Bewertung
Oliver Ziegenbalg

Russendisko

"Gegen Liebeskummer hilft Wodka mit Honig und Pfeffer. "

Foto: Copyright: 2012 Universal Pictures Germany
© 2012 Universal Pictures Germany

Inhalt

Kurz nach dem Mauerfall 1989 bietet die DDR an, russischen Juden Asyl zu gewähren. Die Gelegenheit packen die drei Freunde Wladimir (Matthias Schweighöfer), Mischa (Friedrich Mücke) und Andrej (Christian Friedel) beim Schopf und gehen zusammen nach Berlin, um dort ein besseres Leben als in Russland zu führen. Zunächst kommen die drei aber in einem überfüllten Asylantenwohnheim unter. Waldimir weiß zwar noch nicht so recht, was er in der neuen Heimat tun will, unterstützt aber Mischa dabei, als Musiker Karriere zu machen und Andrej dabei, reich zu werden. Da Mischa aber kein Jude ist, ist seine Aufenthaltsgenehmigung begrenzt und die Freunde müssen sich auch bald mit dem Problem auseinander setzen. Dabei lernen sie die Balletttänzerin Olga (Peri Baumeister) und ihre Freundin Hanna (Susanne Bormann) kennen.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Wladimir Kaminer.

Kritik

Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke zusammen in einem Film – dass das gut funktioniert, konnte man schon in "Friendship!" sehen und nun spielen sie in "Russendisko" wieder Seite an Seite. Auch wenn Matthias' aktuellere Filme immer nach einem bestimmten Schema abliefen, waren meine Erwartungen in diesen Film doch relativ hoch.

Wie das eben immer so ist, wurden meine Erwartungen dann doch enttäuscht. Dabei lag es nicht einmal an der Leistung der Schauspieler, denn die haben durch die Bank weg ihre Sache wirklich gut gemacht. Was mich aber störte war, dass die Geschichten um die drei Hauptcharaktere ohne erkennbaren Sinn und Zweck erzählt wurden. Mir fehlten ein Handlungsbogen und auch ein gut erkennbarer Wendepunkt in der Gesamtgeschichte; das war beides nicht vorhanden. Ich kam mir eher so vor, als würde ich eine Dokumentation sehen anstatt eines Spielfilms: Die verschiedenen Handlungen wurden einfach so ohne große Verbindung zueinander herunter erzählt. Ich kenne zwar das Buch nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass ein solcher Erzählstil sich dafür ganz gut macht. Aber für eine Kinoproduktion fand ich die Herangehensweise einfach unpassend, da hätte man sich als Regisseur vielleicht einfach mehr an dem Recht auf künstlerische Freiheit bedienen sollen und vor allem der Titel verspricht mehr, als er schließlich hält. Die sogenannte "Russendisko" wird, wenn man die Zeit großzügig aufrundet, erst in dem letzten Viertel des Films thematisiert. Da wäre es einfach schöner gewesen, wenn man hier mehr Zeit in den Aufbau der Disko investiert hätte als beispielsweise in Wladimirs Anbändelung mit Olga. Die Prioritäten wurden hier nicht sicher genug gesetzt – denn natürlich musste unbedingt eine Liebesgeschichte im Film vorkommen, die von Erfolg gekrönt ist. Ohne so etwas kommen Kinoproduktionen ja heute scheinbar nicht mehr aus.

Was ich aber sehr mochte, waren die Interaktionen zwischen den Freunden. Dass Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke eine gute Chemie haben, ist ja, wie erwähnt, nichts Neues. Christian Friedel macht die Gruppe dann rund und so sind die Szenen mit den dreien zusammen die besten des Filmes und machen den Charme aus, den man trotz der merkwürdigen Handlungsabfolge im Gedächtnis behält. Vor allem Friedrich Mücke kann wieder überzeugen, denn seine persönliche Geschichte mit und in Deutschland fand ich in dem Film am besten. Als er des Landes verwiesen werden soll, versucht er wirklich alles, um eine Aufenthaltsberechtigung zu bekommen – was, nebenbei bemerkt, für viele tolle Szenen zwischen den Freunden sorgt, denn die unterstützen ihn, wo es nur geht. So albern sie herum, Mischa solle doch eine deutsche Frau heiraten und schließlich versucht er sogar, zu Hanna eine Beziehung aufzubauen. Dass hier natürlich nicht alles wie geplant abläuft, ist klar und war für mich die gelungenste Handlung im ganzen Film und war dann auch noch dafür verantwortlich, dass der Film bei mir nicht als Totalausfall abschnitt.

Fazit

Punkten können in dem Film eigentlich nur die drei Hauptdarsteller durch ihre Freundschaft zueinander, die man sich einfach gern ansieht. Die Handlungen weisen aber keinen roten Faden auf und lassen, bis auf wenige Ausnahmen, meist zu wünschen übrig. Da ich aber ein Fan von tollen Charakteren bin, bin ich noch großzügig und gebe "Russendisko" fünf Punkte.

Luisa Schmidt - myFanbase
11.04.2012

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