Bewertung
Oceansize

Frames

Vor ein paar Jahrzehnten galt "Musik hören" noch als Hauptbeschäftigung – als etwas das man tat. Man setzte sich irgendwo hin und hörte eine CD (okay, damals eher Platte), vertiefte sich in die Musik und dachte über die Texte nach. Heutzutage ist Musik nur noch eine Hintergrundbeschäftigung. Wir hören sie während wir eigentlich etwas ganz Anderes machen – lesen, schreiben, arbeiten oder alles zusammen.

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Um der drohenden Bedeutungslosigkeit von Musik entgegenzuwirken, ergreifen einige Bands inzwischen recht rabiate Mittel: sie machen Musik entweder immer komplexer oder so zugänglich, dass man tanzen oder mitsingen muss. Oceansize hingegen gehen einen anderen Weg und eines ist dabei sicher: die Zeit in der "Musik hören" Hauptbeschäftigung war, bringen sie damit nicht zurück.

Aber um von Vorne zu beginnen: "Frames" kommt mit einigen eigenartigen Eigenschaften daher. So finden sich auf der CD nur achte Songs plus Bonustrack. Eigentlich würde man das eher als EP bezeichnen und nicht direkt als Album, aber weit gefehlt: die insgesamt neun Songs bringen es auf eine Laufzeit von stolzen 77 Minuten (es kann ja nicht jeder so einfach davonkommen wie The Hives). Und bereits das Tracklisting macht mit Songs, die die 6:30 Minuten Marke niemals unterschreiten eines deutlich: diese Band ergießt sich gerne in ausufernden Songs mit in die Länge gezogenen Instrumentalteilen.

Schon bei Opener "Commemorative______T-Shirt" muss man sich beinahe vier Minuten mit wabernd-hallendem Gitarrengezupfe vergnügen, bevor die erste Worte fallen. Eigentlich ist gegen ausgedehnte Instrumentalintros nichts einzuwenden, doch jedes mögliche Interesse, sich diese CD einfach NUR anzuhören, wird hier im Keim erstickt – abwechslungslos verträumt plätschert es daher. Zwar wird der Song nach einiger Zeit dann auch etwas lauter, das Gezupfe durch verzerrte Lines und Gitarrenwände ersetzt, doch von Kraft lässt sich hier nicht sprechen. Beinahe das Gesamte Album kommt über das hier vorgegebene Tempo nicht hinaus und so schwebt die CD mit nahezu unveränderten BPM-Zahlen an einem vorbei.

Dennoch werden im Verlauf der CD meist interessante Parts aneinander gereiht, der Zauber vergangener Oceansize-Werke (nämlich, dass man beim Zuhören nicht wirklich mitbekommt, wo ein Song endet und der nächste beginnt) erwartet den Zuhörer auch auf dieser Platte wieder. Man wird mit einem Gesamtwerk konfrontiert, das letztlich nur in neun Teile geteilt wurde, um wenigstens ein kleines bisschen Struktur zu vermitteln. Daher macht es nicht wirklich einen Sinn hier über einzelne Songs zu reden – es lässt sich im gesamten Album kein einziger Stilbruch finden, alles wirkt gut aufeinander abgestimmt und durchdacht und so kommt schnell ein Gefühl auf, dass niemals wirklich Langeweile wird, aber auch niemals wirklich Begeisterung.

Viele im Verlauf der Platte auftauchende Teil sind melodisch einwandfrei und wirken verträumt und gleichzeitig verspielt, dennoch erinnern sie stark aneinander. Schon in "Trail of Life" wird die Strophe stark an den Beginn des Openers erinnern. Ein wirklicher Standard entsteht dennoch nicht: es wird beinahe kein Schema des Standardsongwritings berücksichtigt - wer sich hier also Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Zwischenteil-Refrain anhören will, sollte sich ganz schnell woanders umhören - was zum Teil dazu führt, dass diese CD in Sachen Ohrwürmer oder Lieblingssongs vollkommen ungeeignet ist.

Wie man merkt: man kann sich bei dieser CD nicht wirklich schlüssig sein. Sie ist nicht schlecht, nicht hervorragend, nicht wirklich langweilig und nicht wirklich begeisternd. Sie eignet sich einfach als Hintergrundmusik. Man kann sie nebenbei hören und wird dabei nicht von ihr enttäuscht.

Also: kaufen ist hier kein Muss, aber auch nicht abwegig. Man kann sie ja einfach mal nebenbei kaufen, wenn die eigentliche Hauptbeschäftigung die Suche nach anderen CDs ist.

Anspieltipps

Einfach von Anfang bis Ende hören und dabei was Anderes machen!

Tracks

1.Commemorative______T-Shirt
2.Unfamilar
3.Trail of fire
4.Savant
5.Only twin
6.An old friend of the christy's
7.Sleeping dogs and dead lions
8.The frame
9.Voorhees

Martin Schultze - myFanbase
14.10.2007

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