Bewertung
Collins, Suzanne

Die Tribute von Panem. Flammender Zorn

Das große Finale.

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Inhalt

Katniss ist verzweifelt. Nachdem die Rebellen sie schwer verletzt aus den Jubiläumspielen befreit haben, muss sie der Realität schmerzlich ins Auge blicken: ihre Heimat Distrikt 12 wurde durch einen Luftangriff des Kapitols fast restlos zerstört und Peeta befindet sich seit den gescheiterten Hungerspielen in den Fängen des verhassten Gegners. Während Katniss sich mit den Rebellen verbündet und als Spottölpel dem Widerstand ihr Gesicht verleiht, wird Peeta vom Feind gefoltert und manipuliert. Für Katniss ein Albtraum, an dem sie fast zu zerbrechen droht. Nur ihre Familie und ihr einstiger Jagdgefährte Gale, die sich ebenfalls in Sicherheit bringen konnten, geben ihr neuen Mut zur Hoffnung. Wieder einmal sieht sich das Mädchen Katniss, das einst in Flammen stand, mit einer gewaltigen Herausforderung konfrontiert, die sie dieses Mal nicht nur bis an den Rand der eigenen Grenzen treibt, sondern auch bis zum Äußersten gehen lässt. Der Kampf um Panem hat begonnen!

Kritik

Da fiebert man monatelang der Fortsetzung eines Buches entgegen, hat schlaflose Nächte, weil man unbedingt wissen MUSS wie es weitergeht und dann das ... plötzlich ist es vorbei. Ende. Finito. Aus. Viel zu schnell, unverhofft und mit der bitteren Erkenntnis, dass diese Geschichte für immer zu Ende erzählt ist. "Flammender Zorn" bringt all diese Eigenschaften nach der gelesenen Lektüre zum Vorschein und lässt die Nacht (trotz kleiner Kritikpunkte) mal eben schnell zum Tag werden. Denn spannend, dramatisch und verlustreich beendet Suzanne Collins den letzten Band ihrer Panem-Trilogie und sorgt dabei für tränenreiche wie tragische Momente, die einen noch Stunden später gefangen halten (können).

Fanden wir uns während der ersten beiden Bände "Tödliche Spiele" und "Gefährliche Liebe" direkt in den Hungerspielen wieder, in denen die Protagonisten Katniss und Peeta ums nackte Überleben kämpfen mussten, sieht die Sache im letzten Band komplett anders aus. Der unerbittliche Kampf um Panem wird in den Mittelpunkt gerückt und dementsprechend nehmen Krieg, Rache sowie blinder Zorn einen großen Raum der Handlung ein, und verändern alles und jeden. Seelisch wie moralisch. So werden Jäger just zu Gejagten und einstige Opfer zu rücksichtslosen Kämpfern, hemmungslos und abgeklärt. Wie sagte Napoleon Bonaparte einst so schön? "Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt", treffender könnte man die Ereignisse aus "Flammender Zorn" in einem Satz nicht zusammenfassen, nur, dass die Liebesgeschichte zwischen Peeta, Katniss und Gale eher den Background bildet.

Gleich von der ersten Seite an verschlägt es den Leser in eine düstere und beklemmende Atmosphäre, die schnell klar macht, dass der Kampf um Panem in die alles entscheidende Phase rückt und folglich härtere Geschütze aufgefahren werden. Katniss steht dieses Mal nicht nur bildlich gesehen in Flammen, sondern auch emotional. Ihr Leben gleicht einem Trümmerhaufen, der bald über ihr einzustürzen droht. Nicht nur ihre einstige Heimat Distrikt 12 wurde fast ausnahmslos zerstört, auch Peeta scheint endgültig verloren zu sein. Während Katniss von den Rebellen befreit wurde, geriet Peeta in die Klauen des erbarmungslosen Kapitols, wo er nun körperliche und seelische Qualen über sich ergehen lassen muss. Für Katniss schließlich der ausschlaggebende Punkt, sich gemeinsam mit Jugendfreund Gale den Rebellen anzuschließen und dem Feind, in Gestalt des furchteinflößenden Präsidenten Snow, direkt ins Auge zu blicken.

