Bewertung
Adolfo J. Kolmerer

Sebastian Fitzeks Der Heimweg

Foto: Sebastian Fitzeks Der Heimweg - Copyright: Amazon MGM Studios
Sebastian Fitzeks Der Heimweg
© Amazon MGM Studios

Inhalt

Klara Vernet (Luise Heyer) hat Bekanntschaft mit dem Kalender-Killer gemacht, der ihr ein Ultimatum gestellt hat: Entweder sie wird von ihm getötet oder Klara tötet ihren Mann Martin (Friedrich Mücke), der sie ohnehin seit vielen Jahren so mies und besitzergreifend behandelt, dass sie schon dreimal beim Begleittelefon angerufen hat. Jetzt, mit dem Ultimatum, hat sie sich eine eigene Frist gesetzt: Sich selbst das Leben zu nehmen und genau da nimmt sie wieder Kontakt zum Begleittelefon auf und gerät dabei an Jules Tannberg (Sabin Tambrea), der versucht, ihr Vorhaben auszureden, da er selbst einen herben Verlust erlitten hat. Doch Klaras Vertrauen zu Jules nimmt eine völlig andere Wendung, mit der sie nicht gerechnet hat.

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Kritik

Die Bücher von Sebastian Fitzek sind immer toll, fesselnd, spannend und durchaus überraschend, was die Auflösungen angeht. Die Filme waren es bisher nicht und dennoch hat die Adaption von "Der Heimweg" eine Chance bekommen, vielleicht auch, weil Amazon diesmal produziert hat und ich seit einiger Zeit der Meinung bin, Streamingdienste trauen sich mehr und gerade, weil das Buch zum Film eigentlich genau die richtige Vorlage dafür geboten hat – sich etwas zu trauen. Allerdings muss ich sagen, dass man auch diesmal wieder die Fehler gemacht hat, die mir schon bei den vorherigen Filmen missfallen haben. Auf den ersten Blick sah der Trailer toll aus: dunkel, mysteriös, irgendwie verstörend, fesselnd – eben alles, was die Fitzek-Bücher zu Bestsellern machen. Doch bei genauerem Hinsehen ist mir aufgefallen, dass schon ein entschiedenes Detail geändert worden ist: Klaras Todesdatum. Im Film ist es der 6.12. Im Buch ist es der 30.11. Mir ist auch bewusst, dass manche Dinge für Filme geändert werden müssen. Ich dachte aber immer, diese beziehen sich eher auf das Optische des Cast oder Ähnliches. Aber Daten, die im Buch genau erklärt werden, warum sie genau deshalb gewählt worden sind? Nein, da habe ich schon mal weniger Verständnis, auch wenn ich die unausgesprochene Erklärung am Ende nachvollziehen und verstehen konnte.

Im Vorfeld habe ich mich natürlich gefragt, warum man sich gerade "Der Heimweg" ausgeguckt hat, ihn zu adaptieren. Wenn man aber das Buch gelesen hat und es mit der aktuellen Weltsituation vergleicht, so wird zumindest mir klar, dass es damit vor allem um den Umgang mit Frauen geht und dass jene sich damit auseinandersetzen müssen, so schlecht von Männern behandelt zu werden, wie es bei Klara durch Martin der Fall ist. Hier gibt's also schon mal den ersten Pluspunkt, weil es wichtig ist, darauf aufmerksam zu machen und weil ich denke, dass es durch das Medium Fernsehen noch mehr Aufmerksamkeit gibt.

