Bewertung
Guillermo del Toro

Pans Labyrinth

Hallo! Bist du eine Fee?

Foto: Copyright: 2007 Universum Film GmbH
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Inhalt

Spanien im Jahr 1944: Der Spanische Bürgerkrieg ist vorbei, doch immer noch gibt es blutige Kämpfe zwischen den Anhängern des Francoregimes und den Partisanen. Hauptmann Vidal (Sergi López), ein brutaler und eiskalter General, hat in den Bergen Nordspaniens in einer alten Mühle Quartier bezogen, um von dort aus Jagd auf die Widerständler zu machen. Vor kurzem erst hat er die bildhübsche Carmen (Ariadna Gil) geheiratet, die nun sein Kind erwartet. Damit Vidal bei der Geburt seines Kindes dabei sein kann, reist die Hochschwangere zusammen mit ihrer 12-jährigen Tochter Ofelia (Ivana Baquero) zur Mühle.

Auf der Reise zur Mühle trifft die kleine Ofelia im Wald auf ein riesengroßes Insekt, das sie für eine Fee hält. Während der ersten Nacht im neuen Zuhause taucht das Insekt wieder auf. Ofelia zeigt dem Wesen in einem Märchenbuch die Abbildung einer Fee und so nimmt das Insekt die Gestalt einer Fee an, um Ofelia zu überzeugen, dass es ein magisches Wesen ist. Die Fee bringt Ofelia in ein Labyrinth, das sich in der Nähe des Mühlhauses im Wald befindet. Dort trifft das Mädchen auf den Pan, ein Naturwesen, das sich über die Ankunft von Ofelia unbändig freut: Der Pan nämlich glaubt, dass Ofelia die Wiedergeburt der Prinzessin Moanna ist. Diese sei die Prinzessin der Unterwelt und war vor langer Zeit in die Welt der Menschen hinaufgestiegen, da sie neugierig war. Doch Moanna konnte nicht lange bei den Menschen überleben und starb; damit brach Chaos im Reich aus. Ihr Vater, der König, hofft seitdem, dass Moannas Seele wieder ins Reich zurückkehren wird und zwar wiedergeboren im Körper eines Mädchens.

Bevor Ofelia jedoch in das Reich kann, muss der Pan erst überprüfen, ob sie nicht schon zu lange bei den Menschen gelebt hat und so soll Ofelia bis zum nächsten Vollmond drei Prüfungen bestehen. Ofelia bekommt vom Pan ein Buch mit leeren Seiten, das ihr jedoch weitere Anweisungen zeigen wird, wenn sie es im Alleinsein öffnet.

Während Ofelia bei dem Versuch, die Prüfungen zu bestehen, auf magische und unheimliche Gestalten trifft, spitzt sich die Situation in der Mühle zu: die Magd Mercedes (Maribel Verdú) und Dr. Ferreiro (Álex Angulo), die beide für den Hauptmann arbeiten, jedoch in Wirklichkeit zu den Partisanen gehören, haben immer mehr Probleme, Vidal von ihrer Loyalität zu überzeugen. Ofelias Mutter Carmen hat große Schwierigkeiten mit der Schwangerschaft, nun da die Geburt bevorsteht. Und die Konfrontation der Soldaten mit den Widerstandskämpfern steht unmittelbar bevor…

Kritik

Eines vorweg: Dieser Film ist nichts für Kinder. Zwar ist die Hauptfigur ein kleines Mädchen und ein paar Feenwesen fliegen durch die Luft, aber nicht umsonst ist dieser Film erst ab 16 Jahren in Deutschland freigegeben worden: Er ist brutal, er ist blutig, er ist eklig. Und dennoch wunderschön.

