Serum 114

Das Debütalbum der jungen Band aus Rheinhessen ist voller deutsprachigen Punkrock, Selbstironie, Gradlinigkeit, Provokation und Botschaften. Zuerst mögen sie sowohl optisch als auch musiktechnisch an die "Toten Hosen" erinnern, aber schon schnell wird deutlich, dass sie anders sind, frisch, unverbraucht und sich mit jüngeren und aktuelleren Themen beschäftigen.

Die Musik bewegt sich zwischen Rock und Punk, ist stets von Gitarrensounds beherrscht und voller Leben. Absolut passend dazu die Stimme, welche zwar nicht unbedingt herausragend hervorsticht, aber mit dem Genre und den Texten sehr gut harmoniert. Der Name wurde aus dem Film "Clockwork Orange" entliehen und bezieht sich auf eine Substanz, welche aus einem bösen einen besseren Menschen machen soll. Doch leider versagt diese und was verbleibt ist...Chaos!

Angriffsfläche bieten die Songs genug und jede Menge Stoff zum Nachdenken und Grübeln, denn hinter den oft banalklingenden Titeln steckt eine meist wichtige Botschaft. Zu Beginn bietet die Band mit "114" einen Auftakt und stellt sich sowie die Musik vor. In "Alphatier" wird den prolligen Möchtegern-Provinz-Hip-Hoppern mit rockigen Sounds Paroli geboten. "Wo wir zu Hause sind" arbeitet autobiographisch, das Umfeld und das Leben der Band werden beleuchtet.

Der Titel "Du bist zu fett" wird so manchen zuerst aufschreien lassen, aber er entpuppt sich schnell als Kampagne gegen Magersucht. Mit "Auge um Auge" wird ein Blick auf das typische Konkurrenzverhalten geworfen. "Adrenalin", ein rockiges Lied über die Sucht nach Adrenalinstößen, schließt an. In der ersten Singleauskopplung "Seid Ihr bereit?" geht es um die Botschaften, darum, dass die Jungs kein Blatt vor den Mund nehmen werden und sich nicht unterkriegen lassen. Danach ein Lied über den großen Traum, die Stadt, die so manchen schon ruiniert hat: "Las Vegas". Im Anschluss rockt "Schönen Gruss/Deine Frau" über eine Beziehung und einen Seitensprung. "Stadt ohne Licht", ein Lied über Perspektiven und Orientierung, folgt. Die nächsten Lieder drehen sich um Gefühle und die Titel sprechen für sich: "Sorgenkind", "Spiel mit mir" und "Durch diese Augen".

Insgesamt bietet das Album eine vielfältige Themenmischung, aber leider hören sich die Songs doch alle musikalisch sehr ähnlich an. Es wird geschrien, wild auf der Gitarre gerockt und provokante, obszöne Worte gegrölt. Typisch deutscher Punkrock eben, aber dadurch verliert sich Serum 114 auch noch ein wenig in der Masse der deutschen Punk- und Rockszene. Die Lyrics werden aber bestimmt – vor allen Dingen Teenagern – gefallen, die provozieren und sich selbst noch finden wollen. Für Erwachsene ist es vielleicht doch ein wenig zu pseudoprovokant, nicht tiefgründig genug aufgearbeitet und vor allem sprachlich nicht geeignet.

Fazit

Für Fans der deutschen Rock- oder Punkmusik und Teenager auf jeden Fall hörenswert. Die Texte sind eingängig, provokant und musikalisch wird hier feinster Punkrock geliefert!

Anspieltipps

Du bist zu fett

Seid ihr bereit?

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