Bewertung
Beth Rowley

Little Dreamer

Wie ein Rauschgoldengel sieht sie aus. Beth Rowley, die in Peru geborene Newcomerin aus Bristol, präsentiert sich auf dem Cover ihres Debüts "Little Dreamer" mit blonder Lockenmähne und perfektioniertem Unschuldsblick. In Kombination mit dem Albumtitel schreit das natürlich nach einer fröhlich-verträumten Pop-Platte. Doch der Eindruck täuscht. Denn auf "Little Dreamer" regiert allem voran der Blues.

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Trübsal blasen steht also auf dem Programm und das sparsam arrangierte Traditional "Nobody's Fault But Mine" liefert da den perfekten Einstieg. Zunächst lediglich von Walking Bass und Beth Rowleys warmer Stimme getragen, entwickelt der Song allmählich eine ungeheure Dynamik und steigert sich spätestens mit dem Einsetzen des Chors zu einer ergreifenden Elegie, die Erinnerungen an die legendäre Nina Simone wachruft.

Etwas weniger trist, dafür umso unscheinbarer erweisen sich Rowleys Eigenkompositionen. So kommt "Sweet Hours" schlicht zu süß und harmlos daher, mangelt an Intensität und besonderer Note. Und auch "So Sublime" ist über jede beliebige Pop-Single im Radio keinesfalls erhaben, sondern klingt eher recht uninspiriert und belanglos. Dagegen setzen in der Soul-Nummer "Oh My Life" zumindest die Bläser sehr interessante Farbtupfer und auch dem zu Beginn recht unspektakulären "You Never Called Me Tonight" kann man einen gewissen Groove nicht absprechen.

Lediglich das unwiderstehlich schleppende und wieder sehr bluesig angehauchte "Only One Cloud" kann mit seinen erfrischenden Banjo- und Mundharmonikaklängen vollauf überzeugen und sogar mit den offenbar zeitlosen Klassikern mithalten, die Rowley auf "Little Dreamer" nebst ihrer eigenen Stücke interpretiert. Während das Dylan-Cover "I Shall Be Released" noch so klingt, als hätte man es gegen seinen Willen in ein luftiges Reggae-Gewand gezwängt, lässt das gospelartige "When the Rains Came" ein wahres Western-Feeling aufkommen und an Saloon-Bars sitzende Cowboys vor dem inneren Auge Jack Daniel's trinken.

"Angel Flying Too Close to the Ground" von Country-Legende Willie Nelson bezaubert als feinfühliges Duett mit dem nordirischen Singer/Songwriter Duke Special, das ganz auf Minimalismus setzt: sanfte Bläser- und Orgeluntermalung sowie hier und da eingestreutes Glockenspiel. Noch reduzierter erscheint der Blues-Klassiker "Almost Persuaded" mit seiner simplen Klavier-, Chor- und Orgelbegleitung, der aus Rowleys Stimme aber leider nicht ganz den nötigen Soul kitzeln kann, den beispielsweise eine Etta James in den Song gelegt hat.

Mit "Beautiful Tomorrow" schließt Rowley das Album wie sie es auch schon begonnen hatte. Im Gegensatz zum Opener wird in diesem Traditional allerdings nach klassischem Call-and-Response-Schema gepriesen anstatt zu klagen. Und so versucht uns die junge Britin mit frohlockendem Gospelchor und tanzender Mundharmonika ein letztes Mal klar zu machen, dass Musik früher einfach besser war. Oder zumindest "so much sweeter than today".

Fazit

Beth Rowley bedient sich auf ihrem Debütalbum großzügig am traditionellen Folk, Blues, Country und Gospel, gönnt sich - vermutlich dem jüngeren Publikum zuliebe - aber auch einige Ausflüge in die Pop-Welt. Dabei stechen vor allem die bluesorientierten Songs heraus, während es dem Mainstream-tauglicheren Rest spürbar an Ecken und Kanten fehlt. Mit den Amys und Duffys dieser Welt kann sie musikalisch jedoch durchaus mithalten.

Anspieltipps

Nobody's Fault But Mine

Angel Flying Too Close to the Ground

Beautiful Tomorrow

Artistpage

BethRowley.com

MySpace-Profil

Tracks

1.Nobody's Fault But Mine
2.Sweet Hours
3.So Sublime
4.I Shall Be Released
5.Only One Cloud
6.When The Rains Came
7.Oh My Life
8.Angel Flying Too Close to the Ground
9.Almost Persuaded
10.You Never Called Me Tonight
11.Beautiful Tomorrow

Paulina Banaszek - myFanbase
19.09.2008

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