Bewertung
Melzer, Brigitte

Rebellion der Engel

"Nacht für Nacht wünschte sie sich einen Engel herbei, einen, der für sie da wäre und sie von der drückenden Stille befreien würde, die in ihrem Zuhause herrschte. Doch der Engel kam nicht und eines Tages hörte das Mädchen auf, an Engel zu glauben."

Foto: Copyright: 2010 - Otherworld im Verlag Carl Ueberreuter Ges.m.b.H., Wien
© 2010 - Otherworld im Verlag Carl Ueberreuter Ges.m.b.H., Wien

Inhalt

Akashiel hat es vermasselt. Dank ihm schloss sich fast der Sargdeckel über seinem Schützling Rachel ... wäre nicht aus heiterem Himmel ein Wunder geschehen und Rachel deshalb noch am Leben. Seitdem ist für die junge Buchhändlerin jedoch nichts mehr wie zuvor. Plötzlich kann sie mit ihrem Kater Popcorn sprechen und zwielichtige Gestalten machen Jagd auf sie. Da taucht zu allem Überfluss auch noch ein Mann auf, der behauptet, ihr Schutzengel zu sein. Unglaublich! Ehe sich's die beiden versehen, stecken sie mitten drin in einem tödlichen Abenteuer, das durch Akashiel in Gang gesetzt wurde. Der Feind trachtet Rachel erneut nach dem Leben und nur gemeinsam können sie sich dem Bösen stellen. Dabei kommen sie sich gefährlich nahe, wenngleich eine Beziehung zwischen Engel und Mensch strengstens verboten ist.

Kritik

Wer hätte das gedacht? Nicht nur wir Sterblichen müssen uns Tag täglich mit der nervigen Bürokratie herumschlagen, auch unsere unsichtbaren Helden, die wir gerne als Schutzengel bezeichnen, bleiben vor hohen Aktenbergen und Internetanschlüssen (in Richtung Chef) nicht verschont. Da mag man sich kaum über ihre seltene Präsenz wundern, durch die wir langsam unseren Glauben an die attraktiven Götterboten verlieren, wenn die Workaholics nicht gerade höchstpersönlich dafür sorgen, dass unseresgleichen fast mit einem Bein im Grabe versinkt. So jedenfalls geschieht es in Brigitte Melzers "Rebellion der Engel", einem netten Urban-Fantasyroman, der für ein kurzweiliges wie humorvolles Lesevergnügen sorgt.

Von der deutschen und nicht ganz unbekannten Autorin Brigitte Melzer habe ich bis vor kurzem viel gehört, aber wenig gelesen. Das musste sich ändern, nachdem sie mich mit ihrer Romantasy um Sam und Nicholas (in "Der Geist, der mich liebte") überwiegend begeistern konnte - unter dem Pseudonym Kate Logan. Bereut habe ich meine Neugierde nicht! Mit schwungvollen Dialogen und kreativen Ideen versehen, lassen sich die Seiten dieser himmlisch-höllischen Lektüre im Akkord verschlingen. Über kleine Schwächen sieht man da gerne mal hinweg.

Wie schon erwähnt, geht es humorvoll und spannend zur Sache. Bereits der Prolog wirft die Angel geschickt aus und macht neugierig auf den Rest. Was wird nur aus dem traurigen Mädchen, dessen Mutter bei einem tragischen Unfall starb, und das langsam aufhört an Engel zu glauben? Zugegeben, das ist schon ein bisschen klischeehaft, aber dafür nicht schlecht umgesetzt. Genauso wie das turbulente Kennenlernen zwischen der Hauptprotagonistin Rachel und ihrem Schutzengel Akashiel, aus dessen Perspektiven die Story größtenteils erzählt wird. Rachel schildert uns ihre Erlebnisse in der Ich-Perspektive, während Akashiel in der 3. Person (personaler Erzähler) präsent ist.

