Bewertung
Robin Thicke

Something Else

Nach seinem schmählich ignorierten Glanz-Debüt "A Beautiful World" erntete der erfahrene Produzent Robin Thicke für den durchaus würdigen, wenn auch etwas zu zahm geratenen Nachfolger "The Evolution of Robin Thicke" endlich auch als Sänger die lang verdienten Lorbeeren. Nach dem Durchbruch in den USA könnte mit der Veröffentlichung von "Something Else" nun auch Europa seinem blue-eyed Soul restlos verfallen.

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Sprechen wir nicht über das Cover. Denn wenn es danach ginge, müsste das Album eigentlich "Something Hideous" heißen. Konzentrieren wir uns stattdessen lieber auf die inneren Werte - die Musik - und stellen dabei schnell fest, dass "Something Else" gar nicht mal so anders klingt wie seine Vorgänger. Ganz im Gegenteil, scheint das Album mit "You're my Baby" genau dort anzusetzen, wo "The Evolution of…" aufhörte: bei samtweichen Balladen mit einer Spur von Bossa Nova, subtiler Streicher- oder Orgelverzierung und dezenten Congas wie sie auch auf "Ms. Harmony" und "Cry no more" zu hören (und zu huldigen) sind. Gepaart mit Thickes geschmeidigem Falsett gehen solche Songs natürlich runter wie Öl. Zumindest solange aus dem Öl nicht plötzlich triefender Schmalz wird und, wie im Wonder-samen "The Sweetest Love", Kitsch und Gefühlsduselei die Überhand gewinnen.

Wie man Gefühl und Romantik hingegen gänzlich ohne übertriebene Rührseligkeit vermitteln kann, zeigen das mit Sitar-Klängen und sonorem Summen angereicherte "Loverman" sowie das wahrlich traumhafte "Dreamworld". Vor allem letzterer Song bezaubert dabei ganz besonders durch seine gewinnend naiven Lyrics und sein überaus gelungenes Arrangement. So kiekst und knarzt im Hintergrund eine wundervolle Orgel gegen Bass und Piano an, während Thicke sich in sehnsüchtigen Fantasien von einer Welt verliert, in der globale Erwärmung und Hautfarbe keine Rolle spielen, Van Gogh keinen Grund zum Selbstmord hatte und Marvin Gaye Senior seinen eigenen Sohn gar nicht umbringen wollte.

Während Thicke mit seinen Balladen scheinbar ein zweites, (r)evolutionäres "Lost Without You" zu schaffen versucht, wird in den Uptempo-Nummern vielmehr der pulsierende Drive seines Erstlings heraufbeschworen. Dabei setzen satte Bläser frische Akzente und flößen den Songs noch eine zusätzliche Dosis Funk ein. So stellt sich auch das von opulentem Blech begleitete "Hard on My Love" mit seinen Hendrix-Gitarren und dem treibendem Schlagzeug als echte Funk-Rock-Hymne heraus, die ungeheuer Laune macht. Was den Stimmungsfaktor angeht, wird der Song lediglich von "Shadow of Doubt" überboten, einem ausgelassenen Groove-Monster, das stark an "Sympathy for a Devil" von den Rolling Stones erinnert.

Einmal mehr also zollt Thicke seinen musikalischen Helden Tribut und lässt den Sound der 60er und 70er wieder aufleben. Jedoch nicht ohne ihm auch seinen eigenen Stempel aufzudrücken, wie die Vorab-Single "Magic", eine gelungene Kreuzung aus Quincy Jones und Isaac Hayes, besonders deutlich macht. Neben seiner Vorliebe für Motown-Soul, Funk und waschechten Disco-Sound ("Something Else") räumt er im letzten Track "Tie My Hands" auch dem HipHop noch einen kleinen Gastauftritt ein. Der bereits auf Lil Waynes Album "Tha Carter III" erschienene Song bildet mit seinen lässigen Beats und dem Wechselspiel von samtigem Gesang und Rap-Einlagen einen beschaulichen Abschluss einer spannenden Platte. Und macht richtig Lust auf "Something More".

Fazit

Von wegen, "Something Else". Robin Thicke bleibt seiner bunten Mélange aus Funk, Soul, Pop und R'n'B weiterhin treu. Sein Debüt bleibt zwar nach wie vor unerreicht, aber wenn man von Robin Thicke etwas lernen kann, dann, dass man die Hoffnung niemals aufgeben sollte.

Anspieltipps

Dreamworld

Hard on My Love

Shadow of Doubt

Tie My Hands (feat. Lil Wayne)

Artistpage

RobinThicke.com

Tracks

1.You're My Baby
2.Sidestep
3.Magic
4.Ms. Harmony
5.Dreamworld
6.Loverman
7.Hard on My Love
8.Sweetest Love
9.Something Else
10.Shadow of Doubt
11.Cry No More
12.Tie My Handsfeaturing Lil Wayne

Paulina Banaszek - myFanbase
18.10.2008

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