Interruptions
Es ist schon ein wenig verwunderlich, wie eine Schweizer Band dazu kommt, sich den spanischen Namen Mañana zu geben, obwohl sie auf Englisch singt und ihre kühlen, rauen und vulkanischen Klanglandschaften musikalisch vielmehr an Island erinnern. Die eigentliche Frage, die sich nach dem Hören ihres Debütalbums "Interruptions" allerdings aufdrängt, ist wie eine derart talentierte Band trotz FIFA-Videospiel-Hit und einer Nominierung für den amerikanischen Independent Music Award hierzulande so lange unbeachtet bleiben konnte.
Allein das Instrumental-Intro "Loyalty" lässt bereits Großes erahnen. Gitarren, Synthies und Schlagzeug fügen sich zu einem gewaltigen Ganzen, das wie ein Gewitter über einen hereinbricht. Die Ruhe nach dem Sturm kehrt jedoch sogleich im sehnsüchtigen "Unbalance" wieder ein. Besänftigende Background-Chöre und "It's okay"-Singsangs entschärfen Bürklis flehentlichen Gesang und lassen eine regelrecht träumerische Stimmung aufkommen. Doch es ist das ausgesprochen ausgeklügelte Gitarren- und Schlagzeugspiel, das hier ganz besonders ins Ohr fällt und auch auf Albumlänge häufig die herausragende Rolle spielt.
In der Vorab-Single "Make a Tiger" treffen prominente U2-Gitarren auf süße Keane-Melancholie und wohlige "aaah"-Backgroundgesänge drängen anheimelnd ans Ohr, bevor der Song recht plötzlich abbricht. Mit "Broken Solid Side (To Be)" knüpfen Mañana jedoch fast nahtlos an den Vorgänger an. Harte Gitarrenriffs bilden hier einen spannenden Gegenpol zu eher verträumten Keyboards und offenbaren damit eine der größten Stärken der jungen Schweizer: durch Gegensätze sehr feine musikalische Akzente zu setzen. So zieht sich ein mechanisch klingender Schlagzeugbeat durch die Pop-Perle "Red", während sich sonore Klavierklänge und subtiles Glockenspiel über dezente Akustik-Gitarren legen und über allem ein geradezu sphärischer Falsett-Gesang zu schweben scheint.
In Songs wie "Monster" und "Elephant" vereinen Mañana schwelgerische Melodien mit einer gesunden Portion Pathos und weben so unheimlich dichte und bunte Klangteppiche. Stimmen und Instrumente harmonieren auf solch wundervolle Weise, dass ein sehr runder und in sich geschlossener Sound entsteht. Jeder darf mit seinen Fähigkeiten glänzen, auch wenn Schlagzeuger Hunziger sich immer wieder als heimlicher Held des Albums hervortrommelt.
In "Berliner Bau" schimmert anfangs noch ein wenig Coldplay durch, bevor der Song ganz entgegen dem Stil der Britpopper mit heroischer Gitarre und imposantem Schlagzeug-Crescendo furios ausklingt. Weniger stürmisch, dafür umso atemberaubender tönt schließlich der letzte Song "Roadside Museum". Zunächst lediglich auf Piano und Bürklis durchdringende Stimme reduziert, setzen allmählich Gitarren und Synthies ein, gefolgt von einer majestätisch anmutenden Kirchenorgel und marschierendem Schlagzeug, die dem Song allesamt eine unbeschreiblich erhabene Intensität verleihen. Das ist Musik, die tief unter die Haut geht. Musik, die berührt, bezaubert und die man selbst hören und fühlen muss, um sie wirklich zu fassen.
Fazit
Mit der kühlen Eleganz von Interpol und einem Hang zu mächtigen Hymnen, wie man sie sonst nur von Sigur Rós kennt und liebt, schaffen Mañana auf ihrem Debütalbum ausdrucksvolle Songs, die sich in ihrer Schwermut und aufbrausenden Qualität stark am Post-Rock orientieren. Doch anstatt allzu sehr auszuschweifen, überschreiten die Stücke nie die übliche Radiolänge. Das lässt zwar hin und wieder den Wunsch nach mehr Raum und Tiefe aufkommen, zeugt aber auch von einem ganz eigenen Stil. Und wer hat ihn erfunden? Die Schweizer.
Anspieltipps
Unbalance
Broken Solid Side (To Be)
Roadside Museum
Artistpage
Tracks
| 1. | Loyalty | |||
| 2. | Unbalance | |||
| 3. | Make a tiger | |||
| 4. | Broken solid side (to be) | |||
| 5. | Monster | |||
| 6. | Red | |||
| 7. | Elephant | |||
| 8. | Little lights | |||
| 9. | Berliner Blau | |||
| 10. | Roadside Museum |
Paulina Banaszek - myFanbase
17.08.2008
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 15.08.2008Genre: Independent, Alternativ
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