Bewertung
Licht, Kira

Beauty must die

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"Beauty Must Die" von Kira Licht
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Inhalt

Zara Mae Tolliver, die von allen nur Mae genannt wird, stammt eigentlich aus Florida. Um aber nicht wegen wiederholender Straftaten ins Gefängnis zu müssen, veranlasst der Richter, dass sie zu ihren Großeltern nach Tallahawney in Lousiana zieht, um dort ihre Sozialstunden abzuleisten. Nur kurze Zeit nach ihrer Anreise wird ihre Sandkastenfreundin Shirley tot im Sumpf gefunden. Während man zunächst von einem Unfall ausgeht, glaubt Mae, dass Shirley brutal ermordet wurde. Da ihr sonst groß keiner glaubt, stellt sie eigene Nachforschungen an und findet dabei nicht nur heraus, dass sich Shirley mit einigen Leuten aus dem kleinen Örtchen angelegt hat, sondern dass viele von ihnen auch ein Mordmotiv haben, sodass Mae sich zeitweise selbst in Gefahr bringt. Zur Seite steht ihr aber auch der gutaussehende Nathan, mit dem sie in der Stadtbücherei arbeitet, die aber bald geschlossen werden soll. Nathan ist zwar nicht immer damit einverstanden, wie Mae agiert, aber irgendwann entwickelt er mehr als nur platonische Gefühle für sie. Seine aufkeimende Beziehung zu Mae wird aber bald von einem dunkleren Gedanken überschattet, was auch ihre Ermittlungen erschwert.

Kritik

Was passiert, wenn man sich mit einer Freundin unterhält, die auch gerne liest? Richtig! Sie kann so von einem Buch schwärmen und immer mehr darüber erzählen, ohne dabei zu viel zu verraten, dass man selbst ziemlich neugierig wird und es lesen möchte. So war es bei mir mit "Beauty must die". Ich hatte zuvor weder was von dem Buch noch von der Autorin gehört, das hat mich aber noch nie dran gehindert, ein Buch zu kaufen und es auch zu lesen. Es war letztlich nicht nur das, was mir über den Inhalt vorgeschwärmt wurde, sondern es war auch das Cover, was mich gereizt hat.

Ich mag ohnehin dunklere gestaltete Cover, eben weil sie auch mystisch wirken und was mystisch wirkt, das verspricht auch, dass sich der Inhalt ähnlich lesen lässt. Vorab kann ich zum Cover auch noch sagen, dass es darauf anspielt, was im Buch immer wieder Erwähnung findet bzw. mit dem Ort zu tun hat, an dem Shirley ihr Leben lassen musste. Bevor ich darauf zu sprechen komme, wie es mir persönlich gefallen hat, möchte ich auch noch etwas zur Autorin sagen. Wie schon geschrieben, kannte ich Kira Licht vorher nicht. Sie hat einen sehr angenehmen und verständlichen Schreibstil, der eine gewisse Einfachheit in der Sprache hat und damit den jugendlichen Ton wiedergibt. Sie schafft es aber auch locker und leicht, mit ihrem Stil eine gewisse Leichtigkeit zu erreichen, die angenehm beim Lesen ist und man entwickelt somit auch ein Gefühl der Zugehörigkeit und kann sich alles wunderbar bildlich vorstellen. Auch durch den Spannungsaufbau, ohne dabei mit großen Cliffhangern zu spielen, ist es flüssig zu lesen.

