Your Name. - Gestern, heute und für immer
"Wie ist dein Name?"
Inhalt
Mitsuha (Mone Kamishiraishi / Laura Jenni), die Tochter des hiesigen Bürgermeisters, ist das Leben in der öden Kleinstadt und die religiösen Rituale dort leid. Sie möchte in die Großstadt und etwas erleben. Taki (Ryunosuke Kamiki / Maximilian Belle) unterdessen wohnt in Tokio, weiß aber nicht so recht, wohin es für ihn gehen soll. Mitsuhas und Takis Leben werden schicksalhaft miteinander verbunden, als sie plötzlich ihre Körper tauschen und Mitsuha in Takis Körper und Taki in Mitsuhas Körper aufwacht. Als dieser zufällige Körpertausch mehrmals geschieht, beginnen die beiden, sich damit zu arrangieren und dem anderen Nachrichten zu hinterlassen. So entwickelt sich eine ungewöhnliche Bindung zwischen den beiden, die den Drang verspüren, sich zu treffen. Doch Mitsuha und Taki trennen mehr als nur verschiedene Orte...
Kritik
Der Anime-Film "Your Name. - Gestern, heute und für immer" bzw. im Japanischen schlicht "Kimi no Na wa." (was soviel wie "Wie ist dein Name?" bedeutet) hat seit seinem Kinostart 2016 einen Rekord nach dem anderen gebrochen. Heute ist er der weltweit erfolgreichste Anime-Film aller Zeiten und der zweiterfolgreichste japanische Film aller Zeiten. Wenn man bedenkt, dass die japanische Anime-Industrie jährlich unzählige meisterhafte Werke auf den Markt wirft und trotz aller Rücktrittsankündigungen Ghibli-Mastermind Hayao Miyazaki auch in seinem hohen Alter immer noch den Stift in die Hand nimmt, kann man sich in etwa vorstellen, welches Meisterwerk da im Januar 2018 zunächst an ausgewählten Tagen in 150 deutsche Kinos kam, bevor es aufgrund des großen Andrangs im Februar auch regulär ins Programm genommen wurde.
Wer sich bisher mit dem Schaffen Makoto Shinkais beschäftigt hat, ist nicht unbedingt überrascht darüber, dass "Your Name." von Zuschauern und Kritikern gleichermaßen sehr gut aufgenommen wurde. Angefangen bei dem Kurzfilm "Voices of a Distant Star", gewann bereits sein erster abendfüllender Film, "The Place Promised in Our Early Days" im Jahr 2004 zahlreiche Preise und genießt gemeinsam mit dem Folgewerk "5 Centimeters per Second" auch in Deutschland eine kleine aber feine Fanbase. Zwei Aspekte sind Shinkais Werken gemein – sie sehen wunderschön aus und erzählen eine feinsinnige Geschichte.
So verwundert es nicht, dass "Your Name." einen zunächst vor allem optisch einfach umhaut. Die Farben sind prächtig, der Detailreichtum atemberaubend und gerade der Kontrast zwischen ländlicher Kleinstadt und pulsierender Großstadt wurde wohl noch nie lebendiger animiert als hier. Gerade wenn man wie der Rezensent vor nicht allzu langer Zeit selbst in Japan war und dementsprechend weiß, wie das reale Shibuya oder Shinjuku aussieht, weiß man wirklich zu schätzen, wie realitätsnah die Darstellung auf der anderen Seite ist und wie man sich dennoch die künstlerische Freiheit nahm, so manche Bilder graphisch überzubetonen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Hierzu sehr empfehlenswert im Booklet zur Collector's Edition der Blu-ray: die Diskussion zwischen den einzelnen Hintergrundgestaltern des Films darüber, weswegen es keine Abendszene gibt, in der rötlicher Himmel gezeigt wird, aus Angst, dass damit die optische Wirkung einer anderen, immens wichtigen Szene abnimmt.
