Bewertung
Nikolaj Arcel

Königin und der Leibarzt, Die

"Ich, König Christian VII., erkläre hiermit den Krieg gegen die Scheiße"

oder: "Warum musste ausgerechnet ich diese langweilige Gans abkriegen? Ich will eine lustige Königin!"

Foto: Copyright: Copyright MFA+ FilmDistribution e.K.
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Inhalt

Mitte des 18. Jahrhunderts: Der dänische König Christian VII. (Mikkel Boe Følsgaard) regiert mit kindlicher Hand. Recht und Ordnung sind ihm mehr oder weniger egal. Für ihn zählt nur sein Spaß. So feiert er Nächte lang durch, betrinkt sich und nutzt Dienste von Prostituierten. Abgeordnete regieren für ihn das Land. Selbst eine Hochzeit mit Caroline Mathilde (Alicia Vikander) ändert nichts an dieser Situation. Schließlich wird Christian der VII. für schwachsinnig erklärt und lernt auf diesem Wege den deutschen Armenarzt Johann Struensee (Mads Mikkelsen) kennen. Dieser scheint irgendwie zum dänischen König durchzudringen und zwischen den beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft. Struensee trifft schließlich durch Christians Einfluss politische Entscheidungen und kann im Land viel verändern. Dass jedoch ein Deutscher Einfluss auf ihr Land hat, wollen die Abgeordneten nicht zulassen und bringen die Bevölkerung gegen ihn auf. Zusätzlich belastet die immer tiefer werdende Beziehung zu der Frau des Königs Struensees Situation.

Kritik

Generell kann ich mit historischen Filmen recht wenig anfangen. Doch dieser hier ist irgendwie anders. Neben den geschichtlichen Aspekten geht es viel um zwischenmenschliche Beziehungen und um Freundschaft, Loyalität und Intrigen. Besonders schön finde ich, dass jede Handlung und sei sie eigentlich noch so verwerflich, irgendwie auch nachvollziehbar ist. Die Königin lässt sich eben auf Struensee ein, denn von ihrem Mann wird sie missachtet und betrogen. Struensee verliebt sich ebenfalls in Caroline Mathilde und lässt es zu, denn er weiß, sein Freund, der König, hat kein Interesse an ihr. Im normalen Leben ließe sich die Situation recht einfach klären, wenn da nicht die Adelspflichten und die Macht der verschiedenen Figuren wären.

Mit Mads Mikkelsen, dem berühmten Bond-Gegenspieler, ist dieser dänische Film hochkarätig besetzt. Doch schauspielerisch stellt Mikkel Boe Følsgaard seine Kollegen in den Schatten. Er begeistert mit einer Authentizität, die einen aus dem Kinosessel wirft. Absolut überzeugend spielt er den bescheuerten, albernen, egoistischen, kindlichen König, der einem eigentlich durch und durch unsympathisch sein müsste. Doch irgendwie ist er es nicht. Man beginnt schnell Verständnis zu entwickeln für einen jungen Mann, der nie erwachsen werden konnte, der es einfach nie gelernt hat, andere zu respektieren. Irgendwann findet man sogar positive Eigenschaften in ihm und das, obwohl er dies eigentlich nie offen zeigt. Følsgaard haucht diesem facettenreichen Charakter so viel Leben ein, dass er trotz seiner eigentlich unmenschlichen Art menschlich wirkt. So, als würde man ihn kennen und verstehen. Meiner Meinung nach wurde er auf der Berlinale 2012 mehr als verdient für diese Rolle mit dem silbernen Bären für den besten Hauptdarsteller ausgezeichnet.

Die Geschichte entwickelt sich unaufhörlich und nimmt stetig an Spannung zu. Doch am besten hat mir gefallen, dass auch der Humor nie zu kurz kommt. Die unbeholfene und dämliche Art des Königs bringt einen zum Schmunzeln und ich bin mir sicher, dass seine Lache Filmgeschichte schreiben wird. Auch die Machart des Films ist sehr angenehm. Die Kameraführung ist meist gut und kann hier und da sogar ein paar Kniffe einbauen. Die Musik ist passend gewählt. Und immer wieder war ich überrascht, wie angenehm mich der Film unterhalten hat, obwohl ich mit Geschichte nun wirklich nichts anfangen kann.

Es gibt meiner Meinung nach sehr wenige Schwachstellen. Der Film hat hier und da einige Längen. Neben Følsgaard stehen die anderen Schauspieler etwas blass da und die Rolle der Königin hätte für mich etwas mehr Würze haben können. Am meisten hat mich dann doch die Übersetzung des Titels gestört. Während der Originaltitel "En kongelig affære" fluffig von der Zunge gleitet, stolpert man über den deutschen Deppentitel "Die Königin und ihr/der (man ist sich wohl nicht einig) Leibarzt".

Fazit

Alles in allem ist der Film ein überraschend guter Historienfilm, der neben ein bisschen Geschichte viel Handlung, Spannung und Witz aufweisen kann. Allein um die Leistung Følsgaards zu sehen, sollte man ihn nicht verpassen. Es ist kein überragender Blockbuster, der durch und durch fesselt, doch insgesamt bietet er sehr solide Unterhaltung. Schön sind die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Gewissenskonflikte, die man stets miterlebt. Ich werde mir den Film, wenn er auf DVD erscheint, sicher gerne noch ein zweites Mal ansehen und bin gespannt auf die Synchronisation der mitreißenden Lache des Königs.

Janina Funk - myFanbase
03.05.2012

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