet. An seiner Seite agiert einmal mehr Freund und Mentor Dr. Dre, der erneut die Produktion des Albums seines Schützlings übernommen hat. Und auch 50 Cent leistet seinen Beitrag zu Eminems Comeback und unterstützt ihn im genialen Song "Crack a Bottle", das in den Staaten bereits den Spitzenplatz der Charts erklommen hat.

Zu guter Letzt möchte ich der Plattenfirma noch für das tolle Booklet danken, denn immerhin finden sich neben den üblichen Dankesreden auch sämtliche Texte der Songs wieder, die das Verstehen der schnellen Wortfolgen doch stark vereinfachen. Witzig ist auch die Aufmachung der Scheibe - getreu dem Motto "Rückfall" präsentiert sich auch die CD als kleines Gesamtkunstwerk: Ein Rezept beziehungsweise eine Pillenschachtel, auf der ganz vorne das Gesicht Eminems, dargestellt aus Abertausenden kleiner Pillen, Tabletten und Kapseln, prangt.

Fazit

Eminems Comeback ist definitiv gelungen, auch wenn das Album im Grunde genau dort weitermacht, wo Eminem im Jahr 2005 aufgehört hatte. Never change a running system - warum auch sollte man neue Pfade gehen, wenn die alten Weiden noch genügend sattes Grün haben, das es sich abzugrasen lohnt. In diesem Sinne: Welcome Back, Slim Shady. Wir haben dich und dein vorlautes Mundwerk vermisst.

Artistpage

Eminem.de

Tracks

1.Dr. West (Skit)
2.3 a.m
3.My Mom
4.Insane
5.Bagpipes from Bagdad
6.Hello
7.Tonya (skit)
8.Same Song & Dance
9.We Made You
10.Medicine Ball
11.Paul (skit)
12.Stay Wide Awake
13.Old Time's Sakefeat. Dr. Dre
14.Must be the Ganja
15.Mr. Mathers (skit)
16.Déjà Vu
17.Beautiful
18.Crack a Bottlefeat. Dr. Dre & 50 Cent
19.Steve Berman (skit)
20.Underground

Melanie Wolff - myFanbase
24.05.2009

Diskussion zu dieser CD