Bewertung
Jaume Balagueró

Sleep Tight

"Machen wir uns doch nichts vor, sie werden auch nicht jünger. Sie sind ganz alleine, haben keine Kinder. Es muss schon einsam sein, ganz alleine in der großen Wohnung zu leben."

Foto: Copyright: © 2012 Senator Film
© © 2012 Senator Film

Inhalt

César (Luis Tosar) ist Hausmeister eines größeren Mehrfamilienhaus und Bürogebäudes, und kümmert sich zudem noch um seine kranke Mutter, die im Krankenhaus an das Bett gefesselt ist. Er selbst wohnt im Untergeschoss des Gebäudes, während die schöne Clara (Marta Etura) in einem der Obergeschosse ihre Wohnung hat. Während sie und alle anderen Mitbewohner mit der Arbeit von César sehr zufrieden sind, regt sich sein Arbeitgeber immer wieder darüber auf, dass er zu spät zur Arbeit erscheint und sieht in ihm einen schlechten Einfluss. Damit soll er recht behalten, denn hinter der Fassade von César befindet sich eine kranke Persönlichkeit. Er schleicht sich jeden Abend heimlich in die Wohnung von Clara, legt sich unter ihr Bett, und wartet darauf bis sie einschläft. Er verfolgt nur ein Ziel: Er möchte das Lachen aus dem Gesicht von Clara verschwinden lassen, und das mit allen Mitteln.

Kritik

"Schlaf schön!" Dieser Titel wirkt zunächst nach nichts Bedrohlichem, denn es gibt nur wenige Dinge im Leben, die einem Menschen eine größere Entspannung und Ruhe geben können, als der Schlaf. Umso grotesker wirkt der Titel aber dann, wenn sich herausstellt, wovon dieser Film überhaupt handelt: einem eigentlich unvorstellbaren Einbruch in die Privatsphäre des Individuums, der gesichtsgebenden Grausamkeit von Realität und Wirklichkeit als auch dem monströsen Drang, die Lebensfreude und Liebe aller Lebewesen zu zerstören.

Dabei beginnt der Film recht harmlos in seiner Darstellung. Ein Mann steht früh morgens auf, begibt sich mit dem Aufzug nach unten, duscht und erscheint dann anschließend als Hausmeister bei der Arbeit. Doch schnell ereignen sich merkwürdige Dinge, die dem ganzen ruhigen Schein die Daseinsberechtigung nehmen. Der Hausmeister begrüßt die Frau, neben welcher er gerade eben noch geschlafen hat, so, als ob er dieser nicht wirklich nahe steht. Einem Kind zahlt er, warum auch immer, eine Menge Geld, damit dieses still bleibt, und die kranke Mutter des Hausmeisters kann den Anblick ihres Sohnes nicht ertragen, wenn er sie besuchen kommt. Da fragt sich der Zuschauer zurecht, welches Spielchen hier getrieben wird.

Die heile Stimmung wird schnell getrübt, im Anblick dessen, was der Hauptdarsteller Luis Tosar hier abliefern muss, was der italienische Autor Alberto Marini im als Drehbuch vorgesetzt hat. Es ist die Darstellung eines durch und durch bösen Menschen, welcher nach Außen hin aber ruhig, Ffreundlich und hilfsbereit wirkt. Durch die herausragende Leistung des Hauptdarstellers kommt es seltsamerweise dazu, dass der Zuschauer mit dem bösen Charakter César mitfiebert, wenn er beispielsweise kurz davor ist, bei seinen Taten aufzufliegen. Diese Taten, insbesondere das Verschwinden des Lächelns aus dem Gesicht der schönen Clara, im Übrigen ordentlich gespielt von Marta Etura, sind jeder Zeit durchdacht und verfolgen einen lang andauernden Prozess. Anfangs sind seine Taten eher harmlos, steigern sich aber im Verlauf des Filmes. Selbst dann, wenn der Zuschauer denkt, das sei der Höhepunkt, wird noch einmal richtig aufgetrumpft.

Natürlich hat das Drehbuch kleine Schwächen, die aber zu verzeihen sind, weil Regisseur Jaume Balagueró, bekannt durch den Film "REC", seine volle Konzentration in diesen Film gesteckt hat, um diese durch eine exzellente Kameraführung, Schnitttechnik und Beobachtungsgabe für kleine Details, zu vertuschen. Damit kann wahrlich gesagt werden, dass die spanischen Filmschaffenden mehr als in der Lage sind, ausgezeichnete Film zu drehen. Ihr kleiner Vorteil scheint wohl zu sein, dass sie kein Blatt vor den Mund nehmen, jede noch so kleine Unmenschlichkeit in vielen Facetten zeigen, und dazu noch den Mut aufbringen, den Zuschauer selbst als das schlimme Wesen abzubilden. Schließlich sind sie es, die sich diesen Horror-Thriller anschauen, die Taten von César als schlimm empfinden, aber gleichzeitig hoffen, dass er nicht erwischt wird. Eigentlich ein ziemlich kranker Gedanke.

Fazit

Grandioses Schauspiel aus Spanien und eine düstere Abbildung des erbarmungslosen Menschen, welcher sich nicht scheut, jeden in seiner Umgebung in tiefes Unglück zu stürzen. Einen solchen Thriller hat uns die Hollywood-Schmiede noch nie geboten, wodurch sich das Schauen erst recht lohnt.

Ignat Kress - myFanbase
19.06.2012

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