Ein weiterer Pluspunkt sind die Darsteller und Darstellerinnen, vor allem Luise Heyer als Klara. Sie hat einen fantastischen Job gemacht. Man konnte ihr die Verzweiflung nicht nur ansehen, man konnte sie auch zum Großteil nachempfinden und vor allem in den wortlosen Szenen bzw. in den Flashbacks, wenn sie sich daran zurückerinnert hat, was Martin ihr alles mit seinen Spielchen angetan hat. Ebenso ist Sabin Tambrea zu loben, der einen hervorragenden Jules gespielt hat und auch in den wortlosen Szenen am meisten überzeugen konnte. Ihm hat man den mitfühlenden Jules total abgenommen.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sie versucht haben, sämtliche wichtige Dinge aus dem Buch zu übernehmen, was bei einem Fitzek-Buch und einer Filmlänge von ca. 90 Minuten nicht einfach sein dürfte. Dieser Pluspunkt ist aber auch das, was meiner Meinung nach nicht wirklich gelungen ist. Man hat zwar versucht, die wichtigsten Dinge reinzunehmen, aber manchmal wirkte es so, als wären sie nur aneinandergereiht worden, was zur Folge hatte, dass manche Szenen und deren Hintergründe nicht so erklärt worden sind, es jedoch nötig gewesen wäre. Damit kommen wir auch leider zum nächsten Kritikpunkt. Das Buch hat knapp 400 Seiten und sie waren auch wichtig, nicht nur für die Bindung, die Klara und Jules im Buch aufgebaut haben, sondern auch für die Zusammenhänge, die mir in dem Film fehlen. Vieles war auch im Buch ebenso verwirrend, gab am Ende aber Aufschluss, was mir hier fehlt. Dazu gehört auch das Erscheinen von Hans-Christian Tannberg (Rainer Bock), Jules' Vater. Wenn ich nicht das Buch gelesen hätte bzw. jener im Film nicht erwähnt hätte, dass er mit Jules verwandt ist, hätte ich nicht gewusst, wer er ist. Für mich war im Film seine Rolle eher ohne Relevanz, ebenso wie die von Dajana (Kristin Suckow), Jules' Freundin, die Selbstmord begangen hat. Ihre kurzen Szenen wirken so, als hätte man teilweise nur noch Material gebraucht, was man reinschneiden musste.

Mein größter Kritikpunkt ist allerdings das abgeänderte Ende, was mich mehr als enttäuscht zurücklässt. Vor einigen Jahren habe ich das Buch "Beim Leben meiner Schwester" gelesen und war vom Ende absolut geschockt, weil ich das nicht erwartet habe. Ich freute mich dann auch auf die Filmadaption, die mich auch enttäuscht zurückgelassen hat, da auch da das Ende komplett geändert wurde. Bei "Der Heimweg" finde ich es sogar noch schlimmer, weil besonders die Verbindung zwischen Jules und seinem Vater, wie auch der Grund für Dajanas Selbstmord und Klara... alles hängt miteinander zusammen, was im Film absolut zerstückelt wird. Zudem wurden auch einige wichtige Details weggelassen, die noch einmal Martins sadistische Art umso deutlicher unterstrichen hätte.

Wie ich eingangs aber schrieb, kann ich verstehen, warum man es geändert hat, gerade weil es seit einigen Jahren die #MeToo-Bewegung gibt und genau das bei dem geänderten Ende zur Geltung kam. An sich würde ich dem auch total zustimmen, wenn es ein Film gewesen wäre, der sich voll und ganz auf das Thema konzentriert hätte. Fitzek betont aber immer wieder, dass seine Psychothriller sich auf die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche konzentrieren und genau das kam beim Film nicht richtig zur Geltung, was sehr schade ist.

Fazit

Vom Trailer her konnte man davon ausgehen, dass "Sebastian Fitzeks Der Heimweg" wirklich eine großartige Adaption wird und das war sie wahrscheinlich auch, wenn man vorher das Buch nicht gelesen hätte. Dann funktionieren die Botschaft und die Aussagen, die besonders in den letzten Minuten im Film zum Tragen kommen. Aber angesichts der Tatsache, dass man bei dem Autor was anderes zu lesen bekommen hat, bleibe ich doch enttäuscht zurück.

Zum großen "Sebastian Fitzek"-Special auf myFanbase

Daniela S. - myFanbase
18.01.2025

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