Bewertung
Alexandra Schmidt

Du hast es versprochen

"Für immer!"

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Inhalt

In ihrer Kindheit waren Hanna und Clarissa beste Freundinnen und verbrachten die Sommer regelmäßig auf einer Ferieninsel, auf der sie ausgelassen im Wald spielten und sich gegenseitig schaurige Geschichten erzählten. Doch irgendwann verloren die Freundinnen den Kontakt zueinander und erst im Erwachsenenalter werden die beiden durch einen Zufall wieder zusammengebracht. Hanna (Mina Tander) ist inzwischen Mutter einer Tochter, arbeitet als Ärztin und hat mit der Untreue ihres Mannes zu kämpfen. Als sie an ihrem Geburtstag für einen Notfall in die Klinik gerufen wird, trifft sie dort Clarissa (Laura de Boer) wieder, die aufgrund einer Überdosis Schmerztabletten eingeliefert wurde. Nach dem freudigen Wiedersehen beschließen die beiden kurzerhand, zusammen mit Hannas Tochter Lea Urlaub auf der Ferieninsel ihrer Kindheit zu machen. Doch der erhoffte geruhsame Urlaub wird immer mehr zum Alptraum, als längst verdrängte Kindheitstraumata sich langsam den Weg an die Oberfläche bahnen.

Kritik

Das deutsche Kino steht in den Augen der Masse für leichte und romantisch angehauchte Komödienkost der Marke Til Schweiger. Lupenreines Genrekino hat da einen eher schweren Stand, auch wegen der komplizierten deutschen Filmförderungsstrukturen, bei denen Filme abseits von leichten Komödien oder Geschichtsaufarbeitungsdramen einen schweren Stand haben. Im letzten Jahr hat es der deutsche Regisseur Tim Fehlbaum trotzdem versucht und mit "Hell" einen echten Endzeitthriller mit Horrorelementen inszeniert, der zwar nicht frei von Schwächen war, aber trotzdem Mut bewies und das deutsche Kino ein wenig in eine neue Richtung bewegte. Dies will die Regiedebütantin Alexandra Schmidt mit ihrem Psychohorrorfilm "Du hast es versprochen" jetzt weiterführen und inszeniert einen schaurig-schönen und hochästhetisierten kleinen Schocker, dessen holprige Erzählstruktur leider nicht mit der starken filmischen Bildsprache mithalten kann.

Der Beginn des Films, in dem kurze und höchst atmosphärische kleine Rückblicke in die Kindheit der Hauptprotagonistin gezeigt werden, haben eine schon fast soghafte Wirkung, die für ansprechende erste Minuten sorgen. Danach kommt der Hauptplot aber lange nicht wirklich in Fahrt und bremst sich teilweise selbst aus. Die kurze und ziemlich oberflächliche Einführung der Hauptfiguren, bei der schnell ein paar Klischees aneinandergereiht werden, ist da die erste Enttäuschung, die auch nicht mehr verfliegt, da die Charakterisierung der zentralen Hauptfigur der Hanna nie wirklich an Tiefe gewinnt, was teilweise auch an der hölzernen Darstellung von Hauptdarstellerin Mina Tander liegt, der es auch nicht gelingt, dem Charakter mehr Kraft zu verleihen.

Verlagert sich die Handlung dann auf die Ferieninsel, wird zunächst mit ein paar klassischen Horrorelementen gearbeitet, die auch eine recht schaurige Atmosphäre entstehen lassen, die von der stilsicheren Inszenierung noch weiter verstärkt werden und die Spannungsschraube zumindest ein wenig anziehen, wobei es trotz allem immer noch zu viele Längen und nichtssagende Momente gibt, die das Erzähltempo in regelmäßigen Abständen ausbremsen und so keine wirklich funktionierende Erzählrhythmik entstehen lassen. Je weiter die Handlung fortschreitet und je mehr Geheimnisse offenbart werden, desto spannender und aufregender wird auch der Film, bei dem die finale Wendung einen dann auch wirklich überrascht und das Publikum wohl spalten wird.

Die Wandlung von klassischem Horrorfilm zum wilden Psychothriller gelingt dann auch recht gut, wobei nach der Offenbarung der zentralen Wendung eben jene noch viel zu deutlich und langwierig aufgedröselt wird, was dem Ganzen dann doch ein wenig die explosive Sprengkraft raubt. Ein weiteres erzählerisches Problem ist der Umstand, dass Regisseurin Schmidt einfach nicht zum Ende kommen will. Einige starke Schlussmomente lässt sie liegen und hängt immer noch eine weitere Szene dran, bis das wirkliche Ende dann eher blutarm ausfällt. Schauspielerisch überzeugt vor allem die bisher im Kino noch nicht groß in Erscheinung getretene Berlinerin Laura de Boer, die mit ihrem intensiven Spiel die meisten Szenen an sich reißt und ihren Konterpart oft sehr blass aussehen lässt. Auch gut gefällt ist die mit Max Riemelt und Katharina Thalbach prominent besetzte Nebendarstellerriege.

Fazit

Der Versuch eines Horrorfilms aus deutschen Landen ist ein durchaus ehrenwerter und auch mutiger Ansatz, den Regisseurin Schmidt in der audiovisuellen Umsetzung auch überaus gut umsetzt, nur erzählerisch weist ihr Kinodebüt über die gesamte Laufzeit einfach zu viele Schwächen auf, die die durchaus ambitionierte Geschichte über die prägende Kraft der Kindheit viel zu oft ausbremsen. Trotz einiger gelungener Momente leider insgesamt dann doch nur durchschnittliche Kinokost.

Moritz Stock - myFanbase
31.12.2012

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