Bewertung
Mando Diao

Give Me Fire

Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, ein Quintett nordischer Sangesbrüder. Sie kannten sich schon lange, und waren Freunde. Da sie auch die Liebe zur Musik verband, taten sie sich zusammen, jene zu machen. Für sich – und für die Massen. Jeder sollte sie hören. Nur Wein und Gesang, nicht länger aber Weiber waren geduldet auf dem langen Weg der Barden, die Stadt, Haus und Hof verließen, in die Welt zu ziehen und ihr zu zeigen, was sie konnten. Zu nachtschlafender Zeit beschloss einer von ihnen gar im Traum: Mando Diao wollen wir heißen!

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Es dauerte nicht lange, bis Frau Emi – ihres Zeichen eine Machthaberin, deren lange Finger im Mediengeschäft ordentlich rührten – von den fünf jungen Männern Wind bekam. "Singt für mich!", sprach Frau Emi. Die fünf Herren taten, wie ihnen geheißen. Und ebenso wie die Musikanten selbst war Frau Emi der Meinung, dass der Welt genau so eine Truppe gerade noch gefehlt hatte. Ausgestattet mit zahllosen vervielfältigten Exemplaren, die von der Sangeskunst der Nordlichter zeugten, schickte Frau Emi ihre Schützlinge auf Reise. In der Tat: Menschen aller Länder und Nationen liebten das Quintett, und wo sie auftraten, wurde allerorts gefeiert.

Natürlich blieb das Spektakel einem nicht verborgen: König Uni Versal beobachtete Mando Diao seit geraumer Zeit. Frau Emi hatte einen großen Wurf gelandet. So erklärte der König das kleine Phänomen aus dem Norden bald zur musikalischen Chefsache. Nach einem halben Jahrzehnt Schaffenszeit derselben holte er Mando Diao endlich zu sich: Das nächste Werk sollten sie unter seinem Namen veröffentlichen. Der König rieb sich in freudiger Erwartung des bevorstehenden Geldregens bereits die Hände.

Vor einer Audienz beim König stellt sich die Kleiderfrage. Auch Männern. Besonders diesen, denn nicht zuletzt waren sie bekannt für Stil- und vor allem Selbstsicherheit – weit über die Grenzen des eigenen Landes hinaus. "I've got my armageddon boots, brown shades and brand new leather suit", sagte der, der sich nicht entscheiden konnte. Die anderen nickten: Eine gute Wahl. Mit einem hastigen Blick auf die Uhr vermerkte einer seiner Kumpanen: "I don't think I can wait any longer, I will slowly die of hunger", verschränkte die Arme vor seinem exzellent gekleideten Körper, und tippte ungeduldig mit dem Fuß. Wieder nickten die drei anderen – diesmal im Takt des Klopfens auf dem Fußboden. Alle Anwesenden merkten gleich: Das sollte der Anfang eines neuen Liedes sein. Plötzlich waren sie ganz aufgeregt: "I'm burning! Like a combat zone!", schrie einer es hinaus. "I'm gonna dance with somebody!", stimmte ein weiterer in die allgegenwärtige Aufbruchsstimmung ein, und griff die Arme eines anderen, wirbelte ihn gar wild umher. Bald darauf machten sie sich ans Werk. Nicht nur die Erwartungen von Uni Versal waren enorm groß: Besonders die der Millionen Anhänger weltweit waren es – und nicht zuletzt die von Mando Diao selbst.

Mit den neuen Liedern im Sack machten sie sich auf zum König. Gerade ein Jahr hatten sie sich Zeit gelassen, ehe sie zur Audienz erschienen. Doch an das eigene Tempo gewohnt, waren sie auch dieses Mal zuversichtlich, und von ihrer geleisteten Arbeit überzeugt wie eh und je. Der direkte Weg führte sie über die "Mean Street", die in einer zwielichtigen Gegend lag. "Oh, I hate this street with... passion", sagte einer der Anführer, derer es zwei in der fünfköpfigen Kombo gab. "Come On, Come On", trieben sie sich gegenseitig an, denn den König wollten selbst Mando Diao nicht warten lassen. Dem Herrscher der Musikwelt, Uni Versal, gefielen die neuen Lieder sehr: "Unter die Leute damit! Rasch!" so lautete der Befehl.

Und so liegt das neue, inzwischen fünfte Album namens "Give Me Fire" auch vor mir. Wirklich bemerkenswert ist die rasante Geschwindigkeit, die die fünf Schweden bei der Produktion ihrer Platten an den Tag legen: Von 2003 bis 2009 – beinahe alle Jahre wieder werfen sie ein neues Album auf den Markt. Das noch dazu immer wieder einschlägt. Zwar stand nach dem vergleichsweise experimentellen "Never Seen The Light Of Day" einigen Fans das Fragezeichen auf die Stirn geschrieben, doch auch das tat dem Erfolg Mando Diaos ganz sicher keinen Abbruch. "Give Me Fire" klingt dennoch wieder ganz so, wie man es sich von der Band verspricht.

Der Single-Knaller "Dance With Somebody", dem man sich dieser Tage nur schwerlichst entziehen kann, spuckt große Töne – und verspricht ein ganz kleines bisschen zu viel. Die 13 Songs auf "Give Me Fire" versprechen keine – wie zuletzt "Ode To Ochrasy" im Jahre 2006 – Hit- und Ohrwurmgarantie gleich beim ersten Hören. Potenzial, Hits und Ohrwürmer zu werden, haben sie aber doch. Was Mando Diao vielleicht am meisten trägt, auch durch ihr neuestes Album, sind die unheimlich markanten Stimmen von Björn Dixgård und Gustaf Nørén, die jedem Wort, jedem Seufzer, Schrei und Gesäusel den ganz und gar bandtypischen Stempel aufdrücken. Solange sie dann noch Songs schreiben wie "Gloria", dessen eingängiger Refrain man vor dem geistigen Auge schon von hunderten begeisterten Fans inbrünstig singen sieht, und ihnen auch weiterhin so wunderbar bittersüße Zeilen einfallen wie "You and me, you and me will always find a salty sea to clean our wounds", macht ihnen keiner so schnell die schwedische Krone streitig, die zuvor Abba und Roxette getragen haben – lange genug.

Fazit

Mando Diao melden sich zurück – und auch dieses Mal den eigenen Anspruch an, ganz oben mitzumischen. Schließlich ist man eine verdammt coole Band mit verdammt coolen Songs. Nach "Dance With Somebody" als Vorbote, und "Gloria" als höchstwahrscheinliche Nachfolgerin wird nach diesem Album in Deutschland wohl kaum jemand übrig bleiben, der Mando Diao nicht kennt, oder zumindest noch nie gehört hat: So unterlegen aktuell nicht nur diverse Fernsehsender ihre Programmvorschauen und Fußballszenen mit der suchtgefährdenden Erstauskopplung, was beweist: Mando Diao kann man glücklicherweise nicht entkommen.

Anspieltipps

Dance With Somebody

Gloria

High Heels

Maybe Just Sad

Go Out Tonight

The Shining

Artistpage

MandoDiao.com

Tracks

1.Blue Lining White Trenchcoat
2.Dance with Somebody
3.Gloria
4.High Heels
5.Mean Street
6.Maybe Just Sad
7.A Decent Life
8.Give Me Fire
9.Crystal
10.Come on Come On
11.Go Out Tonight
12.You Got Nothing on Me
13.The Shining

Aljana Pellny - myFanbase
19.02.2009

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