Reden wir von Schönheit, so fangen wir doch am besten mit dem visuellen Genuss an, den Regisseur Guillermo del Toro uns hier bietet. Kräftige Farben, unglaublich realistische Effekte und das perfekte Szenenbild lassen den Zuschauer eintauchen in diese Welt zwischen Realität und Fantasie, in die wir durch Ofelia gelangen. Del Toro setzt die computeranimierten Effekte gezielt ein, nicht zu wenig und nicht zu viel. Großartige Arbeit. Nicht umsonst hat "Pans Labyrinth" bei den Osars 2007 in den Kategorien Beste Kamera, Bestes Szenenbild und Bestes Make-Up gewonnen.

Doch schön ist vor allem die Story, die das Mystische und Märchenhafte mit dem Rationalen und Realen auf subtile Weise miteinander vereint. "Pans Labyrinth" ist eine gelungene Kombination aus Fantasyfilm und Geschichtsdrama, doch man muss manchmal zwei Mal hinsehen, um die Verbindungen zwischen den Welten auch zu entdecken. Die direkte Verbindung zwischen Realität und Traumwelt ist natürlich zunächst einmal Ofelia, ein aufgewecktes und verträumtes Mädchen, das mit dem Umzug in die Mühle mit vielen neuen Dingen konfrontiert wird. Zum einen trifft sie auf die mystische Welt des Pans, zum anderen trifft sie mit Hauptmann Vidal auf ihren schlimmsten Feind. Vidal steht für all das, was Ofelia widerstrebt, er ist die Verkörperung des Bösen: brutal, kaltblütig, menschenverachtend, tödlich. Die Heirat mit Ofelias Mutter Carmen erfolgte nur, damit sie sein Kind austrägt, nicht aus Liebe.

Als die Situation in der Mühle immer schlimmer und hoffnungsloser für Ofelia wird, klammert sie sich immer mehr an die Hoffnung, wirklich die Prinzessin Moanna zu sein, um so aus der schrecklichen und blutigen Welt der Menschen zu entfliehen. Ähnlich ergeht es der Widerstandskämpferin Mercedes, die als Magd für Vidal arbeitet, um so seine Pläne zu bespitzeln. Sie will dasselbe wie Ofelia, sucht die Lösung jedoch im Diesseits und nicht in einer Märchenwelt. Ihre Geschichte und die der Widerstandskämpfer ist der zweite große Handlungsstrang neben Ofelias und ist sowohl äußerst spannend als auch äußerst blutig.

Einige Kritiker bemängelten an "Pans Labyrinth", dass es keine Verbindung zwischen der Fantasiewelt und der realen Welt gäbe, doch dem ist nicht so. Wie erwähnt, sind beide Ebenen durchaus miteinander verbunden, man muss nur die Augen öffnen. So stellt Ofelia auf Anweisung des Pans eine Schüssel Milch mit einer Araune unter das Bett ihrer Mutter, damit ihre Schmerzen weggehen und schon bald fühlt sich Carmen spürbar besser. Das blasse, fürchterliche Monster in Ofelias zweiter Prüfung sitzt an der Frontseite des Tisches, genau wie Hauptmann Vidal beim Abendessen. Wer sich anstrengt, sieht noch viel mehr.

Neben der Bildgewaltigkeit und der hervorragend ausgearbeiteten Story verdienen aber auch die Schauspieler ein großes Lob. Hauptdarstellerin Ivana Baquero, die zum Zeitpunkt des Drehs gerade mal 12 Jahre alt war, spielt die Rolle der Ofelia wahnsinnig gut. Sie vereint Angst, Entsetzen, Trauer, Freude und Unschuld und bietet eine tolle Darstellung. Nicht anders Maribel Verdú als Mercedes und Sergi López als Hauptmann Vidal.

Fazit

"Pans Labyrinth" ist eine sehr gelungene Mischung aus Märchen und manchmal erschreckend brutaler Realität. Guillermo del Toro wirft in diesem Film nicht nur so manch politische Frage bezüglich des Faschismus auf, sondern bietet mit der Story auch viel Freiraum für Interpretation und Deutung. Ein toller Film - jedoch für die Großen, nicht für die Kleinen.

Maria Gruber - myFanbase
02.04.2007

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