Bewertung
Bosse

Taxi

Das dritte Album von Axel Bosse dürfte auch sein intimstes sein: Gemeinsam mit seinem Produzenten Jochen Naaf hat er das "Taxi" hauptsächlich in dessen Wohnzimmer aufgenommen – somit wird das Taxi zum Fluchtfahrzeug aus einer lauten, tristen Welt, deren Missstände und Probleme Herr Bosse in seinen Texten gerne und intelligent aufzeigt, musikalisch befindet es sich aber auf einer Einbahnstraße.

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Grundsätzlich ist natürlich nichts falsch daran, die Texte in den Vordergrund zu rücken (zumal es hier wirklich nicht viel auszusetzen gibt), aber die Musik, in die man hier die Alltagsgeschichten, Gedankenspiele und Monologe von Axel Bosse gekleidet hat, zeigt sich zumeist nur als durchschnittlicher Deutschrock, der nur hin und wieder mit ein paar Geigen oder Klaviertakten aufgeputzt wird.

Das macht es anfangs schwer, das Album nicht gleich als harmlose Hintergrundmusik abzuhaken und nur noch als solche zu hören – zum Glück gibt es da ein paar Songs, bei denen tatsächlich der Funke überspringt: "3 Millionen" bietet neben poetischer Sprache und einer gehörigen Portion Melancholie auch noch genügend mitreißende Melodien, um sich sofort zu einer der besten Nummern des Albums zu mausern – "Dein Arzt hat gesagt es ist o.k. / Aber alles tut weh / Deine Freunde sagen dir, es geht vorbei / Aber es geht nicht so leicht" spricht Bosse wohl jedem aus der Seele, der schlechte Zeiten durchlebt hat.

"Tanz mit mir" wagt es ebenfalls, aus dem üblichen Schema auszubrechen, klingt etwas frischer und hipper und versucht nicht, altkluge Weisheiten anzubringen – "Dreh deinen Po im Kreis" heißt hier die einfache Message. Als absolutes Highlight erweist sich dann die Uptempo-Nummer "Alter Strand" gegen Ende hin: Leicht wehmütig schwelgt Bosse in Erinnerungen an eine Jugendfreundschaft, als er einen Strand, den alten Treffpunkt von damals, besucht – "und alles ist geblieben, nur nicht wir". Hier stimmt wirklich alles: Jeder Ton und jedes Wort beschreiben diese Erinnerungen, auf die Bosse (und auch bald der Hörer) mit einem Lächeln zurückblickt.

"Irgendwo dazwischen" befinden sich die restlichen Bosse-Songs: Niemals belang- oder gar niveaulos, aber auch nicht so wirklich mitreißend geben sie sich, wenn über falsche Entscheidungen und Fehler philosophiert wird ("All die Dinge"), man die Workaholics und Karrierefreaks wachrütteln will ("Vereinfachen" im Duett mit Sebastian Madsen) oder die Liebe ihre Rätsel aufgibt – "Denn Liebe ist leise / Und alles hier ist laut", sagt Axel Bosse so schön. Vielleicht auch ein Fingerzeig darauf, dass man mit seiner Musik ebenfalls behutsam umgehen muss, da sie in der schnelllebigen Musikwelt auf den ersten Blick etwas unscheinbar wirken könnte ...

Fazit

Im "Taxi" wird der Hörer durch eine textlich sehr anspruchsvolle, poetische Welt kutschiert, die aber musikalisch nicht ganz so viel zu sagen hat – mit mehr als dem wie üblich netten, jedoch relativ nichtssagenden Deutschrock hat man es auf den ersten Lauscher nicht zu tun. Das ist schade, denn Axel Bosse schreibt gefühlvolle, authentische Songs, bei denen allerdings (bis auf ein paar Ausnahmen) irgendwie das gewisse Etwas zu fehlen scheint.

Anspieltipps

3 Millionen

Tanz mit mir

Liebe ist leise

Alter Strand

Artistpages

AxelBosse.de

MySpace-Profil

Tracks

1.3 Millionen
2.Sommer lang
3.Gegen Murphy
4.All die Dinge
5.Tanz mit mir
6.Liebe ist leise
7.Vereinfachenfeaturing Sebastian Madsen
8.Die Kunst des Verlierens
9.Alter Strand
10.Irgendwo dazwischen
11.Matrosen
12.Augen schließen

Stephanie Stummer - myFanbase
17.05.2009

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