Bewertung
Armstrong, Kelley

Blut der Wölfin

Eine Werwölfin in Toronto.

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Inhalt

Elena Michaels, der einzige weibliche Werwolf der Welt, ist schwanger. Dennoch will sie sich nicht verkriechen, sondern dabei helfen, einen Brief, der von Jack the Ripper stammen soll, aus der Sammlung eines in Toronto lebenden Magiers zu stehlen. Der Raub gelingt, doch plötzlich machen Zombies aus dem viktorianischen London die kanadische Großstadt unsicher und bringen Krankheiten und einen Mörder mit, der Prostituierte tötet. Haben Elena und ihre Werwolfsgefährten etwa Jack the Ripper höchstpersönlich in die Gegenwart geholt?

Kritik

"Blut der Wölfin" ist der sechste Band von Kelley Armstrongs "Woman of Otherworld"-Buchreihe und der dritte Teil, in dem die Werwölfin Elena Michaels die Hauptrolle einnimmt. Die ehemalige Journalistin ist inzwischen schwanger, doch während sich andere Frauen in dieser Zeit mit Morgenübelkeit, Rückenschmerzen und Heißhunger auf Senfgurken in Vanillesauce (oder anderen widerlichen Esskombinationen) herumschlagen, bekommt es Elena mit Zombies aus dem 19. Jahrhundert zu tun, die gleich noch die Cholera, Syphilis und verseuchte Ratten mitbringen. Und Jack the Ripper. Zumindest scheint es, als habe der mysteriöse Mörder, der 1888 in London fünf Prostituierte tötete, den Weg ins Toronto des Jahres 2006 gefunden.

Der Aufeinanderprall der Schattenseiten des viktorianischen Englands mit dem Kanada des 21. Jahrhunderts ist ein interessantes Konzept, das aber nur in Ansätzen genutzt wird. Es gibt in diesem Roman kaum rein menschliche Charaktere, die dem Leser etwas von der Angst und Verwirrung der Öffentlichkeit vermitteln könnten. Auch der Kampf der Werwölfe gegen diese Bedrohung kann nicht immer überzeugen. Viel zu leicht lassen sich Elena und die Männer aus ihrem Rudel immer wieder von den Zombies abschütteln, was nicht wirklich glaubwürdig ist. Zwar sind die Zombies hier keine hirnlosen, umherwankenden Menschenfresser, doch schneller als normale Menschen sind sie auch nicht und stinken überdies wie tote Ratten in der Sonne. Wieso also entkommen sie den schnellen und mit Supernasen ausgestatteten Werwölfen immer wieder? Und warum sind die Werwölfe trotz ihres tierischen Instinkts so schlecht darin, Freund und Feind zu unterscheiden und ihre Beute in die Falle zu locken?

Als Leser wird man oft das Gefühl nicht los, dass die Story viel flotter und der Roman im ganzen wesentlich kürzer wäre, wenn Elena und ihre Rudelkameraden so clever und entschlossen handeln würden, wie man es eigentlich von ihnen erwartet. Das ist nicht nur mit Elenas Schwangerschaft zu entschuldigen.

Die dennoch sympathischen Charaktere und der flüssige Schreibstil von Kelley Armstrong verhindern, dass echte Langeweile aufkommt, doch es wäre sehr viel mehr möglich gewesen, wie die früheren Bände der Reihe zeigen. Vielleicht einfach ein klassischer Fall von ausgehender Puste.

Fazit

Jack the Ripper als Aufhänger reicht allein nicht, von den Werwölfen hätte einfach mehr kommen müssen.

Zur Rezension von Band 1 "Pakt der Hexen"

Zur Rezension von Band 2 "Nacht der Geister"

Maret Hosemann - myFanbase
10.09.2010

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