Einen wichtigen Unterschied zwischen "Your Name." und Shinkais bisherigen Werken jedoch gibt es – die Story erscheint ein wenig positiver und beschwingter zu sein als beispielsweise im eher melancholischen Dreiviertelstünder "The Garden of Words". Vielleicht ist "Your Name." daher auch auf den ersten Blick ein wenig zugänglicher für ein breites Publikum. Auf den zweiten Blick aber hat Shinkai überhaupt gar kein Interesse, deswegen die Geschichte allzu stringent und vorhersehbar zu gestalten. Es wird mit allerhand Kniffen gearbeitet, um die zeitliche und dramaturgische Chronologie immer wieder zu durchbrechen. Die Geschichte eines Körpertauschs ist alles andere als neu, aber die Art und Weise, wie die Leben von Mitsuha und Taki miteinander verwoben werden, ist höchst innovativ und erfrischend. So ganz kann man Shinkais Drehbuch nie durchschauen, fühlt sich als Zuschauer aber dennoch gleichzeitig nie verloren aufgrund etwaiger gekünstelter Komplexität. Wenn man Shinkai auf Podiumsdiskussionen zuhört, bestätigt dieser vielmehr, wie viel Arbeit es war, die sehr vielschichtige Prämisse möglichst verständlich darzustellen. Klar, am Ende ist "Your Name." vor allem Coming-of-Age-Drama und vorsichtige Liebesgeschichte mit all den bekannten Elementen. Aber es ist wahrlich beeindruckend, wie diese zusammengefügt wurden zu einem derart erfrischenden Filmerlebnis.
In diesem Anime-Werk wie kaum einem anderen final hervorzuheben ist der Soundtrack. Die J-Rock-Band RADWIMPS wurden durch Shinkai auserkoren, mehr als nur ein paar Songs beizusteuern. Nein, sie sollten den gesamten Soundtrack gestalten mit der konkreten Vorgabe, "dass die Musik die Dialoge oder Monologe der Charaktere ergänzen solle". Es wechseln sich Up-tempo-Rocksongs wie "Yume Tōrō / Dream Lantern" oder "Zenzenzense" und gefühlvolle Piano-Balladen wie "Supākuru / Sparkle", die als spezieller Service auf dem Soundtrack auch neben der japanischen Version eine englischsprachige aufweisen, mit emotionalen Instrumentals ab. Für letztere mussten auch schon einmal mehrere Monate und einige Diskussionen zwischen Shinkai und der Band ins Land ziehen, bis der Regisseur zufrieden war. Der Soundtrack ist immer irgendwie präsent, aber nie zu dominant. Vor allem aber macht er nicht den Fehler, eine gewisse Stimmung mit dem Holzhammer unbedingt verstärken zu wollen. Der Soundtrack steht für sich und lässt sich wunderbar auch losgelöst vom Film und dessen Ereignissen hören, gleichzeitig ist er aber integraler Bestandteil der Erfahrung, die sich "Your Name." nennt.
Fazit
"Your Name." ist das beste, was das Anime-Kino in den letzten Jahren zu bieten hatte, eine gefühlvolle Hommage an das Gefühl, sich zu einer Person hingezogen zu fühlen, aber zunächst nicht so recht zu wissen, warum. Es ist ein optisch herausragendes Werk, ein optischer Maßstab für alles, was künftig kommen mag. Vor allem aber ist es eine rührende Geschichte, die all den Erfolg und das überschwängliche Lob verdient wie kaum eine andere. Das hier ist ein Meisterwerk, von dem man auch in 30 Jahren noch reden wird.
Andreas K. - myFanbase
31.05.2018
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: Kimi no Na wa.Veröffentlichungsdatum (Japan): 26.08.2016
Veröffentlichungsdatum (DE): 11.01.2018
Länge: 107 Minuten
Regisseur: Makoto Shinkai
Drehbuchautor: Makoto Shinkai
Genre: Romance, Drama, Animation
Darsteller/Charaktere
Ryunosuke Kamiki / Maximilian Belle
als Taki Tachibana
Mone Kamishiraishi / Laura Jenni
als Mitsuha Miyamizu
Masami Nagasawa / Laura Maire
als Miki Okudera
Etsuko Ichihara / Eva-Maria Lahl
als Hitoha Miyamizu
Ryo Narita / Tobias John von Freyend
als Katsuhiko Teshigawara
Aoi Yūki / Janne Wetzel
als Sayaka Natori
Nobunaga Shimazaki / Benjamin Levent Krause
als Tsukasa Fuji
Kaito Ishikawa / Tobias Kern
als Shinta Takagi
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