
The Con
Das fünfte Album aus den Federn von Tegan und Sara Quin wird die Fans spalten, so wie es auch mich gespalten hat. Einerseits vermisst man die alten, rockigen "Under Feet Like Ours"-Zeiten, andererseits ist man zutiefst erstaunt über die lyrischen Fähigkeiten der beiden, die sich auch auf dem Album wiederfinden. Und nichtsdestotrotz: Jeder Künstler wird sich einmal weiterentwickeln.
Schaltet ein geübter Tegan and Sara-Hörer voller Vorfreude den Player ein, um diese CD zu hören, wird er möglicherweise schockiert sein. Auch mich persönlich traf dieser neue Stil, war es doch von dem Vorgängeralbum "So Jealous" schon klar, wohin das führen würde. Doch die Hoffnung stirbt ja bekanntlich als Letztes.
Wer die musikalischen Künste der Zwillinge schon kennt, wird diesem Album hoffentlich eine zweite Chance geben, denn diese hat es definitiv verdient. Und im zweiten Versuch wird es doch auch wieder punkten, so sehr beeindrucken die Melodien und vor allem aber die Texte. Ich muss gestehen, dass sie wieder über sich selbst hinausgewachsen sind, vor allem Sara. Denn der Opener "I Was Married" war anfänglich auch ein Schock für mich, aber nach und nach nahmen mich Sinn und Logik der Lyrics so ein, dass ich ihnen verzeihen konnte. Und nach mehrmaligem Hören klingt es wirklich toll, weil es eben so wahr ist.
Auffallend sind aber auch die häufigen elektronischen Parts sowie die Keyboard-Einsätze. Erinnern wir uns mal kurz an frühere Zeiten, zwei Mädels, zwei Gitarren, zwei Stimmen. Vergessen wir das, denn die heutigen Sachen sind auch unverzichtbar. Auch wenn die neuen technischen Spielereien ungewohnt sind, klingen sie toll. Herrlich wird das hier bei "Are You Ten Years Ago?" veranschaulicht, welches ohne die elektronischen Parts nicht mal die Hälfte seiner heutigen Magie hätte. Und wenn ich ehrlich bin, meine zwei Lieblingslieder dieser Scheibe sind ganz klar "Like O, Like H" und "Knife Going In" (beide von Sara), die auch ohne diese neuen Techniken nicht annähernd so toll wären.
Im Folgenden möchte ich auf die einzelnen Lieder eingehen:
"I Was Married" überzeugt zwar erst nach mehrmaligem Hören und Studieren der Lyrics, aber dann wirkt es extrem imposant. "Relief Next To Me" ist schon von der ersten Minute an toll, vor allem wegen der Drums und der einschlägigen Melodie, sowie dem Refrain, der das alles nochmals toppt, ein Lied zu dem man einfach nicht stillsitzen kann. "The Con" fängt ausnahmsweise mal mit Gitarrenakkorden an, welche sich zwar danach ein bisschen verirren, aber im Refrain zu einer schreienden Tegan zurückfinden. Im ersten Moment toll, nach mehrmaligem hören aber bloß Mittelmass.
"Knife Going In", eins meiner absoluten Lieblingslieder, sollte man am besten ganz laut im dunkeln hören. Einfach weil es so verdammt melancholisch angehaucht ist. Vor allem Kaki King's Steel Lap bewirkt in diesem Song Wunder. Es ist einfach ein musikalisches und lyrisches Meisterwerk, man kann's nicht anders sagen. Auf "Are You Ten Years Ago?" bin ich vorher schon ein bisschen eingegangen. Ohne seine elektronischen Spielereien wäre es ein Nichts. Aber gerade diese machen dieses Lied so einzigartig und toll. Außerdem hat es einen sehr hohen Ohrwurm-Faktor, da man die Drumline und die penetrante Stimme von Tegan fast nicht mehr aus dem Ohr kriegt.
"Back In Your Head" ist die erste Singleauskopplung dieser Platte, und für mich bloß auch Mittelmass. Wahrscheinlich weil sich hier ihre Songwriter-Fähigkeiten doch wieder in Grenzen halten und es einfach zu einschlägig ist. Nein danke, nächstes. "Hop A Plane" ist für den Rockfaktor dieses Albums zuständig. Es fängt schon in der ersten Sekunde an und wirft für 1:50 Minuten alle vorigen Lieder über den Haufen. Auch wenn ich von der Länge nicht sonderlich begeistert bin, bin ich doch froh, dass es nicht noch länger wurde, da es sich gegen Ende dann doch ein bisschen zieht.
Dagegen ist der nächste Titel, "Soil, Soil", ein wahres Wunderwerk. Auch hier muss ich kurz auf die Spiellänge hinweisen, denn hier sind 1:23 einfach viel zu kurz! Es ist so ein tolles, ruhiges Lied, welches man einfach abwürgt. Schade meine lieben Quins, schade. "Burn Your Life Down", der nächste Track, ist auch wieder einer dieser Ohrwürmer-Titel. Es hat zwar weder eine besonders liebenswerte Melodie, noch sonst etwas magisches, doch es fordert einfach zum Mitsingen auf, vor allem bei diesen ewigen "burn burn burn your life down"s.
"Nineteen" ist dafür eines der besseren Lieder. Es lässt die Hörer richtig in Tegan einfühlen, es ist so richtig Emotional, und auch wenn sie nur ihres früheres Alter hinausschreit, kommt es doch sehr bewegend rüber, vor allem in Kombination mit den Drums. "Floorplan" wird in der Fangemeinde extrem gehypt, und ich frage mich wieso. Die Melodie ist wirklich nicht die beste, da gibt es soviel bessere Songs von Tegan and Sara. Einzig der Text ist mal wieder so hervorragend, dass man es glatt für ein Gedicht halten könnte.
Der nächste Titel ist mein zweites favorisiertes Highlight. "Like O, Like H" gibt als drittletztes Lied nochmals richtig Gas. Auch hier wird wieder klar auf die neuen Stile gesetzt, doch es passt wie angegossen. "Dark Come Soon" hingegen ist nur nettes Mittelmass. Es ist gut für Zwischendurch, aber so richtig überzeugen kann es auch nicht, erst in der zweiten Hälfte steigert es sich ein bisschen. Der letzte Titel "Call It Off" ist das, was man sich von einem richtigen Ending wünscht; ruhig und einfach abschließend. Man kann ihn nicht beschreiben, bloß hören.
Fazit
Für mich eindeutig das beste Album 2007.
Tracks
1. | I Was Married | |||
2. | Relief Next To Me | |||
3. | The Con | |||
4. | Knife Going In | |||
5. | Are You Ten Years Ago? | |||
6. | Back In Your Head | |||
7. | Hop A Plane | |||
8. | Soil, Soil | |||
9. | Burn Your Life Down | |||
10. | Nineteen | |||
11. | Floorplan | |||
12. | Like O, Like H | |||
13. | Dark Come Soon | |||
14. | Call It Off |
Julie Engel - myFanbase
09.12.2007
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 24.07.2007Veröffentlichungsdatum (DE): 24.07.2007
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