Bewertung
Faith, Katelyn

Fesselnde Liebe

"Es gibt so viele gute Bücher, die meine Zeit wert sind. Und die werden nicht gelesen, weil die Leute zu blöd dafür sind und lieber ihr Leben mit Pornos vergeuden!"

Inhalt

Wie peinlich! Naja, es war sowieso nicht Gwens Tag. Ihre Bewerbungsgespräche während der London Book Fair gehen ordentlich in die Hose, gefolgt von einer bitteren Enttäuschung ihren Lieblingsautor betreffend. Was macht es da noch aus, dass sie über den Bestsellerroman "Fesselnde Liebe" von dem sexy-arroganten Adrian Moore ablästert und dabei in ein folgenschweres Fettnäpfchen tritt? Dummerweise steht der selbstverliebte Casanova nämlich direkt hinter ihr, als sich die Literaturstudentin frustriert in aller Öffentlichkeit über sein Werk echauffiert. Bloß schnell vergessen! Das ist allerdings leichter gesagt, als getan. Plötzlich trudelt ein extrem unangenehmes und zugleich lukratives Angebot ins Haus, das Gwen unmöglich ablehnen kann. Adrian lädt sie zu sich nach London ein, um mit Gwens Hilfe einen neuen Roman zu schreiben, der auch Frauen ihres anspruchsvollen Kalibers gefallen soll. Natürlich schließt er dabei nicht aus, das Angenehme auch mal mit dem Nützlichen zu verbinden. Adrian ist eben ein Mann, der weiß, was er will und es für gewöhnlich auch bekommt.

Kritik

"Fesselnde Liebe". Dieser Buchtitel sagt doch alles! Oder? Das Genre ist sofort klar. Was man hinter dem dazu passend verführerisch angehauchten Cover zu ergründen vermag, irgendwie auch. Doch nicht etwa eine weitere "Shades of Grey" nachahmende Lovestory, die von einem unerfahrenen und zugleich schlagfertigen Mauerblümchen handelt, das ganz zufällig in die Arme eines höchst attraktiven, reichen wie anziehenden Mannes stolpert und infolgedessen einen O-reichen Lustschmerz nach dem anderen erfährt? Irgendwie ja und nein.

Vom Grundgerüst und der Charakterzeichnung ausgehend, unterscheidet sich "Fesselnde Liebe" nicht unbedingt von den Genrekollegen. Es lässt sich rasch ein Muster erkennen und so kann man zum Teil leicht vorausahnen, an welchen Stellen jetzt mal wieder ein Streit, Konflikt oder Seelenstriptease vom Zaun gebrochen werden müsste, damit es spannend bleibt. Und dennoch ist der erste Band um Gwendolyn Hamlin und Adrian Moore irgendwie unterhaltsam anders.

Der springende Punkt: Bestsellerautorin Katelyn Faith spielt mit allerhand Klischees der erotischen Literatur und weiß diese gekonnt einzusetzen. Das sorgt für reichlich Schmunzler. Immerhin ist ihre männliche Hauptfigur selbst ein gefeierter Autor eines sexuell gewagten "Liebes"romans, was von der kritischen Literaturstudentin Gwen (Ich-Perspektive) rasch als seelenloser Mist abgetan wird. Blöderweise wird sie von Adrian persönlich dabei erwischt, wie sie über sein gehyptes Werk "Fesselnde Liebe" spottet. Es folgt ein unmoralisch gutes Angebot, das Gwen unmöglich ausschlagen kann. Selbstverständlich gibt es genügend Gründe für eine Zusage und so stellt Gwen sich dem einschüchternden Adrian wiederwillig als Lektorin mit besonderen Bedingungen zur Verfügung. Nun ja, er hat schließlich gute Argumente zu bieten und das in vielerlei Hinsicht.

Der Beginn eines recht ekstatischen Katz- und Mausspiels findet somit seinen Anfang, während sich die Rollenverteilung schnell herauskristallisiert. Adrian jedenfalls lässt keine Gelegenheit ungenutzt, um Gwendolyn schamlos anzuflirten und in errötende Verlegenheit zu bringen. Herrlich! Vor allem weil Gwen sich allmählich in genau jene Frau verwandelt, die sie in solch anspruchslosen Schundromanen stets verabscheut. Nach sporadischen (kursiv eingeschobenen) Kostproben in Adrians Werk kann man ihr Dilemma gut nachvollziehen. Das Kopfkino fährt plötzlich Achterbahn und wenn Katelyn Faith eines nicht fehlt, dann sind es die trefflichen Worte sowie reichlich Fantasie. Es wird sehr erotisch, werden erst einmal die Hüllen fallen gelassen.

Positiv wirken sich zudem die ausgiebigen Diskussionen zwischen Gwen und Adrian aus, die sich oftmals auf den Roman im Roman beziehen. Dadurch merkt man, dass sich die Autorin allerlei Gedanken über die offenkundigen Mankos etlicher Erotikromane gemacht hat. Von stereotypen Merkmalen lassen sich Gwen und Adrian dennoch nicht komplett freisprechen. Durch die Art, wie diese Geschichte erzählt wird, wirkt das Ganze nur eben ein Stück weit charmanter, faszinierender und höchst unterhaltsam. Nicht zuletzt, weil Gwen eine starke wie intelligente Protagonistin verkörpert. Sie lässt sich bis zu einem gewissen Grad dominieren und ist stückweise bereit, ihre sexuellen Grenzen auszuloten. Aufgrund schmerzlicher Erfahrungen in der Vergangenheit schwenkt sie aber auch sichtbare Stoppschilder und reagiert keinesfalls naiv, zumindest überwiegend.

Bei Adrian sieht die Sache anders aus. Er bleibt bis zum offenen wie dramalastigen Ende teils undurchschaubar und seltsam auf seine Weise. Fällt erst einmal der verspätete Groschen seines Angebots, tun sich seinerseits düstere Abgründe auf. Das schmälert den Sympathiefaktor. Selbst sein persönlicher Seelenstriptease hinterlässt da einen leicht konstruierten wie faden Beigeschmack. Behauptet Adrian in einem für seine Verhältnisse ungewöhnlich offenen Gespräch mit Gwen beispielsweise, dass er früher ein verantwortungsloser Mistkerl war, der sich durch unzählige Betten geschlafen hat (vor diesem einen Trauma!), hinterlässt der Ist-Zustand keinen sonderlich anderen Eindruck. In Bezug auf seinen Charakter darf man gewiss aufklärende Hoffnungen in die Fortsetzung legen, die im Oktober 2013 erschien.

Fazit

Ob hier (schon) von Liebe die Rede sein kann, ist fraglich. Fesselnd gestaltet sich der erste Band um die schlagfertige Literaturstudentin Gwendolyn Hamlin und den sexy-arroganten Bestsellerautor Adrian Moore aber allemal. Die deutsche Autorin Katelyn Faith erfindet das erotisierende Romanfeuerwerk um Unterwerfung und Dominanz gewiss nicht neu. Allerdings spielt sie, aufgrund der beruflichen Laufbahnen ihrer Protagonisten, gekonnt mit den Klischees etlicher Erotikromane und weiß diese selbst geschmackvoll wie bildreich in Szene zu setzen. Dadurch gewinnt die eigentlich abgegriffene Storyline in "Fesselnde Liebe" schnell einen ganz eigenen, sympathischen wie unterhaltsamen Charme. Wären nur nicht immer diese bösen, bösen offenen Enden!

Doreen B. - myFanbase
29.03.2014

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