Bewertung
Thorsten Klein

Lost Place

Foto: Copyright: 2013 Warner Bros. Entertainment Inc.
© 2013 Warner Bros. Entertainment Inc.

Inhalt

Die vier Jugendlichen Daniel (François Goeske), Elli (Jytte-Merle Böhrnsen), Thomas (Pit Bukowski) und Jessi (Josefine Preuß) treffen sich im pfälzischen Wald zu einer Online-Schnitzeljagd, auch Geo-Caching genannt. Dabei kommen die beiden letztgenannten nur aus freundschaftlichen Gründen mit auf den Abenteuertrip und sind auch schnell genervt von dem Herumgerenne im Wald. Doch als sie dann ein abgezäumtes, mit Sicherheitshinweisen bestücktes Gelände betreten, auf dem sich auch ein verlassener Campingplatz befindet, geschehen plötzlich mysteriöse Dinge, die mit schon weiter zurückliegenden Wetterexperimenten zu tun haben könnten. Als dann noch ein unheimlicher und verwirrt wirkender Mann auftaucht, beginnen die Ereignisse immer weiter zu eskalieren und aus einer Wanderung im Wald wird ein Kampf ums nackte Überleben.

Kritik

Dem deutschen Kino wird heutzutage immer wieder nachgesagt, entweder nur seichte Komödien oder schwere Dramen mit historischem Hintergrund produzieren zu können. Dabei ist in letzter Zeit von diversen jungen deutschen Filmemachern der Versuch unternommen worden, auch vermehrt Genreproduktionen in die deutschen Lichtspielhäuser zu bringen. So wagte sich die Regisseurin Alex Schmidt mit "Du hast es versprochen" an einem lupenreinen Horrorthriller und der Regisseur Tim Fehlbaum inszenierte mit "Hell" sogar einen apokalyptischen Endzeitthriller. Mit dem Mysterythriller "Lost Place" kommt nun eine weitere Genreproduktion in die deutschen Kinos, die sogar auf hochmoderne Technik setzt und in 3D gedreht wurde. Herausgekommen ist ein interessanter Versuch, etwas frischem Wind in die manchmal eingefahren wirkende deutsche Filmlandschaft zu bringen, der nach einem starken und vielversprechenden Auftakt in der zweiten Hälfte aber immer mehr an Fahrt verliert und die Spannung somit nicht über die ganze Laufzeit aufrechterhalten kann.

Der Verleih wirbt auf den Postern zum Film ganz groß mit dem Attribut "gedreht in 3D". Leider konnte der Rezensent dieser Kritik den Film nur in der 2D-Version sehen und somit auch nur diese beurteilen. Somit rückt natürlich der erzählerische und auch darstellerische Aspekt des Films viel mehr in den Vordergrund, kann dieser doch durch die eingesetzten technischen Tricks nicht noch relativiert werden. Zu den Darstellern ist zu sagen, dass diese ihre Sache sicherlich ganz solide machen, ohne jetzt ganz groß aufzutrumpfen, aber das ist bei den eher einfach gezeichneten Figuren auch gar nicht wirklich möglich. Ein wenig ärgerlich ist aber die gnadenlos zur Schau getragene und inflationär gebrachte Nutzung einer stets unecht und aufgesetzt wirkenden Jugendsprache, die die oftmals gut aufgebaute und auch unheilvoll anmutende Grundstimmung der ersten Hälfte immer wieder ausbremst. Kein Jugendlicher oder Heranwachsender redet so wie die Protagonisten dieses Films.

Die ins immer Unheimlichere und Unheilvollere abdriftete Stimmung, die durch clevere filmische Mittel sehr stimmig umgesetzt wird, gelingt aber tatsächlich äußerst gut und so ist man auch schnell mitten drin im Geschehen und fragt sich, was denn hier eigentlich nicht stimmt. Als dann noch eine weitere Figur eingeführt wird und ganz geschickt mit Verschwörungstheorien gespielt wird, wähnt man sich trotz einiger kleinerer Schwächen, die vor allem die klischeehaften Figuren betreffen, in einem durchaus packend inszenierten deutschen Genrefilm, der innovativer und mutiger ist, als viele andere.

Doch je weiter der Film vorschreitet, desto mehr verliert er irgendwie selbst den Faden. Die gut aufgebaute Grundatmosphäre mündet nicht in einer cleveren Weiterentwicklung der Geschichte, sondern vielmehr in einem immer öder und spannungsfreier wirkenden Durcheinander ohne wirkliche klare Linie oder stringentem Spannungsaufbau. Die Charaktere an sich und auch die sehr konstruiert und unglaubwürdig wirkende Liebesgeschichte führen nicht dazu, dass man als Zuschauer wirklich aktiv mitfiebert und auch sonst weiß man mit der groß angelegten mysteriösen Verschwörungsstory irgendwann auch nicht mehr viel anzufangen. So enttäuscht und langweilt das kaum spektakulär inszenierte Finale irgendwann auch nur noch. Ein effektiver und sich immer weiter steigernder Spannungsaufbau sieht anders aus.

Fazit

Mit "Lost Place" versucht das deutsche Kino mal wieder etwas anderes und fährt mit diesem als Mysterythriller angelegtem Genrefilm damit auch eine Weile ganz gut, bis dem Ganzen dann aber leider viel zu schnell die Luft ausgeht. Was bleibt, ist ein netter Versuch, der alles in allem dann aber doch als gescheitert betrachtet werden muss. Schade um die durchaus guten und vielversprechenden Ansätze und die jungen, stets bemüht wirkenden Nachwuchsschauspieler, bei denen Josefine Preuß wohl die mit Abstand bekannteste sein dürfte.

Moritz Stock - myFanbase
18.09.2013

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