Bewertung
SUE

Home Philosophy

Selbst hinter der härtesten Punker-Schale verbirgt sich scheinbar ein weicher Kern. Anders lässt sich das Debütalbum "Home Philosophy" der Band Sue zumindest nicht erklären. Denn was das Punk-sozialisierte Gründungsduo aus Ostfriesland da mithilfe ihrer Kollegen erschaffen hat, ist entrückter Elektro-Pop, zu dem sich nun wahrlich kein Pogo tanzen lässt.

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Man kann der Platte so einiges vorwerfen, allerdings bestimmt keine mangelnde Atmosphäre. Denn dafür sorgte allein schon das ungewöhnliche Studio, in dem Sue ihr Erstlingswerk aufnahmen: ein stillgelegter Wassertank. So blubbert, gluckst und wallt es auch beschaulich im Meer an elektronischen Effekten, während an der Oberfläche stets die sanfte Stimme von Skip Danko schwimmt. Im angenehm zurückhaltenden Opener "This Is", der stellenweise frappierend an das französische Ambient-Duo Air erinnert, weiß dieses entspannte vor sich hin Plätschern noch durchaus zu gefallen. Und auch das nicht minder verträumte "I Woke Up" drängt mit seinem netten, unaufdringlichen Beat recht anheimelnd ans Ohr. Auf Albumlänge stellt sich jedoch genau diese Bedachtsamkeit zunehmend als das große Manko des Albums heraus.

Denn so viel Potential die elf Songs an sich auch aufweisen, am Stück gehört wirken sie fast ein wenig einschläfernd. Da kann das Fingerpicking auf der Akustikgitarre noch so zauberhaft klingen ("Get Back on the Chair") und Enno Lengert seinen Kontrabass noch so hingebungsvoll streichen und zupfen ("All We Got"), im Endeffekt laufen die Songs schlicht zu oft nach dem immer gleichen Schema ab. Und diesen Eindruck verstärkt der permanent (und nahezu penetrant) sanft-säuselnde Gesang auch noch. Denn Sänger Skip Danko scheint nach so einigen Jahren als Screamer-Frontman mittlerweile etwas schwach auf der Brust und bedient sich daher das gesamte Album über ausschließlich der Kopfstimme. Da freut man sich natürlich, wenn diese wie im letzten Stück "Freak" wenigstens mal durch den Vocoder gejagt wird und so doch noch für einen kleinen Funken Vielfalt sorgt.

Insgesamt versinkt das Album einfach zu sehr in gleichförmiger Melancholie und bietet zu wenig Abwechslung, als dass die vereinzelt tatsächlich zündenden Songideen der trostlosen Monotonie Einhalt gebieten und den Hörer aus der Lethargie reißen könnten. Selbst Songs, die eine gewisse Detailverliebtheit ausstrahlen, wie das von Möwen, Martinshorn und einfahrenden U-Bahnen untermalte "Hamburg is the Love" oder der wohl mit Abstand dynamischste Album-Track "Sad Place", versäumen wirklich zu überraschen oder zumindest die chronisch kummervolle Stimmung zu kippen. Die Regel bestätigende Ausnahme bildet das verspielte "A Sunlight Please", das mit grellen Synthies und nahezu technoartigem Beat völlig unerwartet ins Album schneit und lässt ahnen, dass in Sue auch ganz andere Töne stecken müssen. Nur findet man die anscheinend einfach nicht in Wassertanks.

Fazit

Sue lassen sich ziellos in ruhigen Elektropop-Gewässern treiben, die hin und wieder ein kleines Aufbrausen vertragen könnten. Denn auch wenn die Songs auf "Home Philosophy" eine sehr intensive Stimmung aufkommen lassen, plätschern sie hier und da etwas allzu träge vor sich hin.

Anspieltipps

This Is

A Sunlight Please

All We Got

Hörprobe

Hört euch alle Lieder des Albums "Home Philosophy" an. Hier geht es zur Hörprobe.

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Tracks

1.This is
2.I Woke Up
3.A Sun Light Please
4.New York
5.Hamburg is the Love
6.Sad Place
7.Sail the Air
8.Unsigned Hype
9.Get Back on a Chain
10.All we got
11.Freak

Paulina Banaszek - myFanbase
28.03.2009

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