Bewertung
Derting, Kimberly

Bodyfinder: Das Echo der Toten

Ein Serienkiller auf freiem Fuß. Ein Mädchen mit einer übernatürlichen Gabe. Und ein Junge, der sein Leben für sie geben würde.

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Inhalt

Violet Ambrose spürte schon immer, dass sie anders ist, als andere Menschen. Wenn sie nach ihr rufen, ist es wie ein innerer Drang, dem sie sich nur schwer entziehen kann. Sie muss ihrem Ruf folgen – dem Echo der Toten. Bereits im Alter von acht Jahren entdeckte Violet mit Hilfe dieser angsteinflößenden Gabe eine Mädchenleiche, die mitten im Wald verscharrt wurde und von dessen Mörder noch immer jegliche Spur fehlt. Wenige Jahre später hat Violet erst einmal ganz andere Probleme: seit ihr bester Freund Jay den Stimmbruch hinter sich hat und unerwartet Schmetterlinge in ihrem Bauch auslöst, weiß sie nicht mehr, wie sie sich ihm gegenüber verhalten soll. Lange kann sie darüber nicht nachgrübeln, denn plötzlich schrillen ihre Alarmglocken erneut und sie findet eine weitere Mädchenleiche ... und kurz darauf verschwindet noch ein Mädchen, das sie sogar sehr gut kannte. Violet ist verzweifelt und beschließt dem Mörder mit Hilfe ihrer Gabe und Jays Unterstützung das Handwerk zu legen. Nicht ahnend, dass sie dabei selbst ins Visier des Psychopathen gerät.

Kritik

Wow! Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, dass mir so sehr unter die Haut ging wie "Bodyfinder: Das Echo der Toten". Mit viel Spannung und romantischen Gefühlen erzählt Kimberly Derting einen packenden Romantik-Thriller, der einen noch Stunden später gefangen hält und nur schwer loslässt. Eigentlich als Jugendbuch deklariert, ist Dertings Debütroman genauso gut für Erwachsene geeignet.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die 16-Jährige Violet Ambrose, die über eine geheime und für sie selbst erschreckende Gabe verfügt. Sie kann die Echos von toten Menschen und Tieren wahrnehmen und diese dann aufspüren. Jedes Echo hat dabei seine eigene Klangfarbe, Aura, Geruchs- oder Geschmacksnote und hinterlässt seine Spuren, so dass selbst ein Mörder oder Raubtier mit dem Echo seiner Opfer gezeichnet ist – für Violet eine innere Alarmglocke vor großen Gefahren, aber gleichzeitig eine verhängnisvolle Angelegenheit. Zieht es sie doch stets wie magisch zu den Echos hin und somit in die ein oder andere prekäre Situation, die sie sich lieber erspart hätte. Insbesondere als plötzlich ein gefährlicher Mädchenmörder in ihrer näheren Umgebung sein Unwesen treibt und bald in ihrem Bekanntenkreis zu wüten beginnt.

Gleich von Beginn an führt Derting den Leser in die verstörende Welt der Violet Ambrose (personale Erzählperspektive), die als kleines Mädchen mit dem Erbe ihrer Großmutter konfrontiert wurde und mit Hilfe ihrer verständnisvollen, wie einfühlsamen Eltern versucht damit klar zu kommen. Zur Seite steht ihr dabei ihr bester Freund Jay, der ebenfalls über ihre Gabe informiert ist und immer ein offenes Ohr für sie hat. Kompliziert wird die Freundschaft der beiden jedoch durch die Tatsache, dass Violet sich in Jay verliebt hat und ihre Gefühle nicht richtig unterzubringen weiß. Immerhin möchte sie ihn nicht verlieren. Die Liebesgeschichte der beiden wird authentisch und gefühlvoll erzählt, so dass nicht nur die Hauptprotagonistin Schmetterlinge im Bauch bekommt und man förmlich mit ihr mitleidet. Muss sie doch mit ansehen, wie Jay als neu ernannter Mädchenschwarm der Schule von dem weiblichen Geschlecht umzingelt und angeschmachtet wird. Somit ist das Freundschafts - und Liebeschaos vorprogrammiert, leicht vorhersehbar, aber so mitreißend und eindringlich in Szene gesetzt, dass man einfach nur mit den beiden mitfiebern kann.

Doch schnell wird es gefährlich, denn ein mordhungriger Serienkiller befindet sich ganz in ihrer Nähe und versetzt Violet erneut in Aufruhr. Erschreckend und faszinierend zugleich wird hier ebenfalls aus der Perspektive eines stets anonym bleibenden Psychopaten berichtet, der vom Jagdfieber gepackt, unschuldige Mädchen mit seiner beruhigenden und hilfsbereiten Art anlockt und dann brutal ermordet. Wobei hier nicht der Mordakt an sich, sondern das Einfangen der Beute im Vordergrund steht. Somit bleibt immer ein beklemmendes Gefühl zurück, wenn er erfolgreich sein nächsten Opfer umwickelt hat und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Bewohner deren Verschwinden bemerken. Denn rasch wird einem nur allzu bewusst, dass es nicht nur eine rein fiktive Situation ist, mit der man in "Bodyfinder" konfrontiert wird. Ein Blick in die Zeitung oder Nachrichten genügt, um es besser zu wissen. Einzig schade fand ich hier, dass man zwar Einblicke in die Welt eines Serienkillers bekommt, aber keine genaueren Hintergründe, die seinen Charakter bzw. seine Tatmotive näher erläutern.

Spannungsgeladen wird es besonders, als Mörder und Bodyfinder aufeinander treffen und eine überraschende Wendung ihren Lauf nimmt. Von nun an beginnt ein dramatisches Katz - und Mausspiel, indem sich Violet nicht nur durch ihre Gabe in Gefahr bringt, denn ihre Gefühle für Jay lassen sie blind und unvorsichtig werden.

Kleine Zugabe: Am Ende des Buches befindet sich ein Interview mit der Autorin Kimberly Derting, in dem sie über ihre Idee zu "Bodyfinder" sowie ihre Begeisterung für das Schreibhandwerk berichtet. Außerdem gibt es eine kleine Inhaltsangabe zum Folgeband, der voraussichtlich im Herbst 2011 erscheinen soll. Das wird eine lange, lange Wartezeit.

Fazit

"Bodyfinder: Das Echo der Toten" ist ein atemberaubender und zugleich feinfühliger (Jugend-) Thriller, der nicht nur die Hauptprotagonistin Violet zuweilen bis an den Rand der eigenen Grenzen treibt (was das manchmal zu langsame Umblättern der Seiten betrifft). Mit viel Gefühl und Nervenkitzel präsentiert Kimberly Derting ihr Erstlingswerk und sorgt dabei für Gänsehaut pur. Bodyfinder-Sucht-Gefahr!

Doreen B. - myFanbase
06.10.2010

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