Bewertung
Faruk Aksoy

Battle of Empires - Fetih 1453

"Meine Vorfahren haben mich etwas sehr Wichtiges gelehrt, Halil: Geschichte zu schreiben, ist keine Aufgabe für Feiglinge."

Foto: Copyright: 2012 ASCOT ELITE Home Entertainment GmbH
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Inhalt

Im Jahre 1451 übernimmt der erst 18-jährige Mehmed II. (Devrim Evin) die Regentschaft des Osmanischen Reiches. Der junge Sultan wird zunächst sowohl von den seinen politischen Gegnern wie auch dem eigenen Volk als schwach eingeschätzt. Doch noch ahnt der byzantinische Kaiser Konstantin XI. (Recep Aktug) nichts von den übergroßen Plänen des jungen Mehmeds. Eines Tages will dieser das erreichen, woran sein verstorbener Vater einst scheiterte, und durch die Eroberung von Konstantins Hauptstadt Konstantinopel endgültig ein Weltreich errichten. Dem Sultan steht eine gewaltige Herausforderung bevor, denn es gilt eine Stadt einzunehmen, deren kolossale Mauern den Ruf haben, unüberwindbar zu sein.

Kritik

Seit 1930 trägt Konstantinopel den Namen Istanbul - heute ist die Stadt eine aufregende, faszinierende Metropole sowie das türkische Medien-, Handels-, Finanz- und Kulturzentrum. Die Geschichte ihrer fast 600 Jahre zurückliegenden Eroberung markiert einen wichtigen Punkt in der Historie und bietet sich daher an für eine epochale, filmische Aufarbeitung. Die Produktion "Battle of Empires – Fetih 1453" verschlang 16 Millionen Dollar und damit mehr als je ein türkisches Werk zuvor. Das Endergebnis beweist: Ein großzügiges Budget macht noch lange keinen guten Film aus.

Eine gekonnte Einführung der zahlreichen Figuren und mehrere Nebenhandlungsstränge will "Battle of Empires – Fetih 1453" einfach nicht gelingen. Zu verworren ist der Erzählansatz, vor allem zu Beginn des Geschichtsdramas, zu eindimensional sind die Protagonisten konzipiert. Fehlendes Facettenreichtum wirkt sich besonders bei der Hauptfigur Mehmed kontraproduktiv für die emotionale Anteilnahme aus. Mehr Mut zu Ecken und Kanten bei der Gestaltung dieses Charakters sowie eine weniger starke Heroisierung, ja religiöse Überhöhung, hätten dem Filmvergnügen sicherlich gut getan. Wer will, mag sich an den prachtvollen Kostümen und der gelungenen Ausstattung erfreuen, aber auch sie können nicht über die sich rasch breit machende Langeweile hinwegtäuschen. Als besonders auffälliger Makel erweisen sich zudem die sichtlich aus dem Computer stammenden Effekte. Besonders ein mies animierter Falke wirkt da mehr peinlich denn majestätisch. Zudem nerven der aufgesetzte Pathos und das zuweilen übertriebene Spiel mit Zeitlupe.

Es sind die großen Schlachtszenen, die "Battles of Empires – Fetih 1453" gehörige Pluspunkte einbringen. Endlich gelingt es dem Film, das Publikum zu packen. Nur leider kommt dies deutlich zu spät, um über die großen Schwächen hinwegzutäuschen. Angesichts des mangelnden Unterhaltungswerts wiegt die einseitige Darstellung der historischen Ereignisse schwerer, als sie es sonst täte. Natürlich hat man es hier nicht mit einer aufwendig recherchierten Reportage, sondern einem Spielfilm zu tun, der sich daher nicht zwingend an die Fakten halten muss. Und natürlich ist es nicht verwerflich, die Schandtaten der Kreuzritter bildlich grausam darzustellen. Nur bleibt nach Filmende ein unangenehmer Beigeschmack, wenn man in den vergangenen 156 Minuten zwar Zeuge wurde, wie Christen muslimische Dörfer überfielen und deren Einwohner entweder niedermetzelten oder auf dem Sklavenmarkt verhökerten, während die geschichtlich dokumentierten gewalttätigen Aktionen der Osmanen nach dem Fall Konstantinopels (Plünderungen, Massaker an der Zivilbevölkerung) komplett ausgespart bleiben.

Die Schauspieler indes verstehen zu gefallen. Der 1978 geborene, attraktive Devrim Evin geht zwar als Jüngling nun wirklich nicht durch, spielt aber mit großer Leidenschaft. Kaum zu glauben, dass er hier sein Filmdebüt gibt. In der Rolle seines Großwesirs Çandarli Halil Pasha überzeugt der bereits in zahlreichen deutschen TV-Produktionen aufgetretene Erden Alkan. Bemüht spielen in weiteren wichtigen Nebenrollen Dilek Serbest und Ibrahim Çelikkol gegen die flache Charakterzeichnung an, während Recep Aktug genussvoll den arroganten Kaiser gibt.

Fazit

Merke, bei einem unterdurchschnittlichen Drehbuch können auch gute Akteure, starke Schlachtsequenzen, opulente Äußerlichkeiten und tolle Kostüme nicht viel retten. So versinkt das kaum berührende "Battle of Empires – Fetih 1453" hauptsächlich in Ödnis und Pathos.

Maren Langos - myFanbase
06.11.2012

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