Beides sind Sympathieträger, mit denen es sich ausgezeichnet mitfiebern lässt. Akashiel ist, wie nicht anders zu erwarten, der verdammt gutaussehende wie charismatische Beschützer, wie er im Buche steht. Naja, jedenfalls was die genannten Attribute betrifft. Als Rachels Schutzengel ist er in mancher Hinsicht nämlich eine Niete, wie er es in einigen Situationen am Anfang und zum Ende hin beweist. Wahrscheinlich macht gerade diese Schwäche ihn so menschlich. Bei den Aktenbergen, die er Tag ein Tag aus bewältigen muss, irgendwie verständlich. Da kommt man schon mal leicht aus der Übung.

Rachel hingegen ist das typische Fräulein in Nöten, das mitunter ordentlich Fersengeld geben und sich mit attraktiven Zeitgenossen umgeben darf. Auf den Mund gefallen ist sie ebenfalls nicht. Ja, man könnte die beiden leicht in die Stereotypen-Schublade schubsen und wirklich in die Tiefe gehen ihre Charaktere auch nie so wirklich, insbesondere auf Akashiels leicht unnahbare Persönlichkeit bezogen. Dennoch passt es ... irgendwie. Man hat Spaß beim Lesen und kommt überwiegend auf seine Kosten. Daran ist Rachels drolliger Kater Popcorn nicht ganz unschuldig. Zum Knutschen!

Hochromantisch wird es aber nicht! Wer jetzt eine große Liebesgeschichte erwartet, könnte leicht enttäuscht werden. Der Plot ist eher auf actionreiche bzw. thrillerartige Ereignisse ausgelegt. Es gibt zwar den ein oder anderen prickeligen Moment, dennoch bleibt alles ein wenig keusch und zurückhaltend. Es dauert ein wenig, bis Mensch und Engel aufeinander treffen. Der langersehnte Kuss zwischen Rachel und Akashiel lässt ebenfalls etwas auf sich warten. Zudem zogen sich einige Situationen für mich in die Länge. Gelegentlich erwischte ich mich dabei, wie meine Augen einige Zeilen überspringen wollten, da für mich teilweise unwichtige Details näher beleuchtet bzw. erklärt wurden.

Wo wir schon bei den Mankos sind: die Story bietet zwar einige überraschende Wendungen, ist aber zum Teil vorhersehbar. Fans von Engelsgeschichten dürften hier, außer der etwas Bürokratie geschädigten Schutzengel, nicht viel Neues entdecken. Ich zumindest musste sofort an die 3-teilige, amerikanische Fantasyserie "Gefallene Engel", mit Paul Wesley (Stefan aus "Vampire Diaries") in der Hauptrolle, denken. Diese geht vergleichsweise ähnlich an die Engelsthematik heran. Welche Rolle Rachel und einigen Nebencharakteren in diesem anhaltenden Katz - und Mausspiel zuteil wird, ist anhand von eingestreuten Anhaltspunkten ebenfalls leicht zu erraten. Aufregend bleibt es trotzdem!

Man darf also durchaus gespannt sein auf die indirekte Fortsetzung "Seelenglanz", in der eine Nebenfigur aus "Rebellion der Engel" seinen ganz eigenen Auftritt bekommt. Hoffentlich kann Brigitte Melzer hier eine Schippe drauflegen, Charaktertiefe sowie Überraschungsmomente betreffend, und erneut mit den Stärken aus diesem Band glänzen. Dann wäre es perfekt!

Fazit

Ein funktionierender Mittelklasseroman für Jung und Alt, der sich wunderbar wegschmökern lässt und zum Schmunzeln einlädt – bietet zwar nichts wirklich Neues aus dem Reich der himmlischen Erdenbewohner, kann aber dennoch überraschen und den Spannungsbogen gekonnt aufrecht erhalten. Ein kurzweiliges Lesevergnügen eben.

Doreen B. - myFanbase
24.08.2011

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