Männerhort
"Wir sind hier so."
Inhalt
Wo es früher Gentlemen-Clubs gab, gibt es heute den Männerhort. Das zumindest haben sich Informatiker Eroll (Elyas M'Barek), Ex-Pilot Helmut (Detlev Buck) und Dixi-Klo-Verkäufer Lars (Christoph Maria Herbst) gedacht und ein Privatwohnzimmer in einem Heizungskeller eingerichtet. In diesem treffen sie sich regelmäßig, um Fußball zu schauen, Bier zu trinken und ihren Partnern zu Hause für ein paar Stunden zu entkommen. Denn denen geht es scheinbar nur um Shopping und Kinder. Als Facility-Manager Aykut (Serkan Çetinkaya) die Räumlichkeiten aber zufällig entdeckt, ist Schluss mit lustig, denn dieser will, dass die drei wieder ausziehen – und das so schnell wie möglich. Nun ist es an Eroll, Helmut und Lars, sich zu überlegen, wie sie ihr Refugium vielleicht doch noch retten können.
Kritik
Mittlerweile reicht es, nur den Namen "Elyas M'Barek" im Zusammenhang mit einem neuen Film zu nennen und man kann sich sicher sein, dass die entsprechende Produktion mit ihm zumindest in Deutschland großen Andrang zu erwarten hat. Mittlerweile kann sich der Herr M'Barek durchaus mit namenhaften Darstellern wie Matthias Schweighöfer oder Florian David Fitz messen und talentiert ist er immerhin auch. (Ich denke noch immer daran, dass ich mich vor Lachanfällen bei "Fack Ju Göhte" mitunter nicht mehr einkriegen konnte, obwohl ich dem Film vorher erst etwas skeptisch gegenüber stand.) So war es bald nach Veröffentlichung des Trailers von "Männerhort" klar, dass ich diesen Film auf jeden Fall sehen muss und meine Erwartungen auch entsprechend hoch waren. Vielleicht leider ein bisschen zu hoch.
Besonders gute und dabei auch besonders hochwertige deutsche Komödien gibt es leider nicht so umwerfend viele. Das ist für mich okay, denn meistens will ich sowieso nur für ein paar Stunden gut unterhalten werden und wenn hier und da die Romantik auch nicht zu kurz kommt, ist das auch in Ordnung. Ich erwarte keine cineastischen Meisterleistungen, wenn es um Komödien geht und ich denke, das tun die wenigsten. Allerdings hätte sich in diesem speziellen Fall "Männerhort" gern noch etwas mehr anstrengen dürfen. Mein generelles Problem war hier – ich traue es mich fast nicht zuzugeben – der Humor, der meist weit unter die Gürtellinie zielte und dem, meiner Meinung nach, das Feingefühl fehlte. Viele Sachen werden in dem Film parodiert: das Leben in einer schicken Neubausiedlung, der Shoppingwahn der Frauen und dass Männer immer häufiger von ihren Frauen für diverse Arbeiten abgestellt werden – sprich unter den Pantoffeln der Damen stehen. Das ist soweit ein gutes Konzept, das auch durchaus witzig sein kann. Leider war die Umsetzung es für mich nur selten. Ich hätte mir gewünscht, dass man sich trotzdem mit den Ticks und Macken der Figuren identifizieren kann, einfach weil die Geschichte mit einem kleinen Augenzwinkern erzählt worden wäre und nicht, wie das Endprodukt zeigt, ein paar Mal mit einem Holzhammer auf den Witz eingedroschen wurde, so ganz nach dem Motto: wird schon effektiv sein.
In meinem Fall sollte es also darum gehen, mit den Damen warm zu werden. Bei Cosma Shiva Hagens Figur Connie funktioniert das leider gar nicht, denn unglücklicherweise wurde ihr eine Rolle gegeben, die vor Klischees und nicht-liebenswürdigen Macken nur so strotzt. Man kann ihr Dauershopping (in Läden und online) gut und gerne unter die Kategorie "überspitzte Realität" verbuchen, aber wenn sie mit ihrem Psychoterror loslegt, geht mir das zu weit. Hat hier jemand den Witz dahinter verstanden? Androhung von Selbstmord war, als ich es das letzte Mal überprüft habe, nicht besonders lustig.