Katniss' Charakter macht, wie schon in den ersten beiden Bänden, die wohl größte Veränderung durch. Bereits durch die Hungerspiele geschwächt und innerlich zerrissen, wirkt sie abgestumpft und manchmal auch herzlos, so dass es anfangs schwer fallen kann, eine erneute emotionale Bindung mit ihrem Charakter einzugehen. Im Verlauf der Geschehnisse kommen wiederholt Momente auf, in denen man kaum glauben will, dass Katniss bestimmte Dinge wirklich getan haben soll (wenn sie z. B. eine unschuldig wirkende Frau mit der Waffe niederstreckt). Dennoch erscheinen ihre Reaktionen meistens nachvollziehbar und realistisch – Krieg ist bekanntermaßen kein geeigneter Schauplatz für kitschige oder klischeehafte Beschönigungen und daran orientiert sich auch Collins erschütternde Zukunftsvision. Geliebte Menschen sterben, werden plötzlich von der eigenen Seite als entbehrliche Opfer einkalkuliert, oder für höhere Zwecke missbraucht. Erfahrungen die auch Katniss während ihres Rachefeldzuges gegen den Feind machen muss. Mehrfach zweifelt sie an der Loyalität ihrer Verbündeten und sieht sich mit der Vermutung konfrontiert, dass sie erneut zur Schachfigur politischer Machtkämpfe degradiert wurde. Zu recht.

Da rücken persönliche Gefühle und Entscheidungen schnell in den Hintergrund, wie die Frage, wem Katniss ihr Herz letztendlich schenken wird. Gale oder Peeta? Die Beantwortung dieser Frage lässt sehr, sehr lange auf sich warten (aber schnell erahnen) und könnte für Romantiker unter Umständen mit einer herben Enttäuschung enden ... für Realisten hingegen mit einem würdigen Abschluss, bei dem kein Auge trocken bleibt. Kurz, tragisch und traurig schön.

Im Ganzen ist Suzanne Collins eine beeindruckende Trilogie gelungen, die man sich nicht entgehen lassen sollte. "Flammender Zorn" ist zwar anders als seine Vorgänger und reicht (für mich) plottechnisch an diese nicht heran, kann aber trotz dessen überzeugen und bildet einen starken Abschluss. Was als Jugendbuch-Reihe begonnen hat, entpuppt sich zum Ende hin als ein pathetisches und niederschmetterndes Zukunftszenario, das für zartbesaitete Gemüter (und somit für Jugendliche) nur bedingt zu empfehlen ist. An einigen Stellen erinnert die Story stark an Videospielverfilmungen á la "Resident Evil", gepaart mit einer beträchtlichen Dosis Kriegsdrama.

Fazit

Das Finale der Panem-Trilogie überzeugt mit einer hartgesottenen wie emotionalen Endschlacht, die sich deutlich von den Vorgängerbänden entfernt und nichts für schwache Nerven ist. Somit verabschiedet "Flammender Zorn" sich vielmehr mit einem weinenden, statt mit einem lächelnden Auge und berührt auf ganzer Linie. Wenngleich der dritte Band auf Grund der Ereignisse für mich nicht ganz an seine Vorgänger heranreicht und mit einem leicht ernüchternden Ende aufwartet, zählt die Reihe definitiv zu den besten (Jugend-)Buchserien, die der Markt derzeit zu bieten hat – dramatisch, realitätsnah und fesselnd erzählt. Daumen hoch!

Zur Rezension von Band 1 "Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele"

Zur Rezension von Band 2 "Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe"

Doreen B. - myFanbase
31.01.2011

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