Kein Wunder, dass ich die knapp 600 Seiten ziemlich schnell gelesen habe. Man sagt zwar immer, ab einem gewissen Alter hat man kein großes Interesse mehr an Jugendbüchern, ich sehe das aber anders. Für mich muss ein Buch spannend sein und mich nicht nur gut unterhalten, sondern auch in den Bann ziehen. "Beauty must die" hat das locker geschafft. Das Buch wird aus der Perspektive von Mae erzählt und aus der Perspektive von Nathan. Wobei die Perspektive von ihm erst nach einigen Kapiteln einsetzt. Ich würde nicht behaupten, dass Mae eine typische Jugendliche ist, aber auch keine, die einiges auf dem Kerbholz hat. Sie ist eher jemand, die teilweise manchmal zur falschen Zeit am falschen Ort war und die sich für Menschen einsetzt, die sie liebt. Manchmal war das in Maes Fall eine nicht so tolle Kombination. Sich für Menschen einzusetzen, die sie liebt, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Eigentlich ist es auch die Eigenschaft, die Mae überhaupt auszeichnet. Auch wenn sie seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr zu Shirley hatte, hatten die beiden sofort wieder eine Verbindung zueinander, die schon seit der Kindheit bestand. Beeindruckend war ich vor allem auch, weil Mae von Anfang an an keinen Unfall von Shirley geglaubt hat und auch bei mir stellte sich ziemlich schnell das Gefühl und der Eindruck ein, Shirley ist ganz und gar nicht der Typ, der irgendwelche 'Unfälle' hat. Dafür wirkte sie in der wenigen Zeit, die man sie als Leser und Leserin kennengelernt hat, viel zu robust und zu lebensfroh und manchmal auch etwas aufgedreht. Gerade deshalb hat es mich immer wieder bewegt, mit welcher Beharrlichkeit Mae eigene Nachforschungen anstellt hat, nicht um Shirley zu rächen, sondern damit dieser Gerechtigkeit widerfährt. Dafür hat sich Mae mehrfach in größere Gefahr gebracht und mich hat einfach immer wieder beeindruckt, dass sie nie dabei die Menschlichkeit verloren hat. Die Menschlichkeit, die ihr weder der Sheriff noch der Bibliothekar Mr. Farris zugestanden haben. Gerade bei ihren Ermittlungen und ihren ganzen Verdächtigen war ihr immer wichtig, dass nicht noch andere dabei verletzt werden, wie zum Beispiel der Diner-Betreiber Pops.

Neben Mae gab es da auch noch Nathan, der zweite 'Erzähler' aus dem Buch. Wie ich schon schrieb, ist bei einem mystischen Cover oftmals auch der Inhalt mystisch. Ich fand auch Nathan ein bisschen so. Auch er war manchmal mit Vorurteilen gestraft. Reicher hübscher Junge, der offenbar nur oberflächliche Probleme hat, die er aber mysteriöser darstellt, als sie sind. Doch dem war nicht so. Nathan hat wie Mae schon einiges in seinem noch ziemlich jungen Alter durchgemacht, was ihn absolut geprägt hat, sodass er die Dinge und das Leben anders und vielleicht sogar intensiver betrachtet. Ähnlich wie Mae deckt auch Nathan im Laufe des Buches Geheimnisse auf, selbst wenn er nicht so intensiv nach ihnen 'gesucht' hat. Die Vergangenheit von Maes Mutter und Nathans Vater stellt ebenso eine wichtige Verbindung zwischen den Jugendlichen her, die aber anders aufgelöst wird, als ich es anfangs vermutet habe, weswegen auch die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Mae und Nathan doch gut ins Geschehen passt. Sie wirkt nicht gewollt, sondern entwickelt sich langsam und die platonische Freundschaft zwischen den beiden steht immer noch stärker im Fokus als bei den meisten Jugendbüchern.

Was die Auflösung angeht, von wem Shirley ermordet wurde, hat mich fasziniert. Als Serienfan hatte ich an manchen Stellen und bei manchen Kapiteln den Eindruck, Elemente von "Desperate Housewives" und "Only Murders in the Building" zu erkennen. Erstere hatte zumindest in der ersten Staffel auch mehrere Charaktere, die Motive gehabt haben könnten. Die zweite Serie hat ebenso viele Perspektiven, wer einen Grund zum Morden hätte und die Auflösungen sind ebenso erstaunlich wie in diesem Buch. Für mich hat die Auflösung rund um die Ermordung Shirleys gezeigt, dass Menschen nur schwer über Verluste hinwegkommen und dadurch andere auf unterschiedliche Art und Weise quälen, weil sie die Dinge nicht verarbeiten können.

Fazit

"Beauty must die" ist alles andere als ein 'gewöhnliches' Jugendbuch. Kira Licht behandelt mehrere wichtige Themen, die sie auch mit einem Feingefühl und dennoch mit einer Direktheit beschreibt, die faszinierend sind und die sich auch gut in das Hauptthema des Buches einbinden lassen, ohne dass sie gewollt oder zu intensiv in den Vordergrund geschoben werden. Die kleinen Nebengeschichten sind sozusagen die weiteren Puzzleteile, die letztlich ein Ganzes ergeben und die einmal mehr zeigen, wie schön es ist, solche Freunde wie Mae zu haben. Es wird mit Sicherheit nicht mein letztes Buch von der Autorin gewesen sein.

Daniela S. - myFanbase
24.07.2025

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