Wer sich wiederrum recht gut darstellen kann, ist Lisa Maria Potthoff als die hochschwangere Ehefrau von Lars. Anne ist ein herzensguter Mensch und lässt Lars einige seiner Eskapaden durchgehen, da sie weiß, dass er im Inneren schon ein ganz guter Kerl ist. Obwohl Lars regelmäßig über die Strenge schlägt mit seinen Telefonsex-Kontakten und mitunter sehr rassistischen Sprüchen, liebt er seine Frau – nur möchte er es nicht zeigen. Ich hatte wirklich Probleme, mit Lars warm zu werden und hatte den Eindruck, dass die Filmemacher darauf auch gar keinen großen Wert gelegt haben, sondern die Figur als Sprücheklopfer im Film haben wollten. Ich nehme an, Lars und Stromberg" ähneln sich, zumindest was die Kommentare und Randbemerkungen angeht. (Da ich die Serie "Stromberg" nie gesehen habe, kann ich das nicht kompetent beurteilen. Falls ihr "Männerhort" nach meinem Halb-Verriss aber schaut, dann freue ich mich über eine Auflösung.) Die wären sparsamer gesäter auch besser bei mir angekommen, aber die Fülle war mir einfach zu viel. Allerdings ist Humor nun auch ein sehr subjektiver Faktor, um einen Film zu bewerten und ich gehe davon aus, dass die Scherze bestimmt dem einen oder anderen liegen werden.
Großartig hingegen es Serkan Çetinkaya in seiner Rolle als überkorrekter Hausmeister. Hier wurde alles richtig gemacht: Erst wird sein Charakter so voller typischer Klischees vorgestellt, dass man laut auflachen muss, als herauskommt, dass er die gleichen Probleme teilt wie das Männer-Trio. Ihn scheint seine Lage allerdings nicht so sehr zu stören wie es bei den anderen der Fall ist und es wird schnell klar, dass er seine Marion wirklich liebt. Ich denke, auch Elyas M'Barek hätte den Film bereichern können, wenn man ihm die Chance gegeben hätte, mehr mit seiner Art von Humor zu arbeiten – eben der Witz mit Augenzwinkern, den ich schon angesprochen habe. Leider wird der Ton des Filmes von Christoph Maria Herbst und Cosma Shiva Hagen bestimmt und das ist, wie ich finde, gar nicht gut gegangen.
Etwas zu kurz gekommen ist dummerweise auch Detlev Buck als heimlich pensionierter Pilot mit einem Ehemann zu Hause, von dem seine Kumpels allerdings nichts wissen. Die denken, dass er ebenfalls eine nervige Frau zu Hause sitzen hat, anstatt eines nervigen Mannes. Helmuts Weisheiten sind toll und es ist schade, dass sein Charakter und seine Geschichte leider nur am Rande beleuchtet werden. Das hat mich wirklich geärgert, denn hier hätte man noch einiges an schönen Szenen herausholen können, anstatt ihn ständig auf der Couch herumsitzen zu lassen.
Fazit
"Männerhort" ist alles in allem leider nicht so gut. Hier hätte mal wirklich viel mehr viel besser machen können, denn Potential in der Grundidee und bei den meisten Charakteren war durchaus da. Schade.
Luisa Schmidt - myFanbase
25.09.2014
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: MännerhortVeröffentlichungsdatum (DE): 02.10.2014
Länge: 98 Minuten
Regisseur: Franziska Meyer Price
Drehbuchautor: Rainer Ewerrien, David Ungureit
Genre: Komödie
Darsteller/Charaktere
Elyas M'Barek
als Eroll
Christoph Maria Herbst
als Lars
Detlev Buck
als Helmut
Cosma Shiva Hagen
als Connie
Lisa Maria Potthoff
als Anne
Serkan Çetinkaya
als Aykut
Jasmin Schwiers
